Schmetterlingen geht es wie den meisten Menschen: sie mögen Licht und Wärme. Bei Temperaturen um die 20 Grad schwärmen die Schönheiten aus und bevölkern das nicht minder schöne Urfttal in der Kalkeifel. Das Tal liegt südlich von Nettersheim und ist für sein großes Falter-Vorkommen bekannt. Nirgendwo sonst in NRW gibt es so viele Arten und Individuen. Wer sich einer der Schmetterlingsexkursion im Urfttal anschließt, wird schnell begeistert sein: Denn die Wilde Eifel bietet ist ein ganz intensives Naturerlebnis.
Exkursion ins blühende Tal
Im verwunschenen Urfttal bietet sich ein einmaliges Farbenspiel: Der braunorange Kaisermantel sitzt auf knallgelben Butterblumen. Das schwarz-weiße Schachbrett hat es sich auf einer dunkelblauen Glockenblume bequem gemacht. Und der kleine Perlmuttfalter ist vom duftenden Thymian angelockt worden. Farbenpracht, urwüchsige Natur und fachkundige Begleitung machen die Touren zum Erlebnis.
Faszinierende Gestaltenwandler
Vier Mal pro Jahr startet Hartmut Voßwinkel zur Schmetterlingsexkursion. Der Autodidakt hat die Welt bereist und überall spektakuläre Naturbeobachtungen gemacht – doch sein Herz gehört den heimischen Faltern in der Eifel. Und dass mit gutem Grund: sowohl die Landschaft, als auch die Artenvielfalt im Urfttal sind außergewöhnlich.
Ihre Metamorphose macht Schmetterlinge für uns so faszinierend – wie aus unscheinbaren Raupen und Puppen filigrane Falter entstehen, hat die Menschen seit jeher inspiriert. Schmetterling, Butterfly, Papillon – in vielen Sprachen tragen die Tiere besonders schöne Namen und finden sich in Literatur und Poesie wieder. Wer Inspiration für die eigene Fantasie sucht, braucht nur das Urfttal zu besuchen. Zwischen Frühjahr und Herbst sind in der Region etwa 70 tagaktive Schmetterlingsarten anzutreffen. Allerdings fliegen die einzelnen Arten nur für kurze Zeit.
Erst die Hochzeit, dann der Tod
Denn wenige Wochen nach ihrem Hochzeitstanz sterben die meisten Schmetterlinge bereits wieder. Viele Weibchen sind von der Eiablage sogar so erschöpft, dass sie nur sieben bis 21 Tage leben. Die besten Monate, um sich an den fragilen Faltern zu erfreuen, sind Juni, Juli und August. An sonnigen Tagen ist die rund vierstündige Führung ein besonderes Vergnügen, denn je weiter die Gruppe ins Tal kommt und je mehr Sonnenstrahlen auf den Boden treffen, desto mehr Schmetterlinge setzen sich in Bewegung. Erst sind es nur vereinzelte Exemplare. Dann umschwirren dutzende Arten die Ausflügler. Einige sind sehr flüchtig und bereits in der Luft, bevor die Teilnehmer sie fotografieren können. Andere scheinen das Posieren zu genießen und verweilen so lange auf einer Blüte, bis auch das letzte Bild gemacht ist.
Wilde Eifel – Das große Flattern im Urfttal
Unterwegs erzählt Hartmut Voßwinkel viele spannende Details. Etwa, dass Männchen vor den Weibchen ihrer Art schlüpfen. Dadurch ist gewährleistet, dass sie bei ihrem Hochzeitsflug nicht den eigenen Schwestern begegnen, sondern sich auf Suche nach Geschlechtspartnern begeben müssen. Ihr Weg führt sie dann in entfernte Reviere und zu nicht verwandten Weibchen.
Für die Geschlechtsorgane der Tiere gilt das Schlüssel-Schloss-Prinzip, so dass sich die Schmetterlinge in aller Regel nur innerhalb der eigenen Art fortpflanzen können. Hybriden sind bei Faltern daher extrem selten. Nach einer kurzen Einweisung erkennen Naturfreunde die wichtigsten Arten in der Eifel: Schornsteinfeger, Kaisermantel, Schachbrett und Ochsenauge fliegen besonders häufig durchs Urfttal. Das Geschlecht der Tiere zu bestimmen, ist da schon weit schwieriger, aber mit ein bisschen Übung gelingt den Teilnehmern auch das.
Protest gegen Störenfriede
Genauso spannend wie das Paarungsverhalten der erwachsenen Schmetterlinge, die übrigens unmittelbar nach dem Schlüpfen geschlechtsreif sind, ist ihr Sozialverhalten. Und das wird gelegentlich sogar gegenüber Menschen deutlich. Nähert sich jemand ungebeten den Tieren, reagieren sie mit einer Unmutsgeste. Es wird aufgeregt mit den Flügeln geschlagen – in der Hoffnung, dass sich der Störenfried wieder verzieht.
Der Waldteufel im Urfttal
Das Tal in der Rureifel ist auch deshalb so bedeutsam, weil hier der Graubindige Mohrenfalter, auch als „Waldteufel“ bekannt, lebt. Bevor er im Tal entdeckt wurde, galt der Schmetterling in NRW bereits als ausgestorben. Dass die rund vier Zentimeter kleinen Falter bundesweit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen, hängt mit den hohen Ansprüchen zusammen, die sie an ihren Lebensraum stellen: Die Kombination von Kalkmagerrasen in Höhenlagen mit lichtdurchfluteten Kiefernwäldern finden die Tiere heute in Nordrhein-Westfalen nur noch bei Nettersheim. Der Verein der Rheinisch-Westfälischen Lepidopterologen (Schmetterlingsforscher) kümmert sich um den Erhalt des Biotops. Und bei Führungen werden die Teilnehmer daher auch angehalten, auf den Wegen bzw. im Gänsemarsch hintereinander auf den kleinen Trampelpfaden zu gehen, um die Fauna und Flora nicht zu schädigen.
Anmeldung: Naturzentrum Eifel, Tel. 02486 / 1246 Hier findet ihr Infos zum Schmetterlingspfad im Urfttal.
Literaturtipp: In meinem neuen Reiseführer „Die schönsten Wildtierbeobachtungen in NRW“ stelle ich noch viele andere spannende Führungen vor, die zu den wilden Bewohnern an Rhein und Ruhr und im Rothaargebirge führen. Sie werden überrascht sein, wer sich bei uns alles wohlfühlt. Details finden Sie auf meiner Bücherseite.
Christian Schreiber meint
Hallo Frau Zimmermann, ich würde gerne wissen, ob in absehbarer Zeit Neuauflagen Ihrer tollen Bücher „Schönes NRW – Quer durchs Land: Ausflugs- und Reisetipps für Nordrhein-Westfalen.“ Bd. 1 und 2 geplant sind. Zumindest Bd. 1 gibt es ja bei Amazon noch nicht einmal mehr als Neuware ;-(
Vielen Dank im Voraus!
Antje meint
Hallo Herr Schreiber, ich freue mich, dass meine Reiseführer Ihnen gefallen. Und werde Ihre Anfrage an den Verlag weiterleiten – leider haben wir Autoren ja kaum Einfluss auf die verlagsinternen Entscheidungen. Aber wenn Sie mir Ihre Adresse geben, schicke ich Ihnen gerne ein Exemplar zu. Sie haben die freie Auswahl… 😉 (antje@weltenkundler.com)