Die Sequoiafarm am Niederrhein ist einmalig in NRW, wenn nicht der ganzen Republik, denn nirgendwo sonst gibt es so viele Mammutbäume an einem Ort: Darunter Küstenmammutbäume, die höchsten Bäume der Erde, und Urweltmammutbäume, die lange als ausgestorben galten. Ein Besuch auf der Sequoiafarm in Nettetal – Sequoia ist übrigens der botanische Name der Riesen – ist ein berauschendes Naturerlebnis, das fast ein wenig demütig stimmt.
Wie die Giganten an den Niederrhein kamen
Die Geschichte, wie die Giganten an den Niederrhein kamen, hat etwas Märchenhaftes: Es war einmal ein Ehepaar, nennen wir es Ernst und Illa Martin, das gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Schutz vor Bombenangriffen suchte. Deshalb bauten sie ein kleines Fachwerkhaus mitten im Wald.
Den Krieg überstanden die Beiden unversehrt, aber 1947 brannte der Wald nieder und zurück blieb eine Ödnis. In dieser Ödnis pflanzten die Martins zuerst heimische Bäume und ab 1950 dann die ersten Bergmammutbäume. Damals ein mutiges Unterfangen, denn kaum jemand glaubte, dass sich die Exoten im kalten Deutschland vermehren würden. Ist ihre Heimat doch das warme Kalifornien.
40 Meter misst der Größte auf der Sequoiafarm am Niederrhein
Aus Kalifornien kennen die meisten Menschen auch die spektakulären Bilder, wie ein Dutzend Menschen einander an den Händen fassen, um einen einzigen Mammut zu umarmen. Oder wie ein Auto durch den ausgehöhlten Baumstamm eines der Riesen fährt. Mit rund 115 Metern gilt der Küstenmammut „Hyperion“ als höchster Baum der Welt. Natürlich steht der Gigant in Kalifornien, aber auch seine kleinen Brüder am Niederrhein sind ausgesprochen beeindruckend. Hier sind es zwar „nur“ 40 Meter, die der höchste Mammut misst, aber wer zu seinem Gipfel schaut, ist zumeist doch ein wenig ergriffen.
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Unter Riesen – die Sequoiafarm am Niederrhein
Bei Führungen durch die Farm erfahren Besucher viele Details über die Giganten. Vermittelt wird das reichhaltige Wissen von Michael Geller, der als Baumvogt auf der Sequoiafarm arbeitet und lebt. Und zwar in dem kleinen Fachwerkhäuschen, das die Eheleute Martin damals bauten.
Michael Geller hat sich aus der Werbebranche zurückgezogen, um auf der Farm die Arbeit der Martins fortzuführen. Bis zum Tod von Ernst Martin im Jahr 1967 war es den Eheleuten gelungen zahlreiche Mammutbäume – darunter auch den Urweltmammutbaum – am Niederrhein zu vermehren. Der Urwaldmammutbaum galt lange als ausgestorben. Erst 1941 wurden einige Exemplare in entlegenen Bergregionen Chinas entdeckt.
Ehrenamtliches Engagement für die Sequoiafarm am Niederrhein
Nach dem Tode ihres Mannes konnte Illa Martin das Projekt alleine aber nicht mehr weiterführen. Und die Sequoiafarm hatte wechselnde Besitzer, bis sie 2013 vom Verein Sequoiafarm e.V. übernommen wurde. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter pflegen die weitläufige Anlage und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich. Auch der Sohn der Eheleute Martin, Erik Martin, war bis zu seinem Tod im April 2017 auf der Farm aktiv.
Ursprünglich waren Mammuts in Europa beheimatet
Auch wenn die Riesen heute fast nur noch in Nordamerika zu bewundern sind, wuchsen sie ursprünglich auch in unseren Breiten. Michael Geller berichtet bei seinen Führungen, dass der Küstenmammutbaum und der Urweltmammutbaum bzw. Vorgänger dieser Baumarten in Europa heimisch waren und erst in den Eiszeiten ausgestorben seien. Es ist diese Mischung aus Naturerlebnis und Wissensvermittlung, die den Besuch auf der Sequoiafarm zum Erlebnis macht. Wer sich ganz auf den Ort einlässt, wird einen würzig-herben Geruch wahrnehmen, der vom sandigen Boden aufsteigt. Und die Nadeln des Urweltmammutbaums streicheln wollen, die überraschend zart und weich sind.
Oder dem Konzert Hunderter Singvögel lauschen, die es sich auf den Bäumen bequem gemacht haben. Über die Jahre ist auf der Sequoiafarm eine unglaubliche Biodiversität entstanden, die Laien und Botaniker gleichermaßen begeistert.
Baumpatenschaften sichern das Überleben
Der Eintritt auf die Sequoiafarm ist kostenlos. Zwischen April und Oktober ist das Gelände immer Sonn- und Feiertags zwischen 10-17 Uhr für Besucher geöffnet. Zu speziellen Terminen, wie dem Tag der offenen Gartenpforte, werden auch kostenlose Führungen angeboten. Viele Menschen sind bei Spontanbesuchen von den Mammutbäumen so begeistert, dass sie eine Baumpatenschaft übernehmen. Diese Patenschaften und Spenden erlauben es dem Verein Sequoiafarm e.V. seine Arbeit fortzusetzen, die in den 1950er Jahren von dem Ehepaar Martin begonnen wurde.
Weitere kostenlose Ausflugsziele in NRW
In NRW gibt es viele Möglichkeiten, Freizeit schön und spannend zu gestalten, ohne einen einzigen Euro für Eintrittsgelder, Führungen o.ä. auszugeben. Acht besonders interessante Aktivitäten – darunter geführte Radtouren, den Besuch eines Heimattierparks oder der Kölner Philharmonie – stelle ich hier ausführlich vor: NRW zum Nulltarif – kostenlose Asuflüge.
Thomas Broeker meint
Vielen Dank für die Anregung! Da müssen wir unbedingt einmal hin, das hatten wir uns auch schon einmal vorgenommen, nur nie in die Tat umgesetzt.
Beschäftigt mit der Geschichte der Mammutbäume haben wir uns zum ersten Mal 2010, nachdem wir in Mönchengladbach, also nicht weit von Nettetal, ein Haus gekauft haben und dort einen Riesenmammutbaum im Garten vorfanden. Dieser hat in Brusthöhe aktuell vielleicht knapp 2 Meter Durchmesser, ist aber in den vergangenen 7 Jahren ordentlich gewachsen. Und dann stand da noch ein anderer komischer Baum, bei dem wir geforscht haben, was das denn wohl sein könnte. Zum Glück gibt es ja das Internet, so dass wir herausfinden konnten, dass das ein chinesischer bzw. Küstenmammutbaum ist. Dieser wurde leider für die darum wachsenden Bäume immer mal wieder beschnitten, so dass er heute sicherlich schöner aussehen könnte als es der Fall ist. Die Voreigentümer haben professionelle Gartengeräte vertrieben. Sie werden wohl alles angepflanzt haben, mit dem man die Geräte testen kann. Wir hoffen jedenfalls, dass die Wurzeln, die wir in der Rasenoberfläche doch teilweise deutlich sehen, nicht zu viel Kraft haben, um das Mauerwerk vom Haus zu schädigen, das einige Meter vom Riesenmammut weg steht. Aber noch ist alles gut!
Mammuts begeistern uns seit wir das Haus haben, noch mehr und man bekommt ein Auge dafür. Die Natur ist etwas tolles und oft findet man Dinge vor der eigenen Haustür, die man so nicht erwartet hat. Das geht jedem, der unseren Garten erstmals betritt, so. Denn wer hat so ein „Bäumchen“ schon auf dem eigenen Grundstück!
Toll, dass es ehrenamtliche Helfer gibt, die sich um das Vermächtnis der Martins kümmern!
Antje meint
Lieber Thomas Broeker, ich wünsche viele neue Eindrücke auf der Sequoiafarm -dort wachsen die „Bäumchen“ ja wirklich in den Himmel – und danke für das Interesse an meinem Blog-Artikel.