50.000 Kilometer Wanderwege gibt es in NRW. Darunter viele, die als „Premium-“ bzw. „Qualitätsweg“ ausgezeichnet wurden. An schönen Touren herrscht im bevölkerungsreichsten Bundesland kein Mangel. Aber vielleicht wollt ihr neben dem reinen Wandervergnügen noch etwas Ungewöhnliches erleben? Faszinierende Tiere beobachten? Dramatische Geschichten hören? Oder mitten in den Weinbergen einkehren? Hier kommt meine TOP 5 – die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW: alle mit dem gewissen Etwas.
1.) Wandern in der Wahner Heide
Blühende Heidelandschaften wechseln sich mit dunklen Eichenwäldern ab. Schimmernde Wanderdünen liegen neben glitzernden Mooren. Und plätschernde Bäche durchziehen alte Auenwälder. Nirgendwo sonst in NRW gibt es auf so kleinem Raum so viele unterschiedliche Landschaften wie in der Wahner Heide. Sie gilt als das artenreichste Naturschutzgebiet des Landes. Thematische Rundwanderwege durchziehen das weitläufige Gelände. Ihre Namen verraten bereits, was die Wanderer erwartet. Etwa: „Im Reich der Buchenwälder“ oder „Rund ums alte Heidedorf“.
Wo Panzer von Nutzen waren
Dass die Wahner Heide heute so artenreich ist, ist letztlich dem Militär zu verdanken. Schon 1817 diente das Gelände den Preußen als Truppenübungsplatz. Dem preußischen Heer folgten die Wehrmacht, belgische Streitkräfte und die Bundeswehr. So seltsam es klingt: die Panzer rollten zum Schutz der Natur, denn das Gelände durfte weder bebaut, noch betreten werden. Und so haben viele bedrohte Arten hier ein Refugium gefunden. Daran hat auch der unmittelbar benachbarte Flughafen Köln/Bonn nichts geändert. Über der Heide fliegen zwar die Flugzeuge in immer kürzeren Abständen, aber unten kriecht und krabbelt, wächst und gedeiht es weiterhin überall.
Wer den Blick auf den Boden richtet, entdeckt gedrungene Stierkäfer mit ihren auffälligen Hörnern oder emsige Waldameisen. 700 Tier- und Pflanzenarten, die auf der roten Liste stehen, konnten in dem Gebiet nachgewiesen werden – das ist mehr als irgendwo sonst in NRW. Egal, welchen Wanderweg oder welche Exkursion ihr wählt, der überwältigenden Artenvielfalt werdet ihr überall in der Wahner Heide begegnen.
10 Rundwanderwege in der Wahner Heide
- Länge: von 3,6 bis 10,7 Kilometern
- Schwierigkeit: einfach, durchgängig mit roten Pfosten markiert
- Extras: außergewöhnliche Tierbegegnungen
- Infos zu Anreise und Parkmöglichkeiten: Bündnis Heidestrasse
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2.) Die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW – Der Werwolf-Wanderweg
Wanderrouten gibt es viele in NRW, aber nur einer folgt den historischen Spuren eines „Werwolfs“. Der Werwolf-Wanderweg führt zu den Schauplätzen des Lebens von Peter Stubbe, der 1589 als Werwolf hingerichtet wurde. Der landschaftlich reizvolle Rundweg macht unter anderem Station am Geburtsort von Peter Stubbe und führt auch zu der Hinrichtungsstätte des vermeintlichen Werwolfs. An den insgesamt sieben Stationen sind Hinweistafeln aufgestellt, die von dem unglücklichen Leben des Mannes berichten.
Startpunkt ist der Parkplatz am historischen Ortskern von Alt-Kaster. Alt-Kaster ist eines der schönsten Mittelalterdörfer, die es in NRW noch gibt. Von hier aus folgt ihr dem Emblem des Wanderwegs: Ein Wolf, der den Mond anheult – das Emblem des Werwolf-Wanderweges ist passend zum Thema gewählt und kennzeichnet die gesamte Strecke.
Landschaft schafft Legenden
Im Erftkreis gibt es viele Geschichten über Werwölfe. Das gehäufte Auftreten solchen Legenden hängt mit den landschaftlichen Besonderheiten der Region zusammen. In den damals noch sumpfigen Erft-Niederungen verunglückten viele Menschen und wurden zur leichten Beute für Wölfe. Als dann die schlimm zugerichteten Leichen gefunden wurden, waren die Dörfler überzeugt, dass hier Werwölfe ihr Unwesen treiben.
Rundweg in Form einer Acht
Wenn ihr den ganzen Rundweg gehen und alle sieben Stationen sehen wollt, solltet ihr für die zehn Kilometer zwei Stunden einplanen. Man kann aber auch jeweils nur eine Hälfte der Acht gehen und die „Gerichtsrunde“ drehen oder rund um den Kasterer See dem „Unwesen des Werwolfs“ folgen.
- Länge: 2 Schleifen jeweils 5 Kilometer mit 7 Info-Stationen
- Schwierigkeit: leicht
- Extras: geführte Touren, auch an Halloween
3.) Die Kupferroute in Stolberg
Ein noch relativ unbekannter, aber ausgesprochen spannender Themenwanderweg ist die Kupferroute in Stolberg. Stolberg liegt im Schatten der Kaiserstadt Aachen und wird deshalb gerne übersehen, dabei hat die Stadt viel zu bieten: eine wunderschöne Altstadt, in der historische Kupferhöfe liegen, die deutschlandweit einzigartig sind! Über ihnen thront die imposante Burg der Stadt – und inmitten dieser mittelalterlichen Idylle startet die Kupferroute. Der Themenweg verbindet die Kupferstadt Stolberg mit dem Eifelsteig.
Unterwegs erfahren Ausflügler viel über die industrielle Vergangenheit der Region. Zusammen mit Aachen war Stolberg das Zentrum der deutschen Frühindustrialisierung. Bereits im 17. Jahrhundert drehte sich hier alles um Metallgewinnung und –verarbeitung. Und was die Route wirklich einmalig macht, sind die Galmeiveilchen.
Themenwanderweg zum Galmeiveilchen
Galmeiveilchen sehen aus wie klein geratene Stiefmütterchen und sind sehr seltene, sogenannte Indikatorpflanzen. Das gelbblühende Galmeiveilchen kommt weltweit tatsächlich nur in der Region Stolberg vor, weil sich die Pflanze auf die schwermetallhaltigen Böden der hiesigen Erzfelder spezialisiert hat. Nicht unter jedem Galmeiveilchen findet sich eine Lagerstätte, aber wo kein Galmeiweilchen wächst, gibt es garantiert kein Erz.
- Länge: 15,5 Kilometer
- Schwierigkeit: mittel
- Extras: Geschichtsstunde en passant
- Infos zu Anreise und Parkmöglichkeiten: die Kupferroute
Weiterlesen: Einzigartig in Deutschland – dei Kupferstadt Stolberg
4.) Weinwandern im Siebengebirge
Das Siebengebirge ist das einzige Weinanbaugebiet Nordrhein-Westfalens. Im Örtchen Oberdollendorf finden Ausflügler eine typische Weinlandschaft vor. Und mitten durch dieses Rebenmeer führt ein Wanderweg: Die Tour ist als Weinlehrpfad angelegt, so dass Wanderer auf Schautafeln viel Wissenswertes über die Region und ihre Reben erfahren. Die Strecke verläuft auch über die Wirtschaftswege der Weinbauern, sodass hautnah miterlebt werden kann, wie die Winzer in den Bergen arbeiten.
EXTRA-TIPP: Der kurze Lehrpfad bietet euch auch Zugang zum berühmten Rheinsteig und dem gesamten Wanderwegenetz des Siebengebirges.
Der Riesling des Siebengebirges
Der Riesling ist heute wieder die bevorzugte Rebe im Rheinland und viele Kenner attestieren ihm eine zunehmende Qualität. So haben einige der NRW-Weine fruchtige Pfirsich-, Apfel- oder auch Maracujanoten. Probieren könnt ihr sie gleich vor Ort – mit Blick auf das Rebenmeer, was den Genuss natürlich erhöht.
Urige Weinlokale
Im Siebengebirge gibt es Dutzende von schönen, urigen Weinlokalen. Zumeist sind sie in historischen Fachwerkhäusern untergebracht und üppig mit Weinlaub und Kürbissen geschmückt. Besonders beliebt ist bei Ausflüglern das Gut Sülz, der ehemalige Wirtschaftshof des Kloster Heisterbach. Von dem Haus aus hat man einen direkten Blick auf die umliegenden Weinberge.
- Länge: 2,2 Kilometer
- Schwierigkeit: mittel
- Extras: Einkehrmöglichkeiten, die die örtlichen Weine anbieten
5.) Die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW – Die Struffeltroute
Die Struffeltroute liegt im Hohen Venn und ist ein besonders naturnaher Wanderweg, denn auf schwingenden Holzstegen wandert ihr mitten durchs Moor. Deshalb zählt die Route zu meiner TOP 5 – die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW.
Wandern über schwingende Holzstege
Der ungewöhnliche Eifel-Wanderweg bietet ganzjährig ein Naturschauspiel. Meine liebste Zeit ist der Winter, wenn heller Dampf aus dem dunklen Moor aufsteigt. Die Holzstege der Struffeltroute führen mitten durch eine urwüchsige Heide- und Moorlandschaft. Verlassen solltet ihr die Stege allerdings keinesfalls – links und rechts des Weges werdet ihr sofort in den weichen Boden einsinken. Mit seinen knapp zehn Kilometern ist der Rundwanderweg gut zu meistern. Unterwegs wechselt die Landschaft und Hinweistafeln erläutern die Besonderheiten von Fauna und Flora. Am Ende der Tour wartet noch ein besonderes Highlight: die Aussichtsplattform an der Dreilägerbach-Talsperre. Hier habt ihr einen fantastischen Blick über die Eifel.
- Länge: 10 Kilometer
- Schwierigkeit: leicht, familiengerecht
- Highlight: Ausblicksplattform an der Dreilägerbach-Talsperre
Die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW – weitere Tipps
Pilgern auf dem neuen Sauerland-Camino
Ganz neu und ganz überraschend ist der Sauerland-Camino, der auf 137 Kilometern von Marsberg im Nordosten des Sauerlandes bis nach Meinerzhagen im Westen der Region führt. Er folgt den historischen Wegen, die früher von Händlern, Soldaten und Pilgern genutzt wurden, bietet dabei intensive Landschaftserlebnisse und natürlich immer mal wieder Momente der Besinnung: in kleinen Kapellen und altehrwürdigen Kirchen, an kleinen Bächen und historischen Infotafeln. Wer die Region neu und anders erleben will, wird den Sauerland-Camino lieben.
Pilgerfreundliche Unterkünfte
Ein besonders schöner Service sind die 32 pilgerfreundlichen Unterkünfte, die es entlang der Strecke gibt. Die Betreiber kümmern sich aufmerksam um die kleinen und gelegentlich auch großen Probleme der Pilger, etwa wenn sich jemand verlaufen sollte. Ich habe im idyllischen Bergkloster Bestwig* und dem typisch sauerländischen Landhotel Donner* übernachtet – und kann beide nur empfehlen.
Weiterlesen: Sauerland-Camino – Erfahrungsbericht vom Pilgerweg
Der Kneipp-Wanderweg im Rothaargebirge
Hier kommt nun der einzige zertifizierte Kneippwanderweg in NRW. Auch er gehört aufgrund seines ausgefallenen Angebotes in meine TOP 5 – die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW. Für den Kneipp-Wanderweg in Olsberg braucht es vor allem eines: ein bisschen Mut. Denn wer in den Genuss des echten Kneipp-Gefühls kommen will, muss gleich zu Beginn der Tour Schuhe und Strümpfe ausziehen und barfuß durch den Wald laufen. Was nicht allen leicht fällt, denn wir sind barfuß laufen einfach nicht gewohnt und spüren jedes Steinchen.
Kostenlose Kneippsche Tretbecken
Ablenkung vom anfänglichen Fußschmerz bietet die Aussicht. Die Wanderer erleben dichtbewaldete Höhen, von Bächen durchzogene Täler und im Süden das imposante Rothaargebirge. Insgesamt ist der Kneippwanderweg 42 Kilometer lang, damit aber auch weniger routinierte Ausflügler in den Genuss des gesunden Wanderns kommen, ist der Weg in vier Teilabschnitte von 13 bis 17 Kilometer aufgeteilt. Und auf jeder der Routen fließt – ganz in Kneipps Sinne – reichlich Wasser.
Die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW – noch mehr Inspiration
Ihr seid so richtig in Wanderstimmung gekommen? Hier kommen weitere NRW-Wanderwege, die euch begeistern werden.
- Der Baldeneysteig – naturnahes Wandern im Pott? Ja! 2017 war Essen „grüne Hauptstadt Europas“ und hat u.a. einen neuen Wanderweg rund um den Baldeneysee geschaffen. Er verbindet das Beste, was das Ruhrgebiet zu bieten hat: intensive Naturerlebnisse und originelle Relikte der Bergbauvergangenheit. Dazu sensationelle Ausblicke und lauschige Rastplätze. Ich bin hier über weichen Boden und durch dichten Wald gewandert – absolut überraschend für das Ruhrgebiet.
- Das Halden-Hügel-Hopping ist sicherlich der ungewöhnlichste Wanderweg, den das Ruhrgebiet zu bieten hat. Denn die neue Themenroute im nördlichen Ruhrgebiet führt über 17 künstliche Halden und natürliche Hügel. Bergwandern in NRW, wenn man so will. Und teilweise durchaus anspruchsvoll. Dafür gibt es auch beim Halden-Hügel-Hopping spektakuläre Fernsichten und ganz viel Industriekultur.
- Die 3 Rundwege bei Kloster Knechtsteden – die Wanderwege, die rund um das altehrwürdige Kloster in Dormagen führen, versetzen Spaziergänger in einen regelrechten Naturrausch: denn es geht entlang von duftenden Obstwiesen. Hunderte Apfelbäume, darunter alte, robuste Sorten gedeihen auf dem Klostergelände. Schafe grasen. Bienen summen und Schmetterlinge flattern. Auch der kleine Kräutergarten und der historische Friedhof von Kloster Knechtsteden lohnen den Besuch. Gerade die kurze Klosterrunde ist übrigens perfekt für eine kurze Wanderung mit Kindern!
- Neandertal – spektakulär Wandern am eiszeitlichen Wildgehege – wer ihn nicht geht, verpasst etwas: denn die Kombination aus Naturidylle und Urzeitviechern ist einfach sensationell.
- Wandern im Biber-Wald im Hürtgenwald Die Eifel war schon vor Jahrtausenden Biber-Land. Doch ihr weiches Fell und das sogenannte »Bibergeil« – das Drüsensekret der Tiere – weckte Begehrlichkeiten, sodass die niedlichen Tiere intensiv bejagt wurden. Bereits im 19. Jahrhundert waren die Tiere daher nahezu ausgerottet. Nur in abgelegenen Regionen konnten einige wenige Individuen überleben. So stammen die heutigen Eifel-Biber aus einer Zuchtstation im fernen Russland. 1981 wurden die ersten drei Paare im Hürtgenwald freigelassen, die sich rege vermehrt haben. Wanderer können sie bei Touren im Hürtgenwald bewundern. Dafür wurde sogar extra ein Beobachtungsstand am Weberbach gebaut, wo die Tiere pünktlich zur Tagesschau-Zeit langsam vom Ufer ins Wasser gleiten.
Was sagt ihr zu meiner TOP 5 – die ungewöhnlichsten Wanderwege in NRW? Habt ihr noch andere außergewöhnliche Touren im Land entdeckt? Ich freue mich über jeden Hinweis.
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