Salzburg ist ein Touristenmagnet. Und dass der Szenereiseführer „Lonely Planet“ Salzburg aktuell auf Platz 1 in der Kategorie „Städtetrips“ sieht, wird den Zulauf noch verstärken. Aber selbst in „Europas größtem Freilichtmuseum“, wie die Altstadt von Salzburg spöttisch genannt wird, gibt es Orte, die vom Ansturm verschont bleiben. Wo die mystische Atmosphäre des früheren Kirchenstaates spürbar ist. Wo alte Legenden erzählt und gregorianische Choräle gesungen werden. Ich möchte hier 7 geheimnisvolle Orte vorstellen, die euch einen etwas anderen Citytrip nach Salzburg erlauben.
Dunkel, düster und rätselhaft
Der geheimnisumwitterten Seite Salzburgs begegnen Besucher überall in der Stadt: in Klöstern und Kirchen. In Katakomben und der Krypta unter dem Dom. Salzburg war 1000 Jahre lang ein Kirchenstaat, in dem die Fürstbischöfe die Geschicke der Stadt und des Umlandes bestimmten. Die römisch-katholische Kirche ist noch heute sehr präsent in der Stadt, genauso wie Legenden, Sagen und Mythen, die teilweise älter sind als der christliche Glaube.
Mystische Nebel über der Stadt
Dichter Nebel steigt aus der Salzach auf. Dämpft die Geräusche. Verschluckt Gestalten, die entlang des Flusses laufen. Kirchen, Klöster und selbst der Dom verschwinden hinter der weißen Wand. Frühnebel sind typisch für Salzburg, das in einer Senke liegt. In Kombination mit den barocken Prachtbauten, die unverhofft aus dem Dunst auftauchen, entsteht eine Stimmung, die von vielen als mystisch empfunden wird. Ich liebe den Moment, wenn sich die Nebel auflösen; wenn erste Sonnenstrahlen auf Dutzende Kirchenkuppeln fallen und pastellfarbene Fassaden aufleuchten.
Beste Zeit für den Citytrip Salzburg
Aber Salzburg hat etwas, das mich nachhaltig begeistert. Und so werde ich vermutlich zurückkehren. Allerdings wieder in den ersten Novemberwochen, wenn der Touristenstrom vorübergehend abreißt. Gilt der November doch geheimhin als besonders trist und grau. Meines Erachtens unterstreicht seine Melancholie aber die geheimnisvolle Seite Salzburgs. Im dichten Nebel fällt es leicht, an mystische Erzählungen zu glauben. Dinge, die mit dem Verstand nicht zu ergründen sind, scheinen plötzlich möglich.
7 geheimnisvolle Orte in Salzburg
1. Erzabtei St. Peter
Jetzt aber zu den 7 geheimnisvollen Orten für euren Citytrip nach Salzburg. Mein erster Tipp führt zur Erzabtei St. Peter. Es ist das älteste Kloster im deutschsprachigen Raum, das auf eine ungebrochene Kontinuität verweisen kann. Allein aufgrund der bewegten, jahrhundertealten Geschichte ranken sich um den Ort unzählige Mythen.
2. Die Katakomben von Salzburg
Sinnsucher und Geschichtsfreaks zieht es zu den Katakomben des Klosters. Sie sind einzigartig in Europa und geben der Wissenschaft noch heute viele Rätsel auf. Ausgetretene Steinstufen führen ins Innere des Berges. Es ist dunkel und feucht. Eine Lampe flackert. Und Schatten huschen über die wuchtigen Mauern.
Der unheimliche Ort wurde vermutlich von Mönchen genutzt, die hier als Einsiedler lebten. Drei Höhlenkapellen und mehrere Gräber liegen hintereinander in den Katakomben. Bereits in frühchristlicher Zeit wurden die bauchigen Höhlen und schmalen Gänge in den Mönchsberg geschlagen. Die irreführende Bezeichnung Katakomben kam allerdings erst in der Neuzeit auf. Bei Führungen erfahrt ihr unglaubliche Details zu dem archaischen Bauwerk.
3. Der Friedhof von St. Peter
Der Friedhof von St. Peter gilt vielen Salzburgern als spiritueller Ort: Seit 1500 Jahren werden hier Menschen bestattet. Lange Arkaden umschließen den gesamten Friedhof. In ihnen sind 51 Grüfte untergebracht. Sie dürfen bewundert, nicht aber betreten werden. Eisengitter versperren die Eingänge und schützen die wertvollen Kunstwerke in ihnen. Auf den Flächen dazwischen stehen große Grabsteine, schlichte Holzkreuze und frische Erdhügel. Trauerweiden neigen sich zu brennenden Grabkerzen. Und steinerne Totenschädel starren den Besuchern hinterher.
Freimaurer-Legenden
St. Peter ist voller uralter Schriften, die kaum noch zu entziffern sind. Und Statuen, deren Bedeutung heute niemand mehr kennt. Wer sich umblickt, sieht geheimnisvolle Zeichen: Schlangen, die sich selbst in den Schwanz beißen. Dieses Symbol steht für die Ewigkeit und wird häufig den Freimaurern zugeschrieben. Genauso wie Winkelmaß und Zirkel.
Die Freimaurer wirkten damals wie heute im Verborgenen. Namen von Logenmitgliedern werden selten öffentlich genannt. Von Mozart weiß die Forschung allerdings, dass er Mitglied der Salzburger Freimaurerloge war. Und auch von einigen Bischöfen und Domherren wird es vermutet, sodass es wahrscheinlich ist, dass ihr auf dem Friedhof das ein oder andere geheimnisvolle Zeichen der „Illuminaten“ findet.
Hoteltipp für den Citytrip nach Salzburg
Ich liebe geschmackvolle, individuelle Hotels, die zudem noch ruhig und zentral gelegen sind ist. Das Boutique Hotel Auersperg in Salzburg erfüllt all diese Kriterien*. Darüber hinaus bietet es ein sensationelles (veganes) Frühstück, einen kleinen, feinen Wellness-Bereich und ein sehr ansprechendes Design. Zur Altstadt sind es nur rund 10 Minuten zu laufen. Schaut euch das Hotel in der historischen Villa einfach einmal an*, wenn ihr einen Citytrip nach Salzburg plant.
4. Totentanz in der Krypta
Auch in der Krypta des Doms findet sich ein Kunstwerk, das gleichermaßen fasziniert wie verunsichert. Es ist ein raffiniertes Spiel mit Licht und Dunkelheit. Kleine Skulpturen werfen gigantische Schatten an die Wand. Darunter Skelette, Teufel und der Sensenmann – so habe ich zumindest die Figuren interpretiert. Gemeinsam führen sie einen flackernden Totentanz auf.
Der Anblick hat mich gebannt und ich hätte ewig in der Krypta verweilen können, wenn es nicht als akustische Zugabe eine ununterbrochene Zeitansage geben würde. Auf Dauer nervt das! Vanitas lautet der Name des Werks. Geschaffen wurde es von dem französischen Künstler Christian Boltanski.
5. Der hockende Tod
Diese Statue findet sich unmittelbar am Dom von Salzburg. Ich habe sie für mich „Der hockende Tod“ getauft. Tatsächlich heißt sie „Pietá“ und stammt von der Prager Künstlerin Anna Chromy. Mich hat das unheimliche Wesen sofort an die „Ringgeister“ aus „Herr der Ringe“ denken lassen.
Die Bildhauerin nennt aber Mozarts „Don Giovanni“ und Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ als Inspiration. Egal, woran euch die Statue erinnert – unheimlich ist sie auf jeden Fall. Und viele Touristen, die sie zum ersten Mal sehen, zucken bei dem Anblick zusammen.
6. Choräle im Stift Nonnenberg
Mein nächster Tipp führt auf den Nonnberg. Hier, direkt unterhalb der Festung Hohensalzburg, liegt auf einem Felsvorsprung eine Benediktinerinnenabtei: das Stift Nonnberg. Obwohl es zum Dom nur 400 Meter Luftlinie sind, ist der Ort eine Insel der Ruhe im touristischen Trubel Salzburgs. Das Klostergelände ist nicht öffentlich zugänglich. Aber die Kirche steht den ganzen Tag offen. Hohe Frauenstimmen füllen den gotischen Bau.
Die Nonnen singen mehrfach am Tag gregorianische Choräle. Ihre Kirche hat eine fantastische Akustik, sodass die Stimmen weit tragen und auch in mir etwas zum Schwingen gebracht haben – auch wenn ich mich nicht als Christin definiere. In den Wintermonaten kommen nur wenige Menschen auf den Nonnberg. Morgens gegen 6:45 Uhr, während der Heiligen Messe, können Besucher ungestört den Schwestern lauschen. Und möglicherweise einen mystischen Moment erhaschen, wenn die klaren Frauenstimmen durch golden schimmernde Glasscheiben zu ihnen ins dunkle Kirchenschiff dringen.
Die Geheimnisse der Fürstbischöfe von Salzburg
Vom Nonnberg sind es nur wenige Meter zur Bahnstation der Festung Hohensalzburg. Hier ist nichts mehr zu merken von mysthischer Atmospähre. Alle zehn Minuten quetschen sich asiatische Besuchergruppen, deutsche Kleinfamilien und internationale Backpacker in die Waggons der Seilbahn. 54 Sekunden später steigen alle bei der Festung wieder aus.
Die Festung Hohensalzburg entstand in mehreren Bauphasen. Wann immer den autoritären Kirchenfürsten Ärger drohte, erweiterten und verstärkten sie den Bau. Der ein oder andere Erzbischof musste hier sogar Schutz vor der eigenen Bevölkerung suchen. Um 1500 erhielt die Festung ihr heutiges Erscheinungsbild. Über 1 Millionen Menschen besuchen die Festung jährlich – nur in Wiener Sehenswürdigkeiten tummeln sich noch mehr Besucher.
7. Abendführung im Nebel
Doch wenn im Herbst Nebel über die Burg sinkt und die Sonne rotgolden untergeht, wird die Festung zum mystischen Ort. Wer das erleben möchte, kann sich einer abendlichen Führung anschließen. Wenn die Massen gehen, dürfen kleine Gruppen Räume betreten, die sonst verschlossen bleiben. Und erhalten tiefe Einblicke in den Pomp des vergangenen Kirchenstaats. Besonders eindrucksvoll sind die Fürstenzimmer, vor allem die „Goldene Stube“. Das Spannendste hier ist eine Wandvertäfelung aus Zirbenholz. Sie ist voller Symbolik. Man sieht z.B. Einhörner und viele christliche Symbole, die alle miteinander in Beziehung stehen.
Vergleichbare Räume gibt es nirgendwo auf der Welt, nur in der Festung Hohensalzburg, die nie erobert wurde, stehen sie noch in ihrer ganzen Pracht. Wer sich auf sie einlässt, kann ganz viel darin entdecken. Das ein oder andere Rätsel der fürstlichen Zimmer ist bereits entschlüsselt worden. Doch die Mehrzahl bleibt womöglich für immer verborgen – die katholische Kirche war schon immer gut darin, ihre Mysterien zu bewahren.
Originelle Führungen in Salzburg
Extra-Tipp I: In Salzburg gibt es gruselige Führungen, die zu den erwähnten Orten führen. Sie wurden von Sabine Rath konzipiert und bieten einen spannenden Blick hinter die schönen Barockfassaden der Stadt. Unbedingt empfehlenswert.
Bahnanreise nach Salzburg
Extra-Tipp II: Salzburg ist vom Rheinland aus bequem mit der Bahn zu erreichen. Bei der Buchung unbedingt auf eine ICE- bzw. Railjet-Verbindung achten, dann seid ihr innerhalb von siebeneinhalb Stunden bequem mitten im Zentrum von Salzburg.
Tagesausflug von Salzburg zum geheimnisvollen Untersberg
Der Untersberg bei Salzburg ist ein mystischer, sagenhafter Ort, um den sich unzählige Legenden ranken. Ob er ein guter oder ein böser Platz ist, darüber scheiden sich allerdings die Geister: Der Dalai Lama hat den Untersberg als „Herz-Chakra“ Europas bezeichnet, Tageszeitungen betiteln ihn hingegen häufig als „Todesfalle“, weil es wiederholt zu tödlichen Zwischenfallen gekommen ist. Auf jeden Fall ist er ein lohnender Ausflug beim Citytrip nach Salzburg.
Weiterlesen: Der sagenumwobene Untersberg bei Salzburg
Trendmetropole Salzburg – ein offenes Wort
Ein offenes Wort: So schön Salzburg ist, so voll ist die Stadt! Und normalerweise empfehle ich auf meinem Blog spannende Ziele in der 2. Reihe, die genauso lohnenswert sind: Lest einfach einmal rein: Schöne Städtetrips in Europa – Alternativen zu Amsterdam und anderen Metropolen.
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