„La Graciosa“ ist spanisch und heißt „Die Anmutige“. So taufte der Seefahrer Jean de Béthancourt eine kleine Insel, die er 1402 entdeckte. Im 19. Jahrhundert wurde das Eiland von Lanzarote aus besiedelt. Heute ist La Graciosa die kleinste bewohnte Insel der Kanaren – mit gerade einmal 700 ständigen Bewohnern. Wer freundliche Menschen, authentische Dörfer und lange Strände sucht, wird auf der Insel fündig.
Fährfahrt nach La Graciosa
Um nach La Graciosa zu gelangen, müssen Reisende die Fähre nehmen. Rund 20 Minuten dauert die Überfahrt von Lanzarote zur kleinsten der bewohnten Kanaren. Das Schiff legt im Hafen von Caleta del Sebo an. Caleta del Sebo ist der einzige richtige Ort auf der Insel mit ein paar Restaurants, zwei Supermärkten und einem Fahrradverleih. Unternehmungslustige Tagesgäste mischen sich hier mit relaxten Einheimischen.
Ich habe mich vom ersten Moment an auf La Graciosa wohlgefühlt, auch wenn ich anfänglich Probleme hatte, den örtlichen Akzent zu verstehen. Aber meistens klappt die Kommunikation ja doch, wenn beide Seiten es wollen. Und an Freundlichkeit mangelt es auf La Graciosa definitiv nicht.
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Frische Sardinen gleich vom Fischer
Bunte Fischerboote wiegen sich auf La Graciosa im Wind. Fischer ordnen schwatzend ihre Netze. Und preisen nebenbei ihre frisch gefangenen Sardinen an. Der kleine Hafen von Caleta del Sebo ist ein beliebtes Fotomotiv, denn hier zeigt sich die Insel von einer lebendigen und zugleich authentischen Seite. Allerdings sind die Fischer auf La Graciosa mittlerweile in der Minderheit. Nur rund 20 Prozent der Inselbevölkerung lebt heute noch vom Fischfang. Der Rest ist in irgendeiner Form im Tourismus beschäftigt.
Die erste Pension auf La Graciosa
Enriqueta Romero Becancort eröffnete vor Jahren die erste Pension auf La Graciosa. Und die Geschichte, wie die Bäuerin zur Unternehmerin wurde, ist sehr unterhaltsam. Denn auf dem Heimweg von ihren Feldern begegnete Enriqueta eines Tages einer deutschen Urlauberin, deren schreiende Kinder einen Riesenradau machten, weil sie schlicht hungrig waren. Eine touristische Infrastruktur mit Lokalen oder Shops gab es zu diesem Zeitpunkt auf der Insel nämlich nicht. Und da hatte Enriqueta ihre Geschäftsidee: Sie eröffnete erst ein Restaurant und wenig später die Pension Enriqueta.
Heute hat sich die über 80-Jährige aus dem Tagesgeschäft weitgehend zurückgezogen und ihre Tochter leitet die Pension. Für ein Schwätzchen mit ihren Gästen ist die liebenswerte Pensionswirtin aber immer zu haben. Ihre Tochter gibt euch zudem gerne Ausflugstipps und ist mehrsprachig.
Extra-Tipp: In Caleta de Sebo gibt es ausschließlich kleinere, landestypisch eingerichtete Appartements und Ferienwohnungen. Ein echter Tipp ist die „Casita Corazón“. *
Insel und Meer unter Naturschutz
Seit 1986 gehören die Insel und das umliegende Meer zu einem großen Naturschutzgebiet. Das setzt dem Tourismus Grenzen. So dürfen Urlauber auch keine Autos mit nach La Graciosa bringen. Um von Caleta del Sebo zu den Traumstränden der Insel zu gelangen, gibt es daher nur zwei Möglichkeiten: Leihfahrräder oder Inseltaxis. Alle Inseltaxis sind Jeeps und selbst in den Sommermonaten kommen gerade einmal zehn Stück zum Einsatz. Das sorgt schon einmal für kleinere Schlangen am Taxistand – doch die Fahrer kombinieren die Wartenden so geschickt, dass alle möglichst schnell zum gewünschten Zielort kommen.
Nach wenigen Fahrtminuten ist den Besuchern dann klar, warum ausnahmslos Geländewagen unterwegs sind – es gibt keine asphaltierten Straßen auf der Insel, nur Schotterpisten. Unterwegs plaudern die Taxifahrer angeregt mit ihren Gästen. Und wer des Spanischen mächtig ist, erfährt so unterhaltsame Details aus dem Leben der Insulaner: Etwa, dass alle irgendwie miteinander verwandt sind.
Dutzende Traumstrände
„La Cocina“ und die angrenzende „Playa Francesa“ zählen zu den schönsten Stränden der Insel. Die Buchten sind karibisch weiß, sanft geschwungen und selbst die Wellen kommen leise und rücksichtsvoll an die Küste. Hier versteht man, warum Jean de Béthancourt die Insel im 15. Jahrhundert „Die Anmutige“ taufte.
Entspannter Urlaub
Wer auf Ruhe aus ist, wird auf der kleinen Kanareninsel fündig. Darf allerdings auch nicht mit der typischen Infrastruktur einer touristisch erschlossenen Region rechnen. Es gibt auf der Insel primär Ferienwohnungen, dazu eine Handvoll Familien-Pensionen und Tapas-Bars. Große Hotels oder Restaurants sucht man vergeblich. Aber das muss ja kein Nachteil sein. Und noch kann La Graciosa durchaus als Geheimtipp gelten. An Feiertagen kann es allerdings passieren, dass viele Spanier von Lanzarote aus übersetzen – dann ist es zumindest in Caleta del Sebo nicht mehr ganz so idyllisch.
Mein Tipp lautet daher: Reist in der Nebensaison und schaut euch vorher einmal genau die spanischen Feiertage an!
Die Recherchereise erfolgte mit freundlicher Unterstützung des Spanisches Fremdenverkehrsamtes. Vielen Dank dafür.
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Anja Tanas meint
Danke für die tolle Info! Wäre ich so nie drauf gekommen und bin sehr inspiriert! Könnte direkt meine Koffer packen!!
Anja
Antje meint
Das freut mich! Ich scheue mich zwar immer, von „Geheimtipp“ zu sprechen, aber auf La Graciosa trifft es wohl tatsächlich zu. Und die Bewohner werden dafür sorgen, dass es auch so bleibt, denn sie sind strikt gegen große Hotelbauten. Daher: Viel Spaß beim Koffer packen…
Sven von Loga meint
Ich packe bald die Koffer. Eine Ferienwohnung auf La Graciosa ist reserviert, Flüge sind gebucht. Ich bin gespannt.
Tanja meint
Gibt es eine Möglichkeit von Gran Canaria aus dorthin zu kommen?
Antje Zimmermann meint
Ich habe eben mal gegoogelt. Es scheint mindestens einen Anbieter zu geben.