Die Bislicher Insel bei Xanten ist eine der letzten intakten Auenlandschaften Deutschlands und ein wichtiges Rückzugsgebiet für Zugvögel. Dass mittlerweile viele Gänse in NRW überwintern, ist bekannt. Und bei Busexkursionen konnten Besucher die weit gereisten Tiere am Niederrhein schon länger beobachten. Seit Januar 2016 werden auf der Bislicher Insel jetzt auch Führungen zu Fuß angeboten. Dabei spazieren die Teilnehmer „im Gänsemarsch“ durch die märchenhafte Landschaft und erleben das Naturschauspiel der Wildgänse auf der Bislicher Insel aus nächster Nähe.
Märchenhafte Flusslandschaft
Sattgrüne Wiesen, die von Kopfweiden gesäumt werden. In ihrer Mitte liegen kleine Seen, die vor lauter Gänsen fast schwarz sind. Und von überallher ertönt ein vielstimmiges Geschnatter. Die Bislicher Insel bei Xanten ist ein ganz besonderer Ort, denn hier ist die ursprüngliche Fauna und Flora der Auenlandschaft noch intakt.
Wildgänse auf der Bislicher Insel
Auen sind Überschwemmungsgebiete, die sich durch eine besonders große Artenvielfalt auszeichnen. Am linken Niederrhein zwischen Xanten und Wesel gelegen, ist das 1.200 Hektar große Naturschutzgebiet der Bislicher Insel deshalb ein wichtiges Refugium für Zugvögel. Dass sich die arktischen Wildgänse hier besonders wohlfühlen, liegt an den großen Weideflächen und zahlreichen Gewässern. Geschützt vor Füchsen verbringen die Tiere auf ihnen die Nächte. Gut 25.000 Gänse wissen diese Annehmlichkeiten mittlerweile zu schätzen und überwintern Jahr für Jahr im Naturschutzgebiet.
Per Pedes durchs Gänseland
Bei den neuen Fuß-Führungen bekommen Besucher einen intensiven Einblick ins Gänseleben. Geleitet werden die Exkursionen von Niederrhein-Guide Andrea Schulze. Ausgestattet mit Ferngläsern marschiert die Gruppe vom Infozentrum der Bislicher Insel zu den besten Aussichtspunkten. Dabei achtet die Expertin stets darauf, dass ein Sicherheitsabstand zu den Vögeln gewahrt wird. Denn jeder erneute Start kostet die erschöpften Tiere viel Kraft.
Kuriose Gänse-Fakten
Dank der richtigen Justierung der Ferngläser wird die Gänseschau zum Erlebnis. Denn die Teilnehmer können die Tiere beim Baden und Putzen beobachten. Die meiste Zeit geht bei Gänsen allerdings fürs Futtern drauf: Um ausreichend Energie zu bekommen, müssen sie täglich ein Drittel ihres Körpergewichtes fressen. Bei einem Gewicht von drei Kilo – was eine Graugans locker auf die Waage bringt – müssen die Tiere also fast ein Kilo Gras am Tag vertilgen. Ein langwieriges, aber notwendiges Geschäft. Denn zum Fliegen benötigen die Tiere unglaublich viel Kraft – sind sie doch mit 60 km/h unterwegs.
Anfliegende Wildgänse auf der Bislicher Insel
Immer wenn eine neue Gänsegruppe im Anflug auf die Bislicher Insel ist, zücken die Exkursionsteilnehmer eilig ihre Kameras. Denn jeder Teilnehmer möchte natürlich ein Bild vom Formationsflug mit nach Hause nehmen. Gänse, so erzählt die Expertin, fliegen grundsätzlich als „V“ oder als „Eins“ am Himmel. Dadurch lassen sie sich auch auf Distanz von anderen Zugvögeln unterscheiden.
Wildgänse auf der Bislicher Insel – verirrte Meeresgänse
Auf der Bislicher Insel überwintern übrigens überwiegend Blässgänse. Sie verlassen bereits Ende August ihre Brutplätze in der Tundra und erreichen drei Monate später den Niederrhein. Zu ihnen gesellen sich Saat- und Graugänse. Alle Drei haben ein graues Federkleid. Was es für Laien nicht einfach macht, sie zu unterscheiden. Hier und da bewegt sich aber auch etwas Schwarz-Weißes zwischen all dem Grau. Das ist dann in der Regel eine Weißwangengans. Sie hat einen schwarzen Hals und ein weißes Gesicht und gehört zur Gruppe der Meeresgänse. Nach den Führungen ist man ein kleines bisschen schlauer und froh, wenn die erste sichere Identifikation gelingt.
Literaturtipp
In meinem neuen Reiseführer „Schönes NRW – Die schönsten Wildtier-Beobachtungen“ (Auf Amazon ansehen) berichte ich von den arktischen Wildgänsen und auch von allen anderen wilden Tieren, die zeitweise oder dauerhaft in NRW siedeln. Sie werden überrascht sein, wer sich an Rhein und Ruhr so alles wohl fühlt. Und welche Exkursionen mittlerweile etwa vom NABU angeboten werden – ich habe sie alle mitgemacht und kann so authentisch berichten.
Wildtiere in NRW
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