Von historischen Mühlen geht stets ein besonderer Zauber aus. Fünf der schönsten Mühlen in NRW stelle ich in diesem Artikel vor – sie alle bieten das gewisse Extra: Frischgebackenes Brot, ein eigenes Mühlenrestaurant oder originelles Museum, so dass der Besuch zu einem spannenden Ausflug für Genussmenschen und Geschichtsfreunde wird.
1. Die Monschauer Senfmühle
Rieslingsenf, Apfel-Meerrettichsenf und Johannisbeersenf – wie vor Hunderten von Jahren zermahlen große Basaltsteine die Senfkörner in der Monschauer Senfmühle. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Familie Breuer, die die Mühle in fünfter Generation betreibt, bringt viel Erfahrung in der Herstellung des beliebten Genussmittels mit und erfindet immer neue Kreationen. Etwa den Ingwer-Ananas-Senf: Fast ein Jahr lang haben die Breuers am Rezept getüftelt, um die starke Eigenschärfe des Ingwers abzumildern. Nach allerlei Versuchen hat sich dann die Ananas gegen Mango und Kiwi durchgesetzt, ein Hauch Banane schafft zusätzliche Süße.
Von den insgesamt 22 Senf-Mischungen werden stets mehrere im Restaurant serviert, und natürlich gibt es alle im Shop zu kaufen. Ganz Mutige finden hier auch Senfpralinen.
Einkehren im Mühlenrestaurant von Monschau
Im mühleneigenen Restaurant Schnabuleum wird aus grauer Theorie kulinarische Praxis: Suppen, Vor- und Hauptspeisen sowie Desserts werden hier alle mit Senf verfeinert.
Übernachtungstipp für Monschau
Monschau nach ein paar Stunden wieder zu verlassen, wäre ein Fehler. Denn das Städtchen bietet noch viele weitere (kulinarische) Highlights und schöne Spazier- und Wanderwege. Ein Erlebnis ist der Höfener Heckenweg und natürlich das nahegelegene Venn, das im deutsch-belgischen Grenzgebiet einmalige Naturerlebnisse bietet. Zwei Übernachtungen dürfen es in Monschau daher schon sein. Und der schönste Ort, um in Monschau zu nächtigen, ist vermutlich der Venngasthof zur Buche*.
2. Mühlen in NRW – die Steprather Mühle
Strahlend weiß, traumhaft schön und uralt – die Steprather Mühle stammt aus dem 15. Jahrhundert und gilt als älteste noch voll funktionsfähige Windmühle Deutschlands. Technikfreunde wird interessieren, dass sie eine „Turmwindmühle“ ist, ein robuster, oft in Stadtmauern oder Befestigungsanlagen integrierter Windmühlentyp, der weit weniger anfällig war als das Vorläufermodell: die „Bockwindmühle“. Die Steprather Mühle misst stolze 19 Meter und steht heute als Solitär im Dorf. Mit einer Flügelspannweite von 28 Metern ist sie das weithin sichtbare Wahrzeichen von Geldern-Walbeck.
Mühlencafé in Walbeck
Bis 1953 drehten sich die Flügel im Wind. Dann wurde der Betrieb eingestellt und 40 Jahre lang schlummerte die Schönheit, bis 1990 ein Förderverein das Denkmal wieder wachküsste. Die Mitglieder bieten regelmäßige Führungen an und betreiben eine kleine Backstube mit angeschlossenem Café. Bei schönem Wetter sitzen hier bereits in den Morgenstunden Ausflügler und genießen ein Müllerfrühstück. Weizen-, Misch-, Rosinen-, Körner-, Buttermilch- und Gutsherrenbrot – die selbstgebackene Auswahl begeistert.
Extra-Tipp: Die köstlichen Mühlen-Produkte – Buttermilchbrot, Nussecken, Gutsherrenbrot u.v.a. – lassen sich online vorbestellen.
3. Mühle Zons – uralte Architektur
Auch die Zonser Mühle gehört zur Gattung Turmwindmühle. Als Baujahr wird 1390 angenommen, und damit sie ist sogar noch älter als die Steprather Mühle. Optisch sind die beiden Mühlen grundverschieden: Wo die Steprather freundlich wirkt, mutet die Zonser mit ihren schweren, dunklen Basaltquadern eher trutzig an. Tatsächlich wurde sie als Wehrturm und Teil der Stadtmauer konzipiert, erfüllte also von Anfang an eine Doppelfunktion und war auch damit in der Region eine Rarität. Selbst reiche Städte wie Köln oder Kleve hatten nur zwei oder drei Mühlen dieses Typs, der weit aufwendiger zu bauen war als eine einfache Bockwindmühle.
Mühlen in NRW – Regelmäßige Besichtigungen
Zwischen April und Oktober kann die Zonser Mühle an den Wochenenden und Feiertagen im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Im Inneren der aufwendig renovierten Mühle findet sich heute ein kleines Museum, das die bewegte Geschichte des Gebäudes erzählt.
4. Die Haarmühle im Witte Venn
Die Haarmühle ist Start und Ziel vieler Exkursionen ins Venn und zugleich ein beliebtes Ausflugslokal. Bei prasselndem Kaminfeuer können Ausflügler hier selbstgebackenes Brot und viele regionale Gerichte des Münsterlandes probieren. Die historische Wassermühle stammt aus dem Jahr 1619 und konnte nach einer umfangreichen Renovierung 1988 wieder in Betrieb genommen werden – mit ihrem großen Schaufelrad und der idyllischen Lage am Eingang zum Naturschutzgebiet gilt sie als eine der schönsten funktionstüchtigen Wassermühlen des Münsterlandes. Die Eigentümerfamilie Brüggemann bietet neben vielen anderen Aktivitäten auch Führungen durch die historische Mühle an.
Naherholungsgebiet vor der Mühlentür
Dabei erfahren die Teilnehmer jede Menge originelle Details aus der Zeit, als die Grenzregion des Witte Venn ein Eldorado für Schmuggler war. Sie lieferten sich ein Katz- und Mausspiel mit den örtlichen Gendarmen und nutzen auch ihre Haustiere fürs Schmuggelgeschäft: So banden sie einem Dackel Kaffeepackungen auf den Rücken, der die dann sicher über die Grenze brachte.
Weiterlesen: Das Witte Venn ist ein Naherholungsgebiet der Spitzenklasse: mit Ruderpartien auf der Ahauser Aa. Hochlandrindern, die auf den Wanderwegen stehen und einem dichten Radwegenetz.
5. Das Mühlen-Restaurant in Kalkar
Besondere Erwähnung verdient die Kalkarer Mühle – und das gleich aus mehreren Gründen: Sie ist, wie das ganze Städtchen am Niederrhein, aus Backstein erbaut worden. In ihren Flügeln finden sich die rot-weißen Stadtfarben wieder, die so viele Fensterläden in Kalkar schmücken und gleich für gute Stimmung beim Betrachter sorgen. Mit einer stattlichen Höhe von 27 Metern – die Flügel nicht mitgerechnet – gilt die Kalkarer Mühle als höchste Mühle am Niederrhein.
Brauhaus und Hochzeitslocation Kalkarer Mühle
Durstige und hungrige Ausflügler wird vermutlich mehr interessieren, dass sich in dem Gebäude eine Gaststätte mit guter, regionaler Küche befindet: das Brauhaus Kalkarer Mühle. Und wer mag, kann an dem urigen Ort auch heiraten. Das Gildenzimmer in der Kalkarer Mühle ist ein offizieller Außenstandort des örtlichen Standesamtes.
Übernachtungstipp für Kalkar
Kalkar bietet die perfekte Mittelalterkulisse und ist von einem dichten Rad- und Wandernetz umgeben. Gute Gründe, um den Aufenthalt zu verlängern. Empfehlenswert ist die die Pension „Zweitheimat“*, die mitten in der historischen Altstadt und trotzdem ruhig liegt.
Weiterlesen: Kalkar – das Mittelalterstädtchen am Niederrhein.
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