Er startet am Niederrhein und endet in den Niederlanden: auf insgesamt 450 Kilometern verbindet der neue Hanseradweg die altehrwürdigen Hansestädte der Region. In diesem Artikel stelle ich die Etappen auf deutscher Seite vor. Das niederrheinische Teilstück des neuen Fernradweges startet im Hafen von Neuss und endet an der langen Promenade in Emmerich. Unterwegs führt der Hanseradweg entlang des Rheins, durch renaturierte Flusslandschaften und idyllische Dörfer. 159 Kilometer pures Radvergnügen.
Startpunkt: Hansestadt Neuss
Dass Hamburg, Bremen und Lübeck zur Hanse zählten, weiß jedes Kind. Bei Neuss müssen hingegen sogar viele Nordrhein-Westfalen passen. Wer allerdings vor dem Neusser Obertor steht, fühlt sich sofort an das berühmte Holstentor in Lübeck erinnert. Und wird sich schlagartig der historischen Bedeutung der Stadt bewusst.
Extra-Tipp: NRW ist ein Paradies für Radfahrer – und das sind die 5 schönsten Radwege im Land.
Die 1. Etappe des Hanseradweg
Die erste Etappe des neuen Fernradweges führt von Neuss nach Wesel: 89 km – viele davon in unmittelbarer Nähe des Rheins. Wie schön Neuss zur Zeit der Hanse war, zeigt eindrucksvoll „Em schwatte Päd“. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1603 und gilt als ältestes erhaltenes Kaufmannshaus der Stadt. Früher gab es in Neuss viele dieser wunderschönen Bauten im niederrheinischen Renaissance-Stil – doch der Zweite Weltkrieg zerstörte die allermeisten.
Geblieben ist das Münster der Stadt. Der imposante Kirchenbau stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist das Wahrzeichen von Neuss. Hoch oben auf der barocken Kuppel steht der Heilige Quirinus, der dem Münster den Namen gibt. Der römische Tribun starb der Legende nach den Märtyrertod, weil er zum Christentum übergetreten war.
Radeln auf Napoleons Spuren
Gleich hinter Neuss wird es idyllisch auf dem Hanseradweg: denn hier verläuft er entlang des Nordkanals. Ein ehrgeiziges Bauprojekt Napoleons, das den Rhein mit der Maas verbinden sollte. Doch der Kanal wurde nie fertiggestellt; die Relikte stehen allerdings noch heute. Weiter geht es auf dem Fernradweg durch Meerbusch – nirgendwo sonst in NRW leben so viele Millionäre.
Ein Traumhaus reiht sich in Meerbusch an das nächste. Doch die Millionärsbehausungen sind langweilig gegen das Naturschauspiel, das Radfahrer wenig später auf dem Hanseradweg erleben: pure Rheinromantik bis nach Duisburg, einer Zwischenetappe auf der Tour. Wer nicht gleich die ganzen 89 Kilometer der 1. Etappe an einem Tag fahren will, kann wunderbar im Eurohof in Duisburg übernachten.
Übernachtungstipp auf dem Hanseradweg
Der Eurohof liegt idyllisch an einem kleinen See* und ist auf die Unterbringung von Radfahrern spezialisiert. Die können hier ihre E-Bikes aufladen und sich im Biergarten für den nächsten Tag stärken. Vom Hotel geht es über die Friedrich-Ebert-Brücke dann weiter auf dem Hanseradweg nach Wesel.
Wesel – Hansestadt an Rhein und Lippe
Kurz vor Wesel führt der Hanseradweg durch die 2014 renaturierte Lippemündung. In den vergangenen sieben Jahren hat sich hier eine Auenlandschaft mit großer Artenvielfalt entwickelt: Fledermäuse, Fische, Vögel – tausende verschiedene Arten leben in dem Naturschutzgebiet.
Auch Wesel hat im Zweiten Weltkrieg ein ähnliches Schicksal wie Neuss erlebt, aber einige besonders schöne Gebäude haben die Zeit überdauert. Andere wurden originalgetreu wieder aufgebaut.
In Schönheit schwelgen
Schon im 12. Jahrhundert war Wesel ein bedeutender Handelsort und seit 1407 vollwertiges Mitglied der Hanse. Der imposante Willibrordi Dom und die prächtige Rathausfassade der Stadt zeugen von dieser Glanzzeit der Hanse. 1455 wurde das imposante Rathaus im spätgotischen Stil erbaut – um es in all seiner Schönheit wiederaufzubauen, investieren die Stadt, das Land und viele Privatleute insgesamt 3,4 Millionen Euro.
Übernachtungstipp in Wesel
Das Welcome-Hotel in Wesel ist rundherum von Wasser umgeben* und schafft so eine nahezu maritime Atmosphäre. Dazu trägt auch die „River Lady“ bei, ein im Mississippi-Stil erbautes Ausflugsboot, das unmittelbar vor dem Hotel liegt. In dem komfortablen Hotel mit großem Wellnessbereich können sich Radfahrer perfekt erholen, um zur nächsten, rund 70 Kilometer langen Etappe zu starten.
Die 2. Etappe des Hanseradweg
Weiter geht es auf dem Hanseradweg nach Kalkar. Anders als Neuss oder Wesel ist die Stadt nie verstört worden. Entsprechend lebendig ist das Mittelalter in Kalkar: es gibt wunderschöne Giebelhäuer mit Backsteinfassaden und rotweißen Fensterläden. Ein Gebäude ist schöner als das andere und sie alle – Klöster, Kirchen und Windmühlen – erzählen den Betrachtern eine Geschichte. Kalkar ist das vielleicht schönste Etappenziel auf dem Hanseradweg.
Weiterlesen: das Mittelalter-Städtchen Kalkar am Niederrhein – mit vielen Tipps für den Besuch.
Zieleinlauf: Emmerich am Rhein
Die letzte Etappe des Hanseradweges auf deutscher Seite bietet ein ganz besonderes Highlight: die Fahrt über die „Golden Gate Bridge am Niederrhein“. Die imposante Hängebrücke misst 803 Meter und gilt als längste ihrer Art in Deutschland.
Über die „Golden Gate“ gelangen die Radfahrer zur Rheinpromenade in Emmerich. Eine gastronomische Meile mit spektakulärer Aussicht. Auch Emmerich hat ein ähnliches Schicksal erlebt wie Neuss und Wesel. Die Hansevergangenheit der Stadt wird aber bei Führungen lebendig. Dabei tragen die Stadtführer keine Kostüme, sondern nachgeschneiderte Original-Gewänder. Dieser kleine Unterschied ist wichtig, denn die aufwendig gestalteten Kleider entsprechen den Trachten örtlicher Kaufmannsgattinnen zur Zeit der Hanse.
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Pierrine Augat meint
Liebe Frau Zimmermann,
Sie, wie heute, im Radio zu hören ist immer wieder pure Freude!
Ihre Begeisterung ist so frisch und wahrhaftig.
Man möchte sofort aufbrechen, um unser schönes NRW und überhaupt die Welt zu erkunden.
Liebe Grüße aus Düsseldorf
Pierrine Augat
Antje meint
Liebe Frau Augat,
das ist so nett, was Sie schreiben. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse und das Kompliment.
LG
Antje Zimmermann
Ralf Berger meint
Liebe Frau Zimmermann,
Ihre Schilderung macht neugierig, diesen Radweg einmal zu testen.
Ist er denn auch ausgeschildert (falls ja, wie?) oder woran erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin?
Gerne werde ich nach dem Ausprobieren auch an dieser Stelle einen Kommentar schreiben.
Viele Grüße
Ralf Berger
Antje meint
Lieber Herr Berger,
der Weg ist über weite Strecken wirklich sehr schön. Ich bin allerdings noch vor der offiziellen Eröffnung den niederrheinischen Teil des Hanseradwegs gefahren und habe dafür eine App genutzt. Damals war die Beschilderung noch nicht 100%, aber das hat sich aktuell sicher geändert. Vielleicht möchten Sie einmal bei der Rheinischen Hanse in Wesel nachfragen? Die Herrschaften dürften im Bilde sein. Ich wünsche Ihnen schöne Tage auf der Tour. VG Antje Zimmermann https://rheinischehanse.de/de/kontakt/
Dieter Janster meint
Hallo
Haben ,am 22 und 23 August, die erste und zweite Ettape, gefahren.
Die ersten 40 kilometer kann man sich sparen. Nichts sehenswertes. Nur Intustrie und
viel neben der Srasse fahren. Dann wird es besser. Die zweite Etappe ist sehr schön. Nur bei Wind sehr anstrengend.
Die Beschilderung ist miserabel. Nur Hinweis auf Fahrradwege. Kann man sich also aussuchen. Hat dann aber nichts mehr mit Hane Radweg zu tun.
Lg Dieter
Antje Zimmermann meint
Hallo Dieter,
vielen Dank für das Feedback, dem ich mich weitgehend anschließe. Auch ich hatte Probleme mit der Beschilderung und war nicht mit allen Streckenabschnitten glücklich. Wenn es auf dem Hanseradweg schön wird, wird es allerdings richtig schön – und das hat mich dann entschädigt. 🙂
LG
Antje