Rotgolden schimmern die letzten Sonnenstrahlen hinter den mächtigen Säulen. Zusammen mit dem Tageslicht verschwinden die letzten Gäste aus der Anlage. Und Ruhe kehrt ein. Noch ist der Himmel kobaltblau. Doch in wenigen Minuten wird das intensive Blau der Nachtschwärze weichen. Und dann, wenn der Ort in völlige Dunkelheit gehüllt ist, startet die wohl spannendste Tour, die der Archäologiepark in Xanten zu bieten hat: Nocturnus. Folgen Sie mir auf eine nächtliche Führung durch das römische Xanten.
Nachts, wenn sich alles ändert
Sicherlich kennen Sie den Archäologischen Park in Xanten – ist das APX doch eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Nordrhein-Westfalen. Aber vermutlich kennen Sie die Anlage vom Tage, wenn hunderte Menschen das Areal bevölkern. Über Nocturnus, die nächtliche Führung durch das römische Xanten, haben Sie aber womöglich noch nichts gehört. Dabei sind gerade die Exkursionen in der Dunkelheit besonders spannend: selbst für Besucher, die den Park schon kennen.
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Vollkommene Dunkelheit
Zu Beginn der Tour erhält jeder Nocturnus-Teilnehmer eine altertümliche Laterne, damit er auch sieht, wohin er tritt. Denn es ist wirklich vollkommen dunkel. Und wer nur die Lichtverschmutzung in unseren Städten kennt, muss sich erst einmal zurecht finden: In dieser dunklen, stillen und ungewohnten Umgebung. Ganz bewusst herrschen im Xantener Archäologiepark nämlich die gleichen nächtlichen Verhältnisse wie vor zwei Jahrtausenden. Besucher sollen spüren, wie das Leben in der alten Römersiedlung war. Tagsüber, wenn das Gelände voller Menschen ist, sind alle viel zu abgelenkt, um sich wirklich auf das antike Leben einzulassen. Nachts hingegen ist gerade einmal eine Handvoll Menschen auf dem riesigen Areal und das beschert ihnen ganz besondere Eindrücke.
Alles ist intensiver bei der Nächtlichen Führung durch das römische Xanten
In der Dunkelheit funktionieren unsere Sinne besser: Wir hören, riechen und spüren die Dinge intensiver – das ist eine der großen Überraschungen bei Nocturnus, wie anderes das Erleben des Nächtens ist. Eine weitere Überraschung sind die Geschichten und Anekdoten, die die Gästeführer erzählen: Sie schildern, welche Gefahren in der Dunkelheit auf Nachtschwärmer gewartet haben. Denn lichtscheues Gesindel lauerte stets auf Unvorsichtige. Lebten in der früheren Colonia Ulpia Traiana, wie die römische Niederlassung bei Xanten hieß, zur Blütezeit doch rund 10.000 Menschen – davon waren natürlich nicht alle ehrenhaft. Weniger gefahrvoll, aber allemal unangenehm waren die Lebewesen, mit denen sich Reisende herumschlagen mussten: Ungeziefer im Strohlager der Herbergen war damals der Normalfall.
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Wo Gladiatoren kämpften und starben
Die in Tuniken gehüllten Gästeführer berichten anschaulich und amüsant vom Leben in der römischen Kolonie. Beantworten geduldig Fragen und schaffen eine elektrisierende Stimmung zu nächtlicher Stunde. Insbesondere im antiken Amphitheater. Hier, wo Gladiatoren starben und Menschen angesichts des Todes johlten, kommt fast ein wenig Beklemmung auf. Doch die verfliegt sofort, wenn die Gästeführer auf den Sternenhimmel zu sprechen kommen. Über dem dunklen Parkgelände leuchten die Sterne besonders intensiv. Und die Sternbilder waren den Menschen in der Antike weit vertrauter als uns heute. Fast alle kannten die Schöpfungsmythen, die mit den einzelnen Sternkonstellationen verbunden sind.
In den detailgetreuen Wohnzimmern und Küchen kommen dann wilde römische Saufgelage zur Sprache, genauso wie kulinarische Vorlieben in der Antike. Es darf geschnuppert, gefühlt und gefachsimpelt werden.
Nächtliche Führung durch das römische Xanten
Und auch die nächtlichen Gewohnheiten der früheren Bewohner Xantens werden zum Thema: Etwa der Nachttopf, dessen Inhalt einfach zum Fenster hinaus geschüttet wurde. Er ist immer für einen Lacher gut. Die Führungen haben aber noch einen weiteren Vorteil, denn nachts darf man sich auf die Möbel setzen, was tagsüber wegen des Massenandrangs nicht erlaubt ist. Interessant ist auch der Besuch in den römischen Thermen. Hier erfahren die Besucher, wie wichtig der tägliche Gang ins Bad für die Römer war. Und dass sich niemand rausreden konnte, wenn er einmal müffelte. Denn die Preise für die Therme waren so niedrig, dass selbst Sklaven sich den Besuch regelmäßig erlauben konnten.
Termine der nächsten Führungen
Die aktullen Termin für Nocturnus gibt es hier – nach langer Pandemie-Pause finden die spannenden Touren endlich wieder statt!!
- 8. September 2023: 20:30 Uhr
- 13. Oktkober 2023: 19:30 Uhr
- 10. November 2023: 18 Uhr
- 8. Dezember 2023: 18 Uhr
- 12. Januar 2024: 18 Uhr
- 9. Februar 2024: 18 Uhr
- 8. März 2024: 19 Uhr
60 Minuten – Kleingruppe – 12 € pro Person – vorherige Buchung erforderlich
Auch für Kinder ab 10 Jahren geeignet | Hunde können leider nicht teilnehmen
Alini meint
Wann gibt’s wieder Führungen?
Antje meint
Die Nachtführungen finden generell nur zwischen Sep. – März statt. Aktuelle Termine gibt es auf der Homepage des APX. https://apx.lvr.de/de/ihr_besuch/fuehrungen_1/fuehrungen.html#anker-1680843/fuehrungen.html#anker-1680845