Das Elsass vereint französisches Flair und deutsche Traditionen. Die Küche der Region ist legendär. Die Weine sonnenverwöhnt. Dazu kommt viel Fachwerk und noch mehr Romantik. Der ideale Ort also für einen Kurztrip. Obwohl Straßburg und Colmar sehr touristisch sind, gehören sie trotzdem zu meiner Top5: Die schönsten Orte im Elsass. Zugleich möchte ich euch aber auch Städte und Dörfer vorstellen, die weit weniger touristisch, aber nicht weniger schön sind.
1. Deutsch-französische Symbiose – Straßburg
Alte Fachwerkhäuser, märchenhafte Prachtbauten und eine imposante Kathedrale. Wer Straßburg besucht, weiß kaum, wovon er zuerst schwärmen soll: Die schiefen, kleinen Häuschen in den schmalen Gassen, die großen Paläste unmittelbar am Flussufer oder das bedeutende Gotteshaus mitten in der Altstadt. Straßburg ist eine Stadt, wie gemalt. Das gilt insbesondere für „Petit France“ – das meist besuchte Viertel Straßburgs.
Petit France – das historische Gerberviertel
Früher lebte die Gilde der Gerber im „Petit France“. Durch das Viertel schlängelt sich die Ill – ein Nebenfluss des Rheins. Er teilt sich hier in vier Arme, so dass mehrere Inseln entstehen. Die meisten Besucher bewegen sich per Boot durch diese Welt. Und erleben so die historische Altstadt vom Wasser aus. Seit 1988 zählt sie zum UNESCO Weltkulturerbe. Denn es ist eine in Stein gemeißelte Geschichtsstunde: Anhand der Fassaden könnt ihr erkennen, wer in der jeweiligen Epoche im Elsass das Sagen hatte. Die Deutschen ließen gemütliches Fachwerk bauen, die Franzosen brachten Pariser Pracht in die Provinz.
Europäische Gegenwart
Weiter geht die Bootstour in die Gegenwart: Nach der Altstadt schippert ihr zu den europäischen Institutionen: Schimmernde Glaspaläste lösen hier die historischen Gebäude ab. Ein spannendes architektonisches Kontrastprogramm. Straßburg ist übrigens neben New York und Genf die einzige Stadt auf der Welt, die Sitz von internationalen Institutionen ist, ohne Hauptstadt eines Staates zu sein.
Winetasting auf der Ill
Weintasting auf und an der Ill. Kleine Weinstuben bieten unmittelbar an – oder sogar auf dem Wasser – Weinproben an, so ist das Peniche Bacchus eine schwimmende Weinbar mit besonderer Atmosphäre.
Weiterlesen: Besonders schön ist die Stadt in der Adventszeit – alles zum Weihnachtsmarkt in Straßburg.
2. Colmar – die schönsten Orte im Elsass
Wer das Elsass mag, wird Colmar lieben. „Klein-Venedig“ – das berühmteste Viertel der Stadt – ist eine Ansammlung niedlicher kleiner Häuschen, deren fröhlich-bunte Fassaden mit den vielen Blumenkästen um die Wette strahlen. Soviel Idylle zieht natürlich Touristen in das Städtchen an der Lauch.
Der kleine Fluss verdankt seinen Namen dem Gemüse, das hier früher auf Kähnen zum Markt gebracht wurden. Mittlerweile haben Urlauber die Bauern als Bootsinsassen abgelöst. Während der Sommermonate gleicht das Flüsschen einer Hauptverkehrsstraße. Dutzende Boote fahren in langen Schlangen auf und ab.
Altstadt von Colmar
Sonnenlicht glitzert auf dem Wasser und den Gesichtern der Menschen. Urlauber sitzen überall in kleinen Cafés unmittelbar am Fluss. Jedes Haus, jede Brücke ist hier mit üppigem Blumenschmuck versehen. Ich hatte in Colmar das Gefühl, inmitten einer lebensgroßen Postkarte zu sein.
Die Altstadt mutet wie ein gigantisches, bestens gepflegtes Freilichtmuseum an und ist ein Musterbeispiel für gelungene Denkmalpflege. Vom Mittelalter bis zum Klassizismus – aus vielen unterschiedlichen Epochen findet ihr hier perfekt erhaltene Gebäude.
Geheimtipp für Colmar
Die meisten Tagestouristen konzentrieren sich auf Klein-Venedig, was angesichts der offensichtlichen Schönheit und der lauschigen Restaurants an der Lauch verständlich ist. Aber auch das historische Gerberviertel und die Straßen rund ums Münster der Stadt bieten architektonische Highlichts. Im Gerberviertel reihen sich Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert aneinander und in den Gassen am Münster gibt es kleine Cafés, die weniger kostenlos intensiv sind.
Essen im Elsass – regionale Spezialitäten
Besonders spannend fand ich die Küche in Colmar. Ich habe sie nämlich weniger französisch-verspielt, als deutsch-deftig kennengelernt. Natürlich gibt es hier auch den berühmten Flammkuchen und gerade bei der jüngeren Generation setzt sich sich aktuell das Frankophile durch, aber die Älteren schwören nach wie vor auf Sauerkraut, Rüben und Eintöpfe. Dazu babbeln sie ein ungeheuer charmantes Deutsch und sind überhaupt sehr gastfreundlich.
3. Die elsässische Weinstrasse
Colmar ist die elsässische Weinhauptstadt, also der ideale Ort, um von hier aus in die Weinberge zu starten. Die beginnen übrigens bereits sieben Kilometer vor den Stadttoren. Die elsässische Weinstraße ist 170 Kilometer lang und eine der ältesten des Landes. Sie verläuft von Thann, einem Städtchen am Vogesenrand, über rund 100 weitere Stationen bis nach Marlenheim. Entlang der Route liegen alte Turm- und Burgruinen, herausgeputzte Fachwerkdörfer und prächtige Schlösser. Die ursprünglichsten Winzerorte findet ihr im Süden zwischen Thann und Colmar.
Geheimtipp im Elsass – Soultzmatt
Ich habe Seppi Landmann in dem kleinen Winzerort Soultzmatt vor den Toren Colmars besucht. Er hat mir erzählt, dass deutsche Gäste am häufigsten trockene Rieslinge bei ihm kaufen. Insgesamt werden aber sieben Rebsorten im Elsass angebaut. Probieren könnt ihr sie in den vielen urigen „Winstubs“ der Region. Und bei Seppi Landmann könnt ihr noch etwas ganz Besonderes erleben – vorausgesetzt, ihr steht auf Knochenarbeit. Denn nichts anderes ist die Weinlese in den steilen Hängen des Ortes. Trotzdem nutzen viele Urlauber die Möglichkeit, einmal den Kopf auszuschalten und von ihrer Hände Arbeit „zu leben“. Wobei das Honorar eigentlich nur aus Wein und leckerem Essen besteht, das gemeinsam nach einem langen Erntetag in den Weinbergen verspeist wird. Savoir vivre auf elsässisch.
Der untouristische Norden des Elsass
Weiter geht es in den Norden des Landes. Hier findet ihr gelebte Traditionen, weinselige Gemütlichkeit und unverfälschtes Brauchtum. Während Colmar durch seine Farbenfreudigkeit besticht, sind die Dörfer im Norden schlicht und pur: weiße Fassaden, dazu schwarzes Fachwerk. Der Norden ist zwar weniger auffällig, aber nicht weniger schön. Und dass ihre Orte trotzdem von den großen Urlauberströmen übersehen werden, wurmt die Nordelsässer ein wenig. Umso mehr bemühen sie sich um einen authentischen Tourismus, der Besucher und Bewohner zusammenbringt. So gibt es viele Mitmach-Angebote, etwa in den Töpfereien der Region. Die Töpfertradition im Nordelsass ist sehr alt. Der Hagenauer Wald liefert den Menschen seit jeher Holz und Ton. Und so entwickelte sich über die Jahrhunderte eine große Kunstfertigkeit.
4. Die Töpferstadt Soufflenheim
Besonders schön ist die Töpferei der Eheleute Graessel in Soufflenheim. Soufflenheim nennt sich stolz Töpferstadt. Mit gerade einmal 5.000 Einwohnern ist es aber eher ein großes, gastfreundliches Dorf, das Besuchern Einblicke in das Töpferhandwerk gewährt. So sind Urlauber stets willkommen, bei Führungen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Während Jacky Graessel sein Handwerk erklärt, füllt er Teller, Tassen und Kerzenhalter in den Ofen der Werkstatt. Im Nachbarraum formen und bemalen seine Mitarbeiter bereits neue Keramiken.
Handwerk im Elsass
Ehefrau Marie-Ange Graessel verkauft das Ganze in einem kleinen Laden, der prall mit Töpferware gefüllt ist. Die deutsche Grenze ist gerade einmal 15 Kilometer entfernt und so kaufen auch viele Deutsche bei den Graessels, bevorzugt schlichte Töpferware. Werkstatt, Geschäft und Dorf – alles mutet in Soufflenheimangenehm altmodisch an.
5. Die schönsten Orte im Elsass – Kutzenhausen
Noch nostalgischer geht es im nur rund 20 Kilometer entfernten Kutzenhausen zu – einem weiteren schönen Dorf im Nordelsass. Wer früher nördlich vom Hagenauer Forst wohnte, bekam selten Besuch aus dem Süden. Denn dafür mussten die Menschen durch den großen, dunklen Wald, vor dem sie sich ängstigten. So konnten die Dörfer ihre besondere Eigenart bewahren.
Bauernmuseum in Kutzenhausen
Diese erleben Besucher heute in Handarbeitskursen und dem örtlichen Bauernmuseum: Kochtöpfe stehen hier auf dem Herd, Schulbücher sind aufgeschlagen und feine Kleider liegen zum Ausgehen bereit – fast glaubt man, dass die Bewohner den schönen Gutshof nur kurz verlassen hätten, um Holz und Ton im dichten Wald des Nordelsass zu sammeln.
Die Weihnachtsmärkte im Elsass sind zurecht legendär. Doch gerade in der Adventszeit sind Straßburg und Colmar natürlich auch sehr stark besucht. Deshalb möchte ich an dieser Stelle einen weiteren wunderschönen Ort im Elsass vorstellen, der gerade in der Vorweihnachtszeit einen Besuch lohnt: Hagenau empfehlen! Das Städtchen hat nur rund 35.000 Einwohner, liegt idyllisch hinter einem dichten Wald und bietet einen besonders stimmungsvollen Adventsmarkt voller Überraschungen.
Extratipp: Weihnachten in Hagenau
Weiterlesen: mehr zu dem überraschenden Weihnachtsmarkt in Hagenau.
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Die Recherchereisen wurden zum Teil von Atout France unterstützt. Vielen Dank dafür.
Ben meint
Wunderschöne Bilder und toll geschrieben. So kann man sich die Gegend vor Ort schon richtig gut vorstellen. Ein paar der Dörfer und Städte haben wir auch schon besucht und kann ich dir nur zustimmen bei der Wahl der Top 5.
Wir haben unsere Erfahrungen mal auch in eine Top Liste gepackt. Vielleicht ist ja auch für dich was neues dabei;)
https://www.patchwork-deluxe.de/patchwork-unterwegs/reisetipps/unterwegs-in-frankreich/die-schoensten-staedte-und-doerfer-im-elsass-2362
Anneke Vermeulen de Boer meint
wij hebben altijd genoten van de Elsas ook vanwege de lekkere wijn
Antje meint
Ich hoffe, ich verstehe es richtig: Sie hatten eine schöne, weinreiche Zeit im Elsass. 😉
Reinhard Fleischer meint
Ich komme gerade aus dem Elsass. Übernachtet in Straßburg Einige Städtchen gesehen. Bin begeistert. Straßburg hat meinem Ranking der Altstädte einen Sprung nach oben gemacht.
Wolfgang meint
Schöne Bilder, interessante Anregungen für eher unbekannte Reiseziele – aber Colmar vorzustellen, ohne das Unterlindenmuseum mit dem Isenheimer Altar zu erwähnen, geht eigentlich gar nicht …
Antje Zimmermann meint
Danke für den Kommentar und die Anmerkung – meist ist die Zeit bei Recherchereisen so knapp bemessen, dass vieles unter den Tisch fällt. Ich habe Ihren Tipp aber notiert und werde den Besuch hoffentlich bei meiner nächsten Reise ins Elsass nachholen können.