Wer an Münster denkt, denkt an Fahrräder, junge Menschen und eine hohe Lebensqualität. In der Altstadt rund um den berühmten Prinzipalmarkt reihen sich historische Prachtbauten aneinander. Könnten diese Häuser sprechen, würden sie von der abwechslungsreichen Geschichte der Stadt künden: von der dramatischen Zeit der Wiedertäufer und der hoffnungsvollen des Westfälischen Friedens. Zudem bietet das Umland beeindruckende Wasserschlösser, spannende Fahrradwege und eine ganz besondere Parklandschaft. Hier kommen die besten Tipps in und um Münster.
Auf den Spuren der Wiedertäufer in Münster
Im Zuge von Luthers Reformation entstanden in Europa zahlreiche extreme christliche Bewegungen: Religionsgruppen, die sich durch obskure Theorien und Praktiken hervortaten. Eine dieser Gruppierungen waren die „Wiedertäufer“, die die Kindstaufe ablehnten. Erst Erwachsene, die über einen eigenen Willen verfügen, dürften getauft werden. Der charismatische Führer der Wiedertäufer war ein Niederländer: Jan van Leiden.
Er errichtete in Münster ein Terrorregime und ließ sich im August 1534 zum König des tausendjährigen Reichs „Sion“ krönen. Der selbsternannte König erlaubte die Vielweiberei und hatte selbst 17 Ehefrauen. Eine davon brachte er eigenhändig um. Sein Ende war dann genauso grausam wie seine Herrschaft – und die ganze Geschichte erfahren Besucher heute im Rahmen von spannenden Führungen, die zu den Originalschauplätzen führen und bei denen etwa auch die original Folterwerkzeuge jener Zeit zu sehen sind.
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Münster – die Stadt des Westfälischen Friedens
Münster sei die „Hauptstadt des Regens“ empörte sich ein europäischer Adliger, der 1648 zu den Friedensverhandlungen in der Stadt weilte. Phasenweise lebten in der Stadt genauso viele Gäste wie Bewohner. Unter ihren der päpstliche Nuntius und der Onkel Ludwig, des XIV., des Sonnenkönigs. Die hohen Herren zu beherbergen und zu verköstigen, stellte die Menschen damals vor ein gewaltiges logistisches Problem. Aus lauter Angst vor der desolaten Versorgungslage ließen sich die französischen Abgesandten vorweg erst einmal 300 Kisten heimischen Wein ins münsterländische Exil schicken. Heute liest man mit einer gewissen Belustigung die Briefe, in denen sich die Herren bitter über die Stadt beschwerten.
Trotz aller Widrigkeiten waren die Gesandten aus ganz Europa letztlich doch erfolgreich. Im örtlichen Rathaus wurde ein wichtiger Teilvertrag des Westfälischen Friedens geschlossen und zugleich die Souveränität der Niederlande vertraglich festgelegt. Im Friedenssaal von Münster hängen die Portraits der Verhandlungsführer. Es ist ungeheuer spannend, die vielen skurrilen Geschichten zu hören, die sich während der fünf Jahre dauernden Friedensverhandlungen in Münster zugetragen haben.
Weiterlesen: Extratipp – es gibt eine schöne Radroute, die den historischen Spuren folgt: die Friedensroute im Münsterland.
In und um Münster – die schönsten Schlösser
Die Stadt ist umgeben von einer Parklandschaft, in der es dutzende traumhafte Schlösser und Gärten gibt. Berühmt sind die prunkvollen Wasserschlösser der Region. Romantische Herrensitze dienen heute als Hotels und ehemalige Rückzugsorte der Adligen als öffentliche Parkanlagen. Hier ein kurzer Überblick über einige der schönsten Schlösser.
Schloss Itlingen und Schloss Westerwinkel
Besonders schön verweilen lässt es sich beispielsweise auf Schloss Itlingen – dem Dornröschenschloss Westfalens – das nur rund 25 Kilometer vor den Toren Münsters liegt. Oder auf Schloss Westerwinkel, das knapp 30 Kilometer entfernt liegt. Hier gehen Enten und Besucher gleichermaßen gerne spazieren.
In und um Münster – Schloss Nordkirchen
Das womöglich schönste, auf jeden Fall das bekannteste Schloss ist Schloss Nordkirchen. Das „westfälische Versailles“, wie es gerne genannt wird. Unzählige Filmcrews haben die Kulisse bereits genutzt – zuletzt das Team rund um Kristen Stewart, die als Prinzessin Diana in dem Film „Spencer“ durch die Parks von Schloss Nordkirchen streifte.
In und um Münster – Radrouten
Die 100 Schlösser Route
Nirgendwo sonst in NRW gibt es so viele reizvolle Radwanderwege wie im Münsterland. Als „Königin“ unter den Strecken gilt die 100 Schlösser Route. Auf gut befahrbaren Wege geht es hier entlang von blühenden Rapsfeldern und durch dichte Kiefernwälder. Überall auf der fast 1000 km langen Route gibt es eine einheitliche Beschilderung und zudem ausgewiesene Servicepunkte, wo Reparaturen durchgeführt werden. Das Schönste sind aber natürlich die „100 Schlösser“. Unter ihnen finden sich wehrhafte Burgen und verspielte Barockgebäude; luxuriöse Hotels und spannende Museen.
Mit dem Rad zu Schloss Lembeck
Wegen seiner ungewöhnlichen Architektur ist das Wasserschloss Lembeck eines der interessantesten Schlösser auf der Route. Eine lange Allee führt zu der rötlich schimmernden Schlossanlage. Über eine kleine Brücke gelangen Besucher dann in den Innenhof des Schlosses. Hier blühen tausende Blumen – Jahr für Jahr lässt die Grafenfamilie von Merveldt rund 80.000 Pflanzen setzen.
Wasserschloss Velen
Wer der Schlösserroute folgt, gelangt entlang von blühenden Rapsfeldern ins benachbarte Velen und zu dem gleichnamigen Schloss. Ein Schwan schwimmt majestätisch im Burggraben, dickblättrige Seerosen wachsen in dem Gewässer und eine große Freitreppe führt hinauf zum Wasserschloss. Schloss Velen blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Durch Brände und Kriege wurde es mehrfach beschädigt und 1931 brannte es fast völlig nieder. Aber immer wieder baute die Grafenfamilie von Landsberg-Velen ihren Stammsitz wieder auf.
In und um Münster – intensive Naturerlebnisse
Dülmener Wildpferde
Bereits 1316 wurden die Dülmener Wildpferde urkundlich erwähnt. Und vermutlich lebten sie schon lange davor im Münsterland lebten, wo es früher einmal viele Wildpferde gab. Doch bis auf die Dülmener sind alle verschwunden. Dass die kleine Herde überlebt hat, ist dem Herzog Alfred von Croy zu verdanken. Er ließ Mitte des 19. Jahrhunderts die letzten freilaufenden Pferde einfangen und in ein eingezäuntes Areal bringen. Womit er den Grundstein für das letzte Wildpferdegestüt Europas legte.
Flamingos im Zwillbrocker Venn
In allen Schattierungen zwischen weiß und rosa schillert ihr Federkleid. Elegant verlagern sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und schauen dabei gelassen in die Gegend – die Flamingos im Zwillbrocker Venn sind immer noch ein ungewöhnlicher Anblick. Dabei sind die Tiere seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert in dem Naturschutzgebiet beheimatet. Woher sie stammen, konnte nie genau geklärt worden. Nur eines ist klar: sie sind irgendwo ausgebüxt; den weiten Weg aus ihren Heimatländern bis ins Münsterland hätten sie niemals zurücklegen können.
Vogelparadies – die Rieselfelder bei Münster
Ein weiteres spannendes Naturschutzgebiet sind die Rieselfelder bei Münster. Engagierte Bürger haben dafür gesorgt, dass aus den Rieselfeldern – einer ehemaligen Kläranlage – einer der wichtigsten Rast- und Brutplätze für Wat- und Wasservögel in Europa wurde. Hier werden zu jeder Jahreszeit sogenannte Vogelstimmen-Wanderungen angeboten. Sie starten morgens in der Dämmerung oder abends, wenn die Sonne langsam untergeht. Zwei Stunden lang werden die Besucher dann durch das Gelände geführt.
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In und um Münster – Landpartien
Urlaub auf dem Bauernhof
Der Begriff „Hotel“ ist in diesem Zusammenhang natürlich ein wenig irreführend. Denn Hotel-Komfort gibt es in den Scheunen der Bauernhöfe natürlich nicht. Dafür finden gerade Kinder hier eine ungezwungene Atmosphäre vor. Dazu den Duft von frischem Stroh und alles andere, was den Bauernhof zur Erlebnisweit macht.
Auf dem Margarethenhof im Münsterland können Kinder alles lernen, was mit Natur und Landwirtschaft zu tun hat – oder zumindest vieles, wie Kühe melken und Kälbchen füttern. Pferde füttern, Traktor fahren, Frühstückseier sammeln und bei der Feldarbeit helfen. Danach sind Kühe nicht mehr lila und Gemüse besser als Burger.
In und um Münster – Geheimtipps
Ascheberg-Herbern
Ein verschlafenes Örtchen auf dem Land. Gepflegte Vorgärten, eine Handvoll Läden – selbst unter der Woche herrscht hier sonntägliche Ruhe. Auf den ersten Blick ist die kleine westfälische Gemeinde Ascheberg-Herbern nicht sonderlich spannend. Auf den zweiten Blick allerdings schon. Spannend für Pilger, Wanderfreunde und historisch Interessierte. Denn Ascheberg-Herbern hat sich bei der Wiederbelebung des Baltisch-Westfälischen Jakobsweges besonders engagiert. So befindet sich im Inneren der örtlichen St.Benediktus-Kirche eine Stempelstelle für die Jakobspilger. Die örtliche Jakobi-Bruderschaft hat hier ein Gästebuch ausgelegt, in dem sich viele der Besucher verewigt haben. „Jakobswege sind immer auch ein Stück Lebensweg“ – ist dort beispielsweise zu lesen.
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