Um Mittelalter-Romantik zu erleben, muss niemand nach Rothenburg ob der Tauber oder Bamberg reisen – auch NRW ist reich an historischer Bausubstanz. 59 geschichtsträchtige Stadt- und Ortskerne haben Kriege, Krisen und den Braunkohleabbau überdauert und sich zum Arbeitskreis „Historische Stadt- und Ortskerne in NRW“ zusammengeschlossen. Besonders bemerkenswert ist Arnsberg im Sauerland: hier stehen windschiefe Fachwerkhäuser, imposante Adelshöfe und die Ruine des kurfürstlichen Schlosses. Nicht minder faszinierend ist Stolberg bei Aachen – die Heimat der Kupfermeister. Und mehr Romantik als Zons bieten vermutlich nur wenige Orte in Deutschland. Alle drei Städte lassen das Mittelalter in NRW für ein paar Momente wiederauferstehen !
1. Mittelalter in NRW – Arnsberg
Arnsberg ist vor allem eines: überraschend. Wer durch den mittelalterlichen Stadtkern spaziert, entdeckt überall originelle Details: Das beginnt bereits auf dem Weg vom kostenlosen Parkplatz am Sauerland-Theater zum Glockenturm – entlang der Ruhr geht es hier zur Altstadt. Das Ufer ist gesäumt von alten Bäumen und im Fluss glitzern metallische Kunstwerke: hier ragt eine Walflosse aus dem Wasser, dort eine Nixe. Über die Brücke geht es dann in die Altstadt, wo sich auf engem Raum beeindruckende und kuriose Gebäude aneinanderreihen.
Die schönsten Bauwerke der Stadt
Den Anfang macht der Glockenturm – das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Er ist beides zugleich: beeindruckend und kurios. Ursprünglich als wehrhafter Torturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet, dient er heute ganz friedlich als Kirchturm der katholischen Stadtkapelle St. Georg. Gleich neben dem Glockenturm stehen zwei schmücke Fachwerkhäuser: das „Alte Backhaus“ und der „Friseur Hansknecht“. Beide neigen sich erkennbar zur Seite – sind aber noch lange nicht die schiefsten Häuser der Stadt.
Übernachtungstipp für Arnsberg
Im „Alten Backhaus“ ist heute ein romantisches Hotel untergebracht*. Die Burgruine ist nur einen Katzensprung entfernt und vor den Toren der Stadt liegt der Arnsberger Wald. Ideale Voraussetzungen für einen schönen Kurztrip ins Sauerland.
Die historische Altstadt bewundern
Das schrägste Gebäude der Stadt entdecken Besucher dann ein paar Gassen weiter. Und wer sich bei dem Anblick besorgt fragt, wie die Bewohner diese Schieflage ertragen, kann beruhigt sein: es sind zusätzliche Decken eingezogen worden, die das Gefälle ausgleichen. So beengt die Wohnverhältnisse in der historischen Altstadt vielfach sind – die Bewohner haben es trotzdem geschafft, überall kleine Oasen zu schaffen. Jeder freie Zentimeter wird in Arnsberg genutzt, um Blumenbeete anzulegen und Gartenmöbel aufzustellen.
Spaziergänger sollten in Arnsberg aber gelegentlich weg von den Fassaden und auf den Boden schauen. Denn so schön die Arnsberger Gässchen sind, so leicht können Unachtsame über ihre vielen Unebenheiten stolpern. Und wieder eine Kuriosität am Rande: die Berggasse und auch der gepflasterte Vorhof der Stadtkapelle sind nicht nur Stolperfallen, sondern auch Bodendenkmäler.
2. Mittelalter in NRW – Stolberg
Stolberg ist auf der touristischen Landkarte kaum zu finden, hat aber tatsächlich einiges zu bieten: eine wunderschöne Altstadt, über der eine imposante Burg thront, und vor allem die wildromantischen Kupferhöfe. Dass Stolberg gerne übersehen wird, liegt am mächtigen Schatten der Kaiserstadt Aachen. Dabei hat Stolberg eine fast ebenso spannende Geschichte – gemeinsam bildeten Aachen und Stolberg das Zentrum der deutschen Frühindustrialisierung. Und nur in Stolberg sind aus dieser Zeit die Kupferhöfe zurückgeblieben: die imposanten Anlagen sind die einzigen ihrer Art in ganz Deutschland. Und lassen die Vergangenheit der Stadt auf besondere Weise lebendig werden.
Weiterlesen: einen ausführlichen Bericht zur Kupferstadt Stolberg gibt es hier.
Industriegeschichte im Vorbeigehen
Stolbergs mittelalterliche Geschichte lässt sich auch erwandern. Ein 17 Kilometer langer Themenweg, die Kupferroute, verbindet Stolberg mit dem Eifelsteig. Unterwegs erfahren Wanderer viel über die industrielle Vergangenheit der Region. Bereits im 17. Jahrhundert drehte sich hier alles um Metallgewinnung und –verarbeitung. Und was die Route wirklich einmalig macht, sind die Galmeiveilchen. Sogenannte Indikatorpflanzen, die anzeigen, dass Metalle im Boden verborgen sind. Noch spektakulärer ist allerdings der Anblick der Kupferhöfe, die zu speziellen Terminen besichtigt werden können oder auch als Außenstelle des örtlichen Standesamtes fungieren.
Kupfermeister-Friedhof in Stolberg
Und noch ein Ort in Stolberg ist einmalig in Deutschland und lässt das Mittelalter in NRW wieder auferstehen: der Kupfermeister-Friedhof. Auf einer Anhöhe, im Schatten der mächtigen Burg, liegt der alte Friedhof von Stolberg. Er ist so bemerkenswert, weil hier lediglich eine einzelne Berufsgruppe beerdigt wurde. Die schweren Grabplatten zeigen die Familienwappen der Kupfermeister. Und Inschriften berichten von ihrem Lebenswerk. So erfahren Betrachter mehr über das Leben der mittelalterlichen Handwerksmeister und die bedeutende frühindustrielle Vergangenheit der Region Stolberg.
3. Mittelalter in NRW – Zons
Mittelalter in NRW – dabei fällt den meisten Menschen zuerst Monschau ein. Zons ist aber mindestens genauso schön. So pittoresk das Städtchen heute anmutet, so kriegerisch ging es hier in der Vergangenheit zu. Viele Herrscher wollten sich die Festung einverleiben; scheiterten aber am eisernen Willen der Bewohner, die ihre Zollfeste über Jahrhunderte erfolgreich verteidigten. Ging es doch um viel Geld: die Ortsansässigen wollten die Zölle der Rheinschiffer weiterhin auf eigene Rechnung kassieren.
Das 14. Jahrhundert erleben
In Zons, dessen weitgehend erhaltene Befestigungsanlage noch aus dem 14. Jahrhundert stammt, kann man wunderbar flanieren und spazieren. In einem der urigen Lokale einkehren oder auf den Rheinwiesen picknicken. Dem Mittelalter begegnen Besucher dabei an jeder Ecke und wer die Begegnung intensivieren möchte, kann eine Tour buchen: sie führt zu einer 600 Jahre alten Mühle, deren Schießscharten den Blick auf die umliegenden Auenwälder lenken. Und zu den imposanten Türmen der Stadtmauer, die noch heute über den mittelalterlichen Ort zu wachen scheinen.
Weiterlesen: Neben Zons ist Kalkar das schönste Mittelalterstädtchen am Niederrhein.
Übernachtungstipp für Zons
Direkt im mittelalterlichen Ortskern und nur wenige Meter vom Rhein entfernt liegt das Hotel Schloss Friedestorm* in Zons. Ein Wintergarten und mehrere Terrassen erlauben, die mittelalterliche Atmosphäre von Zons zu jeder Jahreszeit zu genießen. Köln und Düsseldorf sind nur einen Katzensprung entfernt und direkt vor der Hoteltür setzt die Fähre nach Urdenbach über – einer Naturidylle, in der es weit mehr Schafe als Menschen gibt.
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