Anzeige – Wandern zum Sonnenuntergang. Übernachten im Baumhaus und Staunen am Seelenort. Urlaub im Sauerland bietet das, was wir uns in Corona-Zeiten sehnlich wünschen: Erholung und Entspannung in der Natur. Ich bin durch die Berge, Täler und Dörfer der Region gestreift. Habe mir neue Wanderwege und originelle Angebote angesehen, um euch die besten Tipps für ein herbstliches Sauerland-Wochenende geben zu können.
Die Blaue Stunde in den Bergen
Diese Wanderung startet, wenn andere enden. Um 18 Uhr treffen wir Landschaftscoach Sigrid Bork am Wanderparkplatz. Nach ein paar einführenden Worten geht es los: tief hinein in den herbstlichen Bürgerwald rund im Brilon. Blätter rascheln zu Boden. Die letzten Sonnenstrahlen wärmen meine Haut und schon nach wenigen Metern beginne ich zu entspannen.
Dafür sorgen die wunderschöne Umgebung und die Übungen, die Sigrid Bork mit uns macht. Wir atmen bewusst und achten auf Kleinigkeiten: wie einen roten Fingerhut am Wegesrand oder wild wuchernde Heide, die selbst Ende September noch in voller Blüte steht.
Extra-Tipp: 5 Wanderungen zu den schönsten Dörfern im Sauerland stelle ich hier ausführlich vor.
Rotgoldener Sonnenuntergang
Der Aufstieg über die Sauerland-Waldroute ist moderat und dauert knapp eine Stunde – dann stehen wir hoch oben auf dem Briloner Kammweg. Vor uns versinkt die Sonne rotgolden im Tannenmeer. Ich mache dutzende Fotos und freue mich über den intensiven Moment.
Während des Abstiegs, der am imposanten Kyrilltor vorbeiführt, bricht die Blaue Stunde herein: erst azurblau, dann kobaltblau und schließlich nachtblau. Je kühler es wird, desto intensiver duftet es um uns herum. Es riecht nach Harz, Moos und Wasser. Nach gut zwei Stunden endet die abendliche Rundwanderung wieder am Wanderparkpatz. Beseelt mache ich mich auf dem Weg zu meiner Unterkunft: einem komfortablen Bauwagen mitten in der Natur.
Schlafen wie in Bullerbü
Es war Liebe auf den ersten Blick: Als ich den rostroten Bauwagen gesehen habe, musste ich sofort an Astrid Lindgrens Bullerbü denken. Obstbäume wachsen rund um den Wagen, Schafe weiden nebenan und Vögel singen in den Bäumen. Der Ort, den Familie Falk vor zwei Jahren geschaffen hat, ist ein kleines Paradies. Wohlig warmes Wasser kommt aus der Dusche, die in einem kleinen Holzhäuschen neben der originellen Unterkunft steht. Und das Frühstück wird auf Wunsch ans Bett gebracht.
Extra-Tipp: Gesundheitscoach Sabine Falk bietet eine „Auszeit am historischen Bauwagen“ an. Wer Tiefenentspannung und neue Impulse sucht, wird sie an diesem Ort finden.
Sauerland Seelenorte
Nach einer erholsamen Nacht starte ich am nächsten Tag zu neuen Erkundungen. Seit Kurzem gibt es im Sauerland 43 Seelenorte – das sind Plätze, die uns alle auf irgendeine Art berühren. Weil die Natur an ihnen besonders wild oder die Vergangenheit besonders gegenwärtig ist.
Mit Naturpädagogin Liesel Kipp wandere ich zu einem besonders schönen Seelenort: dem Steinbruch Peperburg. Die Tour führt über den neu eingerichteten Grevenbrücker Kulturweg, den ihr in drei unterschiedlichen Längen laufen könnt: Acht, fünf oder zweieinhalb Kilometer, letzterer ist barrierefrei.
Herbstliches Sauerland
Sattgrünes Efeu rankt in langen Strängen hinab. Als ob eine Riesin ihr Haar ausgebreitet hatte. Vermutlich hatte Liesel Kipp eine ähnliche Assoziation, denn sie hat die Geschichte von der kleinen Penelope erfunden: Das Burgfräulein lebte in der benachbarten Peperburg, von der heute nur noch Ruinen stehen. Obwohl man sie gewarnt hatte, verunglückte Penelope am Felsen. Wurde an Ort und Stelle begraben und seither rankt ihr Haar die Kalksteinwand hinab.
Die Geschichte ist natürlich ein wenig düster. Aber alle anderen, die Liesel Kipp auf ihren Führungen erzählt, sind heiter und – wahr. Etwa, dass der ganze Wald im Frühjahr voller duftendem Bärlauch ist. Oder dass die Tannen hier Stimmgabeln gleichen. Der Besuch im Stadtwald von Grevenbrück ist unterhaltsam und erholsam zugleich.
Duftende Baumhäuser
Die Nacht verbringe ich wiederum an einem ganz besonderen Ort. Seit 2017 stehen auf dem Grundstück der Familie Greitemann, die auch den benachbarten Gasthof betreibt, zwei rund 50 qm große Baumhäuser. Das Erste, was mir auffällt, als ich „mein“ Haus betrete, ist der Geruch: Es duftet intensiv nach Holz. Meine Gastgeberin Aferdita Greitemann erzählt, dass für den Bau der Häuser nur Alt- und Totholz aus der Umgebung verwandt wurde. Ich schlafe also fast im örtlichen Wald – allerdings nur fast. Denn die beiden Baumhäuser sind mit allen Schikanen ausgestattet und zudem sehr geschmackvoll eingerichtet.
Ich hätte hier das ganze Wochenende verbringen können, aber natürlich wollte ich noch weitere Highlights für euch im herbstlichen Sauerland entdecken.
1 Wanderung, 2 Seelenorte
Als ich hörte, dass auch ein ehemaliges Fabrikgelände zum Seelenort erkoren wurde habe ich gestutzt. Fabriken verbinde ich mit Arbeit, oft auch mit Ausbeutung. Doch als ich zum Museumsplatz in Eslohe kam, war mir schnell klar, was die Menschen hier berührt.
Zuallererst ist der Ort schön. Viele Details, wie verrostete Maschinen, weiße Türmchen, alte Holztüren und vor allem das umgebende Wasser begeistern. Mit Hilfe von Wasserkraft wurden in Eslohe Werkzeuge hergestellt. Heute ist der Ort still und friedvoll. Ein paar der früheren Arbeiter wohnen noch in kleinen Häuschen oberhalb des Geländes. Bei Führungen erfahrt ihr mehr über die Geschichte des Ortes und über das ungewöhnliche Leben, das der Fabrikbesitzer führte.
Zur Rochuskapelle
Von Eslohe könnt ihr über den neun Kilometer langen Rundwanderweg E 2 zu einem weiteren Seelenort wandern: der Rochuskapelle. Die kleine Kapelle stammt aus dem Jahr 1637 und steht auf dem Pass zwischen der Kückelheimer Höhe und dem Steltenberg. Von hier oben habt ihr einen fantastischen Blick über die Wälder und Wiesen des herbstlichen Sauerland.
Neben dem intensiven Naturerlebnis ist auch die Geschichte der Kapelle spannend. Denn sie ist einem der Pest-Heiligen gewidmet. Als die Seuche im 30-Jährigen Krieg auch im Sauerland wütete, wussten die Menschen sich nicht anders zu helfen, als den Heiligen St. Rochus anzuflehen. Der Legende nach flachte die Pest nach dem Bau der Kapelle ab und auch der 30-Jährige Krieg endete ein Jahrzehnt später: im Jahr 1648.
Übernachtungstipp zum Schluss
Ich liebe kleine, feine Boutiquehotels. Und in den Metropolen dieser Welt herrscht wahrhaft kein Mangel an geschmackvoll eingerichteten und liebevoll privat geführten Häusern. Dass ich im Sauerland, genau genommen in Brilon, auf ein besonders schönes Exemplar der Gattung stoßen würde, hat mich dann doch überrascht. Daniela Fiedler stammt aus Essen, war lange in Sydney und ist dann der Liebe wegen ins Sauerland gekommen, wo sie das Boutiquehotel „Buiterling“ mit zehn Zimmern eröffnete. Buiterling beschreibt im regionalen Dialekt übrigens Zugezogene – und das ist die Hotelchefin.
Am besten lasse ich jetzt die Bilder für sich sprechen: Sie zeigen eines der Zimmer, den Früstücksraum und mein Frühstück: einen köstlichen, veganen Pancake. Noch eine Info zum Schluss: das Preis-Leistungsverhältnis im Hotel Buiterling ist durchaus moderat.
Der Beitrag ist eine Kooperation mit den Sauerland Wanderdörfern. Vielen Dank für die intensive und erholsame Zeit an den Seelenorten.
Bernd Meier meint
Ach wie schön! Heute dazu meine Reportage in den Zeitungen NRZ und Co.