Üppige Heidelandschaften. Dichte Eichenwälder. Weiß schimmernde Wanderdünen und dunkel glitzernde Moore. Die Naturschutzgebiete in NRW sind zahlreich und vielfältig. In diesem Artikel stelle ich vier Schutzräume vor, die schöne Wanderwege und überraschende Wildtier-Begegnungen bieten. Perfekt für einen Wintertag in Corona-Zeiten.
Naturschutzgebiete in NRW – Die Wahner Heide
Unmittelbar neben dem Flughafen Köln/Bonn liegt die Wahner Heide. Über ihr fliegen die Jets, unten kriecht und krabbelt, wächst und gedeiht es. Viele bedrohte Tierarten haben hier ein Refugium gefunden. Und Wanderern wird in dem Naturschutzgebiet ein großes Rundwandernetz geboten: Zehn Wege widmen sich ganz unterschiedlichen Themen, etwa seltenen Vögeln, renaturierten Flüssen oder mächtigen Eichen. Wer dem jeweiligen Symbol folgt, findet bequem seinen Weg durch die Wahner Heide.
Wo Panzer von Nutzen waren
Dass die Wahner Heide heute so artenreich ist, ist letztlich dem Militär zu verdanken. Schon 1817 diente das Gelände den Preußen als Truppenübungsplatz. Dem preußischen Heer folgten die Wehrmacht, belgische Streitkräfte und die Bundeswehr. So seltsam es klingt: Die Panzer rollten zum Schutz der Natur, denn das Gelände durfte weder bebaut, noch betreten werden. Dadurch ist ein Rückzugsplatz für Tiere und Menschen entstanden, der einmalig in NRW ist.
Spannende Exkursionen
Der „Geisterbusch“ ist der womöglich faszinierendste Ort in der Wahner Heide. Wegen der vielen Legenden, die sich um ihn ranken: Angeblich waren hier Gespenster, Hexen und andere unheimliche Gestalten unterwegs, die es besonders auf Kinder abgesehen hatten, und heute wegen der vielen Wildtiere, die hier leben: Ziegen, Schafe, Esel und mit ein bisschen Glück sogar Wasserbüffel können in dem Gebiet bewundert werden. Ein faszinierender Anblick und ein tolles Fotomotive. Zudem sind die Wege hier so breit, dass Wanderer einander bequem aus dem Weg gehen können. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt in Corona-Zeiten.
Ich habe den Geisterbuch in Begleitung von Sven von Loga besucht. Der Kölner Wander- und Naturführer bietet spannende Exkursionen in die Wahner Heide – und in viele andere Regionen NRWs – an, die besonders informativ und unterhaltsam sind. Hier die Übersicht von Themen und Terminen.
Naturschutzgebiete in NRW – Die Bislicher Insel
Die Bislicher Insel ist eine märchenhafte Flusslandschaft, am linken Niederrhein zwischen Xanten und Wesel gelegen. Das 1.200 Hektar große Naturschutzgebiet ist ein wichtiges Refugium für Zugvögel. Schon lange bevölkern arktische Wildgänse im Winter die Wiesen und Weiler der Auenlandschaft. Seit einigen Jahren brütet hier sogar ein Seeadler-Pärchen erfolgreich – eine Sensation für den Naturschutz in NRW. Da die Tiere im Frühjahr 2020 von Spaziergängern mit einem freilaufenden Hund gestört wurden, konnten die Seeadler dieses Jahr aber keinen Nachwuchs großziehen. Der Vorfall zeigt, wie wichtig das Wegegebot und der Leinenzwang in Naturschutzgebieten ist.
Für die Tierbeobachtungen gibt es auf der Bislicher Insel ausgewiesene Beobachtungshäuschen. Wer ein bisschen Geduld mitbringt, kann von ihnen aus ganz wunderbare Beobachtungen machen, ohne die Tiere zu stören. Und auch die Wanderungen durch das Naturschutzgebiet bieten immer wieder unverhoffte Begegnungen. Besonders spannend sind die Exkursionen, die ganzjährig vom Naturforum auf der Bislicher Insel angeboten werden. Aktuell, in der Pandemie, ruhen sie allerdings.
Weiterlesen: Die Bislicher Insel ist eine Station auf der Römer-Lippe-Route, ein naturnaher Fernradweg, der zwischen Detmold und Xanten verläuft.
Naturschutzgebiete in NRW – Das Witte Venn
Das Witte Venn liegt im deutsch-niederländischen Grenzgebiet und ist eine alte Schmugglerregion. Durchzogen von wunderschönen Moorgebieten, in denen Wollgras wächst und Frösche quaken. Seit den 1970er Jahren leben hier gut 50 schottische Hochlandrinder, die als tierische Rasenmäher „arbeiten“.
Aus nicht bekannten Gründen fühlen sich die Hochlandrinder auf niederländischer Seite wohler, aber natürlich kommen sie gelegentlich auch ins Münsterland rüber. Und so stehen ahnungslose Spaziergänger nicht selten unvermittelt vor den umherwandernden Tieren und müssen erst einmal schlucken: Denn die Hochlandrinder haben mächtige Hörner und können bis zu 130 cm groß werden. Würde man ihnen das Fell abrasieren, kämen darunter allerdings schmächtige Tierchen zum Vorschein. Und zudem sind die Wiederkäuer ausgesprochen friedlich.
Weiterlesen: Das Witte Venn ist mit einem dichten Wander- und Radwegenetz durchzogen. Auch eine rustikale Einkehrmöglichkeit uns einen Bootsverleih gibt es hier.
Naturschutzgebiete in NRW – Die Klostermersch
Die Klostermersch ist eine renaturierte Auenlandschaft, die einen unglaublichen Artenreichtum bietet: grasende Taurusrinder. Freilaufende Konik-Pferde und stakende Reiher – sie alle leben am Ufer der Lippe, die durch die Landschaft mäandert. Wir kennen in Deutschland größtenteils nur begradigte Flüsse mit ihren langweiligen Ufern, wo lediglich Gras wächst und ein paar Enten rumlaufen. Darum ist der Besuch in der wild wuchernden Flusslandschaft so besonders spannend.
Trotz seiner Schönheit ist das Naturschutzgebiet in NRW noch ein Geheimtipp!
Besonderes Angebot für Besucher
Die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) im Kreis Soest bietet Führungen und Exkursionen zu unterschiedlichen Themen in der Klostermerschen an. Dabei kommen die Teilnehmer den Tieren ganz nahe, erfahren viel Spannendes und müssen keinen Euro zahlen, denn die Touren sind kostenlos! Lediglich eine vorhergehende Anmeldung ist erforderlich. Und in Corona-Zeiten ist natürlich auch die Teilnehmerzahl begrenzt; sofern die Führungen überhaupt stattfinden dürfen.
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