Klosterurlaub ist zu einem Phänomen geworden. Menschen aller Konfessionen flüchten hinter Klostermauern; verbringen hier ihre Ferienwochen oder sogar ein ganzes Sabbatjahr. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite sind mittlerweile Urlauber für viele Klöster ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und immer mehr Ordenshäuser öffnen aus monetären Gründen ihre Pforten. Ich habe schon sehr viele Klöster besucht und möchte euch jetzt meine persönliche Top 5 Bedeutende Klöster im deutschsprachigen Raum vorstellen.
Paradox unserer Zeit
Klöster sind derzeit ungeheuer populär. Doch Eintreten ins Kloster möchte zumindest in Deutschland kaum noch jemand. 2011 hatten die deutschen Frauenorden gerade einmal 117 Novizinnen, bei den Männern waren es sogar nur 57 Neuzugänge. Einerseits fehlt den Klöstern der Nachwuchs, andererseits haben die Ordenshäuser so viele Buchungsanfragen, dass es lange Wartelisten gibt.
Klare Rhythmen, feste Strukturen
Meditation, Gottesdienst und Gesänge. Diese immer wiederkehrenden Dinge vermitteln Ruhe und Festigkeit. Und genau das versprechen sich die meisten Besucher vom Klosteraufenthalt: Ruhe in stressigen Zeiten. Feste Strukturen im Chaos des eigenen Lebens. Der Klosterurlaub soll helfen, den Anforderungen des Alltages zumindest für eine kurze Zeit zu entfliehen – so haben sich zumindest all diejenigen geäußert, die ich in den verschiedenen Klöstern interviewt habe.
Jetzt aber zu meiner persönlichen Top 5 Bedeutende Klöster im deutschsprachigen Raum. Platz 1 geht an ein Kloster im malerischen Vinschgau:
1.) Bedeutende Klöster – Kloster Marienberg
Das Kloster Marienberg in Südtirol ist meines Erachtens ein perfekter Rückzugsort – nicht zuletzt wegen seiner Schönheit. Der deutsche Abt Markus Spanier leitet das Ordenshaus und vergleicht es wegen seiner Lage gerne mit einem tibetischen Kloster. Strahlend weiß und schlossartig thront Marienberg auf 1340 Metern Höhe.
Höchst gelegene Benediktinerabtei Europas
Marienberg ist das höchst gelegene Benediktinerkloster Europas – mit dem höchst gelegenen Weinberg. Abt Markus hat ihn erst 2013 anlegen lassen und ist sich sicher, dass es eine rege Nachfrage nach dem Klosterwein geben wird. Denn Klosterprodukte sind genauso im Trend wie der Klosterurlaub: Gelten sie doch geradezu als Garant für Qualität und Geschmack.
Stilvoll nächtigen im Kloster
Zusammen mit dem Weinberg ist in Marienberg ein neues Gästehaus entstanden: Es bietet modernen Komfort; ist klösterlich schlicht und dabei extrem stylisch. Was nicht jedermanns Geschmack entspricht – ich liebe allerdings diese spartanische Klarheit und fühlte mich bei der futuristischen Architektur direkt an die Abtei Königsmünster im Sauerland erinnert.
Auch interessant: Geschichte – Gärten – Gastlichkeit unter diesen drei Gesichtspunkten lassen sich die Klöster in NRW zusammenfassen. Meine Top 5 der NRW-Klöster findet ihr hier:
2.) Bedeutende Klöster – Das „Wellness-Kloster“ Arenberg
Die Pfalz ist reich an Klöstern. Auch das erste Wellness-Kloster Deutschlands hat hier eröffnet. Die Dominikanerinnen von Arenberg hören diesen Ausdruck allerdings gar nicht gerne. Sie sehen in ihrem modernen Wohlfühlbetrieb auch keinen Widerspruch zum alten Ordensgedanken. Morgens Kontemplation, nachmittags Kneippanwendungen – beides tut den Menschen gut.
Kontrastprogramm zum Alltag
Auch wenn die Ordensleute immer älter werden – die Dominikanerinnen von Arenberg sind im Schnitt 80 Jahre alt – sind die Klostergäste häufig junge Menschen, die Abstand vom Alltag brauchen. Entschleunigung ist dabei das Zauberwort. Endlich nicht mehr erreichbar sein. Computer runterfahren, Handy abschalten. Hinter Klostermauern braucht man scheinbar weder Fernseher noch Radio. Hier können selbst professionelle Vielredner hingebungsvoll schweigen. Und klösterlichen Gesängen lauschen oder Kneipp-Anwendungen genießen.
3.) Bedeutende Klöster – Kloster Maria Laach
Oberhalb des Laacher Sees, in der idyllischen Osteifel, liegt die berühmte Benediktinerabtei von Maria Laach. Grau ist der Vulkanstein und wehrhaft die ganze Anlage. Eine Gottesburg im eigentlichen Sinne des Wortes. Seit über 900 Jahren leben und arbeiten Benediktinermönche hier.
Wer die legendäre benediktinische Gastfreundlichkeit der Benediktiner erleben möchte, kann sich vor Ort einquartieren: Die Mönche betreiben auch das unmittelbar am See gelegene Hotel von Maria Laach. Es verfügt über 4 Sterne, Wellnessbereich und Seeblick – hier seht ihr mehr vom „Seehotel“, das unmittelbar ans Klostergelände grenzt*.
Extratipp: Wenn ihr in Maria Laach seid, müsst ihr euch einmal die gregorianischen Gesänge der Benediktiner-Mönche anhören. Die Menschen kommen von weit her, um ihnen zu lauschen. Und selbst wer mit dem christlichen Glauben sonst wenig anfangen kann, wird an diesem Ort bei diesem Gesang einen „spirituellen“ Moment erleben, denn die Stimmen bringen in jedem Körper etwas zum Klingen. Einen detaillierten Überblick aller öffentlichen Veranstaltungen findet ihr hier.
4.) Bedeutende Klöster – Stift Schlägl
Das oberösterreichische Stift Schlägl ist nicht zuletzt wegen seines selbstgebrauten Bieres berühmt. Es hat aber schon seit Jahrhunderten eine große wirtschaftliche Bedeutung für die gesamte Region. Denn bereits im 13. Jahrhundert lebten und arbeiteten Mönche des Prämonstratenserordens in dem ländlichen Gebiet. Die idyllische Lage trägt zum hohen Erholungswert des Klosterurlaubs bei: Ist der Böhmerwald doch eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Europas.
Filmreif: Spätbarocke Bibliothek
Neben der klostereigenen Brauerei fasziniert Besucher auch die spätbarocke Bibliothek. Als ich die imposante Bibliothek betreten habe, habe ich mich gleich wie in „Der Name der Rose“ gefühlt. Über 60.000 Bücher lagern in dem riesigen Raum, darunter viele Handschriften, alte Atlanten und Erstausgaben. Abt Martin Felhofer freut sich über die vielen Besucher des Klosters. Er weiß um die Wünsche seiner Gäste und betont humorvoll, dass in Schlägl für das geistige und körperliche Wohl der Menschen gesorgt würde. Bier- und Bücherfreunde werden mir sicher zustimmen – es gehört zur Top 5 Bedeutende Klöster im deutschsprachigen Raum.
5.) Bedeutende Klöster – Stift Göttweig
Stift Göttweig zählt zum UNESCO Welterbe und liegt in der malerischen Wachau. Die Wachau, eine nur 33 Kilometer lange Flusslandschaft in Österreich, ist von der UNESCO im Jahr 2000 als Welterbe anerkannt worden. In dem milden Klima der Region wird schon seit Jahrhunderten Wein- und Obstanbau betrieben: Auf großen Steinterrassen, die einzigartig sind und der Region einen ganz eigenen Charakter verleihen.
Österreichs Montecassino
Das barocke Benediktinerstift Göttweig ist groß und wehrhaft wie eine Burg und wird wegen seiner exponierten Lage gerne als Österreichs Montecassino bezeichnet. Es thront über dem Tal und strahlt in einem intensiven Gelb, sobald Sonnenstrahlen es erreichen. Im Kloster ist ein bedeutendes Museum untergebracht. Wanderer auf dem Welterbesteig, der zu beiden Ufern der Wachau verläuft, übernachten häufig im Kloster. Aber auch Ruhesuchende und Geschichtsfreunde.
Das im 11. Jahrhundert gegründete Kloster verfügt natürlich auch über einen Weinberg. In der Gründungsurkunde ist bereits von Weingärten die Rede. Und noch heute stehen in ihnen ein paar der jahrhundertealten Trockensteinmauern, die so wichtig für die Wachau sind. Der auf dem Klostergut hergestellte Wein genießt übrigens einen hervorragenden Ruf.
Was sagt ihr zu meiner Top 5 Bedeutende Klöster im deutschsprachigen Raum? Wo habt ihr schon einen Klosterurlaub verbracht? Bzw. wo plant ihr einen? Ich bin gespannt auf euer Feedback!
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