Den ultimativen Kick versprechen viele touristische Angebote. Doch im Fall der Bobbahn in Winterberg hält die Eigenwerbung, was sie verspricht: Denn wo sonst die Weltspitze der Bobfahrer um Medaillen kämpft, dürfen in wettkampffreien Zeiten zahlende Gäste mit Tempo 130 km/h den Eiskanal hinunter jagen. Und das ist eine der extremsten körperlichen Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Und nichts, was ich wiederholen möchte – das vorweg. Doch mit dieser Meinung stehe ich offenbar alleine da. So wollten meine Mitfahrer am liebsten gleich noch einmal fahren. Aber der Reihe nach: So funktioniert das Gästebobfahren in Winterberg.
Es sieht harmlos aus, aber….
Im Fernsehen, etwa bei Stefan Raabs „Wok WM“, die ja mehrere Jahre in Winterberg gedreht wurde, sieht das Ganze recht harmlos aus. Denn auf den TV-Bildern spürt ihr nichts von den Kräften, die während der Fahrt auf euren Organismus einwirken. Und die sind weit massiver, als ich mir das vorgestellt hatte.
Wer regelmäßig auf den Achterbahnen dieser Welt unterwegs ist, hat sicherlich eine bessere Vorstellung von dem, was ihn erwartet – aber das trifft auf mich nicht zu. Ich bin kein Fan von Funparks, die mir einfach zu künstlich und zu konstruiert sind. Die Atmosphäre in Winterberg, mitten im tief verschneiten Sauerland, fand ich hingegen fantastisch.
60 Sekunden pures Adrenalin
Vor Fahrtantritt war ich dann trotzdem ziemlich nervös. Denn live, wenn man die talwärts rasenden Bobs sieht und die Geräusche hört, ist es doch ganz anders als im TV. Erst das Gespräch mit den Mitarbeitern hat mich ein bisschen beruhigt. Die heutigen Gästebob-Piloten sind alle ehemalige Leistungssportler. Man darf also davon ausgehen, dass sie wissen, was sie tun. Mir haben sie von 70-Jährigen „Wiederholungstätern“ berichtet, die jede Saison wiederkommen. Das war dann Baldrian für meine strapazierten Nerven. Denn wenn sogar Senioren das Gästebobfahren in Winterberg wagen, dann sollte ich es auch schaffen.
Kopf richtig halten, sonst knallt es
Dann wird es ernst: Ich bekomme einen Helm in die Hand gedrückt und ein paar letzte Ratschläge: Den Kopf gleich beim Start in die richtige Position bringen, ist der wichtigste davon. Denn ansonsten würde er im Bob wild hin- und herfliegen und gegen den Rand knallen. Beim Einsteigen wird mir dann noch ein Platz im Vierer-Bob zugewiesen: Die zweite Position, unmittelbar hinter dem Piloten, soll angeblich diejenige sein, wo man am wenigsten durchgeschüttelt wird.
Es folgt ein kurzes Kommando und schon setzt sich der Bob in Bewegung. Schnell gewinnt er an Tempo. Anfänglich ist es auch überhaupt nicht unangenehm. Einfach der pure Geschwindigkeitsrausch. Doch dann kommen die Kurven – erst liegt unser Bob auf der rechten Seite, dann auf der linken, wieder auf der rechten und so weiter. Und ich wünschte, ich hätte vorher keinen warmen Kakao getrunken.
Hotel-Tipp zum Eis-Abenteuer
Vielleicht möchtet ihr vor Ort übernachten – gleich um die Ecke der Bobbahn gibt es ein Hotel, das einmalig in NRW ist: das Oversum Ski- und Vital Resort.* Schon von Weitem seht ihr das überdimensionale Stahlgebäude in die Luft ragen. Es hat die Form eines Eies und wirkt so ungewöhnlich, dass ich erst einmal schmunzeln musste. Und meine gute Laune steigerte sich, je näher ich dem Gebäude kam. Denn dann werden alle Feinheiten der aufwändigen Konstruktion sichtbar. Innen in dem skurrilen Gebäude wartet übrigens ein richtig schöner Spa auf euch. Schaut einfach einmal rein – es lohnt sich: Hier gibt es mehr Infos & die Preise.*
14 rasante Kurven
Insgesamt 14 Kurven gilt es auf den 1600 Metern im Eiskanal zu meistern. Und es gibt wahrscheinlich keinen menschlichen Magen, der da nicht revoltiert. Nach etwas mehr als einer Minute, die mir wie eine Ewigkeit erscheint, ist die Fahrt dann vorbei. Und ich steige mit zitternden Beinen aus dem Bob. An der Zielgeraden stehen ein paar Zuschauer, die freundlich applaudieren. Wir bekommen eine Urkunde ausgehändigt, auf der unsere Zeit steht. Die bewegt sich beim Gästebobfahren in Winterberg zwischen 62 und 67 Sekunden. Echte Profis fahren natürlich deutlich schneller. Der aktuelle Bahnrekord in Winterberg für den Viererbob liegt bei 53,48 Sekunden.
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Saison 2021/2022
Aber ein paar Sekunden mehr oder weniger sind letztlich unwichtig. Es zählen der eigene Mut und das Erlebnis, von dem man noch lange erzählt. So berichte ich noch heute gerne von dem Kakao, den ich besser nicht vor Fahrtantritt getrunken hätte. Die Gästesaison in der VELTINS-EisArena startet am 17. Oktober 2021 und die Termine sind bereits buchbar. Hier findet ihr eine Übersicht aller freien Termine.
Ein paar generelle Infos
90 Euro kostet das Gästebobfahren in der VELTINS-EisArena aktuell. Viele der Abenteuerlustigen haben die Fahrt geschenkt bekommen. Und es überwiegt der Anteil jüngerer Männer. Aber auch Frauen wagen natürlich das Erlebnis im Eiskanal. Nach Angaben der Veranstalter ist das Verhältnis aktuell 60 zu 40 zugunsten der Herren. Ein Hinweis darf an dieser Stelle nicht fehlen: Es sollten nur Gäste in das „Taxi“ einsteigen, die wirklich gesund und fit sind. Menschen mit Rückenproblemen sind im Bob definitiv falsch. Das gleiche gilt für Kreislaufprobleme. Als weiteren Indikator kann man Achterbahnfahrten heranziehen. Wer daran Spaß hat und ohne Beschwerden wieder aussteigt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch von der Bobfahrt begeistert sein. Auch wenn diese noch deutlich schneller und intensiver ist. Das kann ich euch versichern… 😉
Zwecks Recherche wurde ich zu der Bobfahrt eingeladen. Vielen Dank dafür.
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Also: vielen Dank für eure Unterstützung!
Monika Agnischock meint
Bin am 0.1.12.2019 gefahren,habe gemerkt bin keine 30 Jahr mehr.Grüsse Hans-Jürgen 71 Jahre.aber es ist nie zu spät!
Antje meint
Das ist die richtige Einstellung! 🙂