Am Niederrhein liegen historische Städte und pittoreske Dörfer. Dutzende Radwege führen durch die Region und große Schutzgebiete bieten intensive Naturerlebnisse. Imposante Schlösser und beeindruckende Klöster zeugen von der Vergangenheit. Und nicht zuletzt ist es die Nähe zu den Niederlanden, die ein Niederrhein Wochenende so spannend macht. Die 22 besten Tipps für Städtetrips und Landpartien in der Region stelle ich in diesem Artikel vor.
Was kann man am Niederrhein unternehmen?
Wer das pulsierende Leben einer Großstadt schätzt, fährt nach Duisburg. Wer Landlust verspürt, findet am Niederrhein kleine Orte, die ausgesprochen pittoresk sind, wie etwa Grieth. Und nirgendwo sonst in NRW können Urlauber in so vielen Schlössern, Burgen und Herrensitzen übernachten: Bed & Breakfast bei Lord & Lady macht ein Niederrhein Wochenende zum besonderen Erlebnis. Dazu kommt die letzte nordrhein-westfälische Schmalspurbahn in Selfkant und eine landschaftlich reizvolle Draisinenstrecke im Grenzgebiet zu den Niederlanden. Es gibt bedeutende Architektur- und Kunstobjekte, wie die „Golden Gate“ von Emmerich oder die Halde Rheinpreußen bei Moers. Nicht zu vergessen, die vielen kulinarischen Köstlichkeiten der Region, allen voran der Spargel aus Walbeck.
Von der holländischen Grenze bis nach Duisburg
Die spektakuläre Rheinpromenade in Emmerich, das Mittelalter-Kleinod Kalkar, das berühmte Kloster Kamp und die Dorfschönheit Born – in diesem Artikel findet ihr alle Orte, die einen Besuch am Niederrhein lohnen. Dazu die schönsten Radwege und die idyllischsten Naturschutzgebiete. Wir starten am äußersten Zipfel der Region, an der Grenze zu den Niederlanden, wo die altehrwürdige Hansestadt Emmerich liegt.
Ein Niederrhein Wochenende in Emmerich
In Emmerich am Rhein zu flanieren, war schon immer schön. Durch die Neugestaltung der Rheinpromenade im Jahr 2006 ist es aber ein besonderes Vergnügen, die vorbeifahrenden Schiffe zu beobachten und sich an der frischen Brise zu zu erfreuen, die hier fast immer weht. Beim ersten Sonnenstrahl füllen sich die Restaurants, Cafés und nicht zuletzt Strandkörbe entlang der Promenade. Wer in ihnen die Augen schließt, fühlt sich fast wie auf Sylt. Es gibt aber auch gute Gründe die Augen zu öffnen: alle paar Meter stehen in Emmerich alte und neue Kunstwerke an der 1,5 Kilometer langen Promenade.
Die Rheinpromenade in Emmerich
Anderenorts stehen Kaiser und Könige auf Sockeln. In Emmerich sitzen Malocher am Rheinufer: der „Poortekerl“ hat es sich vor der Martini-Kirche bequem gemacht. Mit krummen Rücken kauert er auf einem Stein und blickt sehnsüchtig auf den Rhein. Die Bronzestatue erinnert an die vielen Tagelöhner, die in Emmerich seit dem Mittelalter die Schiffe be- und entladen haben.
Die „Golden Gate Bridge“ in Emmerich
Von der langen Rheinpromenade aus ist sie wunderbar zu beobachten: die imposante, rote Stahlkonstruktion, die das Wahrzeichen der Stadt ist. Mit einer Länge von 803 Metern gilt die Rheinbrücke bei Emmerich als längste Hängebrücke Deutschlands. In Anlehnung an die berühmte Golden Gate Bridge in San Francisco wird sie in der Region gerne als „Golden Gate vom Niederrhein“ bezeichnet.
Mit dem Rad nach Emmerich
Besonders schön ist es, mit dem Fahrrad über die Brücke zu fahren. Emmerich ist die letzte deutsche Station auf dem neuen Hanseradweg – ein 450 langer Fernradweg, der den Niederrhein und die Niederlande verbindet.
Das Rheinmuseum in Emmerich
Wer sich Deutschlands mächtigstem Strom verbunden fühlt, ist im Rheinmuseum richtig. Schiffsmodelle, Rheinlaufkarten, ausgestopfte Fische und vieles andere, was mit Deutschlands größtem Strom zusammenhängt, kann hier besichtigt werden. Schwerpunkt der Ausstellung ist die Entwicklung der Rheinschifffahrt und die Verbindung der Stadt Emmerich mit „ihrem“ Fluss. Auch wenn der Zusammenhang etwas zweifelhaft ist – zu den Exponaten des Museums zählt auch ein Ein-Mann-U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg, an dem besonders Kinder ihre Freude haben.
Ein Niederrhein Wochenende im Kreis Kleve
Egal, von welcher Seite sich Besucher der Stadt Kleve nähern – sie werden als erstes immer den Schwanenturm sehen. Früher residierten die Grafen von Kleve in der Schwanenburg. Heute beherbergt sie das Amts- und Landgericht. Besuchern steht die Anlage dennoch offen.
Die Schwanenburg in Kleve
Bei Führungen bekommt man einen Einblick in die bedeutende Geschichte Kleves als Herzogs-, Residenz- und Badestadt. Ihren Namen verdankt die Burg übrigens dem Wappentier der Stadt Kleve – dem Schwan aus der Lohengrinsage.
Alte Mühle Donsbrüggen
Die Alte Mühle Donsbrüggen bei Kleve ist die erste niederrheinische Mühle, die restauriert wurde. 1982 begannen die Arbeiten. Drei Jahre später wurde sie als Museum für Besucher geöffnet. Im Inneren gibt es heute neben jeder Menge Gemütlichkeit auch Anschauungsunterricht in Sachen Backkunst: was in der Alten Mühle heute geschieht, ist das genaue Gegenteil von modernen Großbäckereien. Während dort das Backen im Akkord passiert und die Qualität des Brotes immer fragwürdiger wird, nimmt man sich in der Mühle alle Zeit der Welt für die Herstellung hochwertiger Backwaren.
Weitlerlesen: Mühlen in NRW – 5 wildromantische Orte.
Die Grenzland Draisine – Fahrspaß für Familien
17 Jahre lag die historische Bahnstrecke zwischen Kleve, Kranenburg und dem niederländischen Groesbeek still. Als 2007 Überlegungen aufkamen, die landschaftlich reizvolle Trasse mit Draisinen zu befahren, mussten die Initiatoren mit massiven Widerständen kämpfen. Denn kaum jemand glaubte, dass Besucher ausgerechnet für eine Draisinenfahrt in die abgelegene Grenzregion kommen würden. Doch die Skeptiker irrten nd heute sieht man hier bei jedem Wetter Menschen mit Begeisterung in die Pedale treten. Die „Grenzland-Draisine“ hat sich zu einem touristischen Zugpferd für die gesamte Gegend entwickelt.
Märchenhaft: Schloss Moyland
Bei Schloss Moyland weiß man nicht, was mehr bewundern soll: das im neugotischen Stil erbaute Schloss oder die Kunstsammlung im Inneren. Die bedeutende Sammlung mit Gemälden aus dem 19. und 20. Jahrhundert ist zwei Brüdern zu verdanken: 50 Jahre ihres Lebens haben Hans und Franz Joseph van der Grinten darauf verwandt, die Exponate zusammenzutragen. Darunter befindet sich auch eine einzigartige Sammlung mit Werken von Joseph Beuys, mit dem die Brüder bereits in Jugendtagen befreundet waren.
Ein Niederrhein Wochenende in Kalkar
Viele kennen Kalkar nur wegen des „Wunderland Kalkar“. Atomkraft-Gegner haben an der Geschichte des Ortes stets ihre helle Freude. Denn der Wunderland genannte Freizeitpark liegt auf dem Gelände eines Atomreaktors. Natürlich war der schnelle Brüter in Kalkar niemals in Betrieb; aber auch 25 Jahre nach Eröffnung des Kernwasser-Wunderlands sorgt diese Geschichte immer noch für ungläubiges Staunen. Dennoch ist die eigentlich Attraktion in Kalkar die historische Altstadt und nicht etwa das moderne „Wunderland“.
Mittelalter-Flair in Kalkar
Kalkar hat schmale Gassen, bunte Fassaden und imposante Prachtbauten. Den schönsten Anblick bieten gotische Backsteinhäuser aus dem 15. Jahrhundert. Ihre Fronten zieren rot-weiße Fensterläden und ihre Dächer dutzende Giebel.
In Kalkar ist alles geordnet. Was daran liegt, dass die Stadt im Mittelalter am Reißbrett entstanden ist. Die Grafen von Kleve forcierten 1230 die Stadtgründung an einem verlandeten Rheinarm. So entstand Kalkar aus dem Nichts. In den folgenden Jahrhunderten waren die neuen Bewohner so umtriebig, dass Kalkar schnell zu den reichsten Städten am Niederrhein zählte. Zwischen Spätgotik und Historismus bauten die reichen Kaufleute herrschaftliche Häuser, die noch heute bestens erhalten und deshalb wunderschön anzusehen sind. Wer sich für Architektur begeistert und/oder gerne fotografiert, wird von Kalkar begeistert sein
Übernachtungstipp für Kalkar
Mitten in der Mittelalter-Idylle liegt eine romantische Unterkunft, die perfekt für ein Niederrhein Wochenende ist: die Pension „Zweitheimat“ bietet geschmackvolle Ferienwohnungen* mit hochmoderner Ausstattung. Zu Fuß oder mit dem Rad sind es nur wenige Minuten zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Weiterlesen: Das Mittelalterstädtchen Kalkar am Niederrhein.
Von Kalkar nach Grieth am Rhein
Grieth ist ein kleines Dorf mit großer Vergangenheit. Suchen Sie ein ruhiges Plätzchen? Saubere Luft? Ein Stückchen heile Welt? So wirbt das Örtchen für sich selbst und dem kann man eigentlich nur zustimmen. Grieth liegt gleich neben Kalkar; ist seit 1969 auch ein Stadtteil von Kalkar, war davor aber lange eine selbstständige Hansestadt. Heute ist es schwer vorstellbar, der Grieht erhielt 1250, fast zeitgleich mit Kalkar, Stadtrechte, weil die Grafen von Kleve einen Rheinhafen brauchten.
Ein Niederrhein Wochenende in Wesel
Wesel ist im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden. Einige besonders schöne Gebäude haben Kriege und Krisen aber überdauert und andere wurden originalgetreu wieder aufgebaut. So steht am Großen Markt der Stadt der Willibrordi Dom und das prächtige Rathaus – ursprünglich 1455 im spätgotischen Stil erbaut, fiel es 1944 den alliierten Bomben zum Opfer. 2011 entstand dann ein weitgehend detailgetreuer Wiederaufbau der Schmuckfassade. Ein Augenschmaus! Genauso wie die alte Zitadelle der Stadt und das berühmte Berliner Tor, durch das schon Napoleon, der Alte Fritz und andere Größen durchgeschritten bzw. geritten sind. Wie in Emmerich lässt es sich in Wesel aber auch wunderbar einfach am Rhein flanieren.
River Lady – berühmter Schaufelraddampfer in Wesel
Dass man sich beim Anblick der River Lady an die berühmten Schaufelraddampfer des Mississippi erinnert fühlt, kommt nicht von ungefähr. Das 1970 in Bonn-Oberkassel erbaute Ausflugsboot wurde neun Jahre später nach amerikanischen Originalplänen aufwendig umgestaltet.1989 kam die River Lady dann nach Wesel und startet seither von der dortigenRheinpromenade zu nostalgischenRundfahrten auf dem Rhein. Von der anderthalbstündigen Kurzfahrt bis zum Tagesausflug nach Düsseldorf oder Duisburg – auf der River Lady ist vieles möglich. Auch ein Vollcharter für Familien- oder Firmenfeiern.
Übernachtungstipp am Rhein in Wesel
Das Welcome-Hotel in Wesel liegt direkt am Rhein und bietet freien Blick auf die „River Lady“*. Das komfortable Hotel verfügt über einen großem Wellnessbereich und hat sich auf Radfahrer spezialisiert. Es gibt Aufladestationen für E-Bikes und Niederrhein-Leihräder können hier in Empfang genommen bzw. wieder abgegeben werden.
Halde Rheinpreußen im Kreis Wesel
Sobald es dunkel wird, erstrahlt die Halde Rheinpreußen in einem intensiven Rot. Eine 32 Meter hohe Grubenlampe macht das Haldenplateau bei Moers zu einem weithin sichtbaren und unverwechselbaren Ort. Otto Peine hat sein Kunstwerk „Geleucht“ getauft und sieht es als Hommage an die Bergbauvergangenheit der Region.
Ein Niederrhein Wochenende in Xanten
Der APX in Xanten
Der Archäologische Park Xanten ist eine der größten Touristenattraktionen in NRW. Rund eine halbe Millionen Besucher durchwandern jährlich die Nachbauten der Colonia Ulpia Trajana. Seit kurzem wird hier auch die nächtliche Führung „Nocturnus“ angeboten. Dabei erfahren die Teilnehmer, was sich nach Einbruch der Dunkelheit in der römischen Stadt so alles abspielte. Und selbst Besucher, die den Park bereits kennen, sind überrascht, wie fremd und andersartig der Ort im schwachen Schein einer Laterne wirkt.
Weiterlesen: Alles über Nocturnus, die nächtliche Führung im APX.
Der Dom von Xanten
Der St. Viktor Dom von Xanten gilt als größte Kirche zwischen Köln und der Nordsee. 1263 erfolgte die Grundsteinlegung des Gotteshauses, das zu diesem Zeitpunkt eine ähnlich große Bedeutung für die Region hatte wie der Kölner Dom. Besonders interessant ist die Vergangenheit des Domes als Mittelpunkt der „Stiftsimmunität“. Die damals in Xanten lebenden Kanoniker – eine Art Stiftsherren – genossen weitgehende Immunität und verfügten über eine Stadt in der Stadt. Bei Führungen erfahren Besucher mehr über die Geschichte, die an „Name der Rose“ erinnert und in der Adventszeit lässt sich die Tour hervorragend mit einem Besuch des nostalgischen Weihnachtsmarkts verbinden, der rund um den Dom liegt.
Die Xantener Südsee
Karibikflair am Niederrhein – an schönen Sommertagen kann sich dieses Gefühl in Xanten tatsächlich einstellen. Wasserski, Wakeboarden, Stand Up-Paddeln, Tauchen, Surfen – in der Xantener Süd- und Nordsee, die insgesamt 245 Hektar Wasseroberfläche bietet, sind viele Sportarten möglich. Beste Voraussetzungen für ein perfektes Niederrhein Wochenende.
Ein Niederrhein Wochenende in Duisburg
Hättet ihr es gewusst? Duisburg besitzt den größten Binnenhafen Europas. Eine Hafenrundfahrt, die entlang von unzähligen Speichern und riesigen Ladekränen führt, ist entsprechend beeindruckend. Duisburg gilt als Wasserwelt, weil es vermutlich keine zweite Stadt in NRW gibt, in der so viele Aktivitäten am und auf dem Wasser möglich sind.
Ruhrort – Duisburgs spannendster Stadtteil
Besonders lohnenswert ist ein Besuch im Stadtteil Ruhrort, bekannt durch Schimanskis Verbrecherjagden in den 1980er Jahren. Ruhrort mit seiner bewegten Vergangenheit war einst eine der reichsten Städte Deutschlands, da sich hier Großreeder wie Thyssen und Haniel niedergelassen hatten. Ruhrort war aber auch verrucht, vor allem wegen seines legendären Rotlichtbezirks, der damals als zweite Reeperbahn galt. Heute können Spaziergänger an der Ruhrorter Hafenpromenade flanieren und zwei vor Anker liegende Museumsschiffe bewundern: die Oscar Huber und die Minden. Die Oscar Huber wurde 1922 erbaut und ist ein Kulturdenkmal, denn sie ist der letzte erhaltene Radschleppdampfer Deutschlands.
Idyllischer Übernachtungstipp in Duisburg
Der Hoteltipp für Duisburg liegt auch am Wasser und zwar an einem kleinen See: der Eurohof wird gerne von Radfahrern genutzt*. Die können hier ihre E-Bikes aufladen, im umliegenden Wäldchen spazierengehen und sich im lauschigen Biergarten für die nächste Etappe stärken. Der Rhein und verschiedene Radwege – darunter der neues Hanseradweg – sind nur einen Katzensprung entfernt.
Die sechs Seenplatte in Duisburg-Wedau
Einen Hauch von Mecklenburg-Vorpommern verspürt man an der Sechs Seen Platte in Duisburg-Wedau. Die sechs Baggerseen liegen landschaftlich reizvoll inmitten eines ausgedehnten Waldgürtels. Segler, Kanuten, Taucher und Angler kommen auf und an den nördlichen Seen auf ihre Kosten. Die drei südlich gelegenen Gewässer werden weitgehend der Natur überlassen und bieten Zugvögeln ein Refugium
Extra-Tipps für ein Niederrhein Wochenende
Hier kommen noch drei ganz besondere Tipps, die so vielfältig sind, das ich ihnen eigene Artikel gewidmet habe.
- Das pittoreske Spargeldorf Walbeck bietet den leckersten Spargel der Region, kleine Hofläden und ein großes Schlosshotel, das auch für Normalverdiener erschwinglich ist.
- Auf der Sequoiafarm in Kaldenkirchen wachsen imposante Mammutbäume – der Besuch ist kostenlos!
- Terrassengärten wie in Versailles bietet das Kloster Kamp in Kamp-Lintfort.
*Bei den Werbe-Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Das sind Partnerprogramme mit Unternehmen – wenn ihr über den Link auf meiner Seite ein Hotel bucht oder ein Buch kauft, bekomme ich eine kleine Provision. Für euch ist es keinen Cent teurer, aber für Blogger sind diese Einnahmen wichtig, um den Blog überhaupt betreiben zu können.
Bernd F Meier meint
Ach wie schön! Wir waren heute im Terrassengarten von Kloster Kamp. Da fehlen noch der Diersforther Wald.. und Schenkenschanz, und das NSG Bislicher Insel- gut für die nächsten Tipps.
Antje meint
Merci. Und es gibt noch viel mehr am Niederrhein, aber irgendwann muss einmal Schluss sein. 😉