Das Neandertal ist den meisten Menschen ein Begriff – als Fundstelle eines Urzeitmenschen. Aber vermutlich nicht in Zusammenhang mit wilden Tieren. Dabei leben in dem eiszeitlichen Wildgehege des Tales drei Tierarten, hinter denen schon der Neandertaler herjagte: Tarpane, Auerochsen und Wisente. Rund um deren Gehege führen idyllische Wanderwege. Dazu kommt ein spektakulärer Skulpturenpfad und eines der ungewöhnlichsten Museen des ganzen Landes. Beste Voraussetzungen für einen spannenden Tagesausflug ins Neandertal.
Wo befindet sich das Neandertal?
Das Neandertal liegt vor den Toren Düsseldorf, rund zehn Kilometer von der NRW-Landeshauptstadt entfernt. Das waldige Areal gehört allerdings zum Stadtgebiet von Mettmann bzw. Erkrath. 1856 wurde hier ein Fund gemacht, der den Ort schlagartig berühmt machte: ein urzeitliches Skelett wurde entdeckt und nach dem Fundort benannt. Nach und nach entstanden dann die touristischen Einrichtungen.
Anreisetipps: Autofahrer gelangen über A 3 und A46 zum Neandertal. In diversen Apps finden sich unterschiedliche Adressen für Museum, Wildgehege und das Tal. Unter der Woche ist es durchaus möglich, auf dem kleinen Parkplatz direkt am Museum zu parken, der unmittelbar an das Naturschutzgebiet grenzt. An Sonn- und Feiertagen ist es aber nahezu unmöglich, dort einen freien Platz zu finden. Deshalb unbedingt auf dem großen, ausgeschilderten Parkplatz (Mettmanner Str. 51 in Erkrath) parken. Zu Fuß sind es dann zwar noch 25 Minuten, an Sonn- und Feiertagen gibt es aber zwischen 11 – 18 Uhr einen kostenlosen Shuttle-Service.
Mit dem ÖPNV: Auch mit Bus und Bahn ist das Neandertal zu erreichen.
Woher kommt der Name Neandertal?
Funfakt: Der Name des Tals stammt übrigens von dem Prediger Joachim Neander, der im 17. Jahrhundert singend durch die Gegend zog. Vermutlich hat sich der fromme Mann nicht träumen lassen, dass er eines Tages Namensgeber für einen Urzeitmenschen sein würde.
Neandertal – Wandern am Wildgehege
Das eiszeitliche Wildgehege ist ein ca. 23 Hektar großes Areal, durch das die Düssel fließt. Der Fluss mäandert hier durch ursprüngliche Auen und dichte Buchenwälder. Das idyllische Naturschutzgebiet bietet den Menschen Erholung und den Tieren Rückzugsmöglichkeiten. So gibt es auch keine Garantie, die Urviecher während eines Spazierganges zu sehen. Umso schöner ist es dann, wenn sie plötzlich angetrabt kommen.
Gelegentlich müssen sich Besucher am eiszeitlichen Wildgehege aber auch mit dem Anblick dieser Kameraden begnügen. 😉
Weiterlesen: Naturschutzgebiete in NRW – Wandern zwischen Wildtieren. Neben dem Neandertal gibt es noch viele weitere Idyllen mit tierischen Bewohnern.
Welche Tiere leben im eiszeitlichen Wildgehege des Neandertals?
Wichtig zu wissen: Bis auf die Wisente, von denen tatsächlich eine kleine Population überlebt hat, sind die Urzeitviecher Rückzüchtungen. Der Auerochse ist bereits im 17. Jahrhundert ausgestorben und der letzte Tarpan soll 1876 geschossen worden sein. Dass Spaziergänger im Neandertal heute die robusten Tiere bewundern können, ist zwei engagierten Zoologen zu verdanken: den Brüdern Heck. Heinz und Lutz Heck waren beide Zoodirektoren. Der eine in Berlin, der andere in München. Sie machten es in den 1920er Jahren zu ihrer Lebensaufgabe, alte Rassen „wiederauferstehen“ zu lassen: durch Kreuzungen heutiger Rinderrassen, die alle vom ursprünglichen Auerochsen abstammen, entstand so über die Jahre ein besonders robustes Rind: das sogenannte Heckrind.
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Was sind Heckrinder?
Auch wenn es nicht ganz die Größe des urzeitlichen Viechs erreicht, gleicht es ihm doch sehr. Denn die Tiere haben einem wuchtigen Körperbau und mächtige Hörner: der Stier ist schwarz, misst 1,80 Meter und bringt locker eine Tonne auf die Waage. Außerhalb des Zauns möchte ihm vermutlich kein Spaziergänger begegnen. Zumal bei den Rückzüchtungen nicht nur die Optik, sondern auch das Verhalten der wilden Auerochsen rekonstruiert wurde. Aber natürlich ist das Areal abgetrennt und die Tiere, die regelmäßig mit Leckereien wie Eicheln und Kastanien zugefüttert werden, haben keinen Grund, aggressiv zu sein.
Rundweg um das eiszeitliche Rundgehege
Die schönste Wandermöglichkeit im Tal ist der Weg, der rund um das urzeitliche Gehege verläuft. Er führt durch den Wald, über Treppen und Brücken. Dabei kreuzt er die Düssel. Und hinter fast jeder Biegung gibt es eine neue Chance, die Urzeitviecher zu sehen. Was den Rundweg für Kinder, Naturliebhaber und Fotografen gleichermaßen spannend macht.
- Länge: rund 5 km
- Schwierigkeit: es gibt einige Steigungen in Form von Treppen, dadurch ist der Weg nicht barrierefrei und bei Nässe können die Stufen rutschig sein.
- Dauer: 1 – 1,5 Stunden je nach Tempo
- Besonderheiten: die wechselnden Aus- und Einblicke in das Leben der Urviecher. Dafür gibt es auch eine spezielle Aussichtsplattform
- Bodenbeschaffenheit: der Rundweg führt größtenteils über weichen Waldboden
Der Skulpturenpfad im Neandertal
Gleich vor den Museumstoren beginnt der Skulpturenpfad „Menschenspuren“. Mit elf überraschenden Werken, die die ganz persönliche Sicht international renommierter Künstler auf die Evolution darstellen. Einige der Skulpturen erschließen sich auf den ersten Blick; andere müssen erst einmal gefunden und dann interpretiert werden. So steht vor dem auffäligen silbernen Pfeil der zweite, unauffälligere Teil des Werkes: bei genauerer Betrachtung entpuppt sich der dunkle Stein als Gehirn. Das Suchen und Interpretieren ist ein unterhaltsames Vergnügen, das sich auch für Kinder eignet. Infos zu den Kunstwerken können in verschiedenen Sprachen abgerufen werden: dafür einfach an der Kurbel der kleinen Kästen drehen.
Wo wurde der Neandertaler eigentlich gefunden?
Wie alle spannenden Orte im Tal ist auch die Fundstelle des Neandertales gut ausgeschildert und originell gestaltet. Allerdings bleibt sie aufgrund der Arbeiten an der neuesten Attraktion, dem Projekt „Höhlenblick“, bis voraussichtlich Juni 2022 geschlossen. Auf dem Foto ist die frühere Gestaltung der Fundstelle zu sehen. Sie wird jetzt um einen spektakulären Turm ergänzt.
Wer waren die Neandertaler?
Lange Jahre gefielen sich selbsternannte Experten darin, den Neandertaler als besonders aggressiv und blutrünstig zu schmähen. Neueste Forschungen belegen hingegen, dass der Neandertaler ein ausgesprochen sozialer Mensch war – und zudem unser Vorfahre ist! In einer groß angelegten Untersuchung des Max-Plank-Instituts konnte nachgewiesen werden, dass alle Menschen, die heute nördlich von Afrika leben, ein bis vier Prozent Neandertaler-Gene in sich haben. Also, vielleicht auch ihr. 😉
Der Neandertaler war klein und muskulös. Bei einer Durchschnittsgröße von 1,60 Meter brachte er 60 bis 80 Kilo auf die (damals natürlich nicht vorhandene) Waage. Auffällig ist sein Schädel, der sich stark von denen des modernen Menschen unterscheidet. Er war lang gestreckt und flach – das Gehirn dadrin in der Regel aber größer als unseres.
Das spektakuläre Museum im Neandertal
Rund 170.000 Besucher kommen alljährlich in das interaktive Museum, um eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen. Im Zeittunnel sehen sie die Entwicklung des Menschen vom Homo erectus bis zum Homo sapiens. Aufschlussreich sind auch die vielen kleinen Spielszenen, die das Leben der Neandertaler zeigen. Sie veranschaulichen, wie hoch entwickelt und überaus sozial diese Menschenart war. So sieht man beispielsweise, wie die Familien gemeinsam kochen und ihre religiösen Bräuche praktizieren. Die Faszination des modernen Menschen für den frühen Neandertaler war schon immer groß und seit die Wissenschaft Klarheit über unsere Verwandtschaftsverhältnisse hat, ist sie noch größer geworden.
Neandertal Museum Eintrittspreise und Öffnungszeiten
- Geöffnet: Dienstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr
- Preise: Erwachsene 11 Euro, Kinder 6,50 Euro (Dauer- und Sonderausstellung inkl. Audioguide)
Das schönste Lokal im Neandertal
Unmittelbar zwischen Museum und dem Naturschutzgebiet befindet sich das Café Neandertal No. 1. Bereits das graue Haus aus wuchtigen Steinen ist ein hübscher Anblick. Und innen wartet dann eine gleichermaßen moderne und gemütliche Atmosphäre auf Besucher. Es werden regionale Speisen und leckerer Kuchen von ausgesprochen freundlichen Mitarbeitern serviert.
Extratipp: Für Gäste des Cafés gibt es sogar kostenlose Parkplätze unmittelbar vor der Haustür.
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