Bizarre Felsformationen. Dichte Buchenwälder. Und kilometerlange Strände – die 16 deutschen Nationalparks bieten einzigartige Landschaften. In ihnen leben seltene Tiere. Wachsen spektakuläre Pflanzen und nicht zuletzt sind sie Oasen der Ruhe für uns Menschen. In diesem Artikel möchte ich Deutschlands schönste Nationalparks vorstellen – von den Alpen bis zur Nordsee. Jeweils mit besonderen Tipps, die intensive Natur- und Kulturbegegnungen erlauben. Unsere Nationalparks erzählen übrigens nicht nur Sommer-, sondern auch Wintermärchen.
Deutschlands schönste Nationalparks – das Wattenmeer
Das größte Wattenmeer der Welt erstreckt sich auf einer Küstenlänge von 450 Kilometern vom dänischen Esbjerg über die gesamte deutsche Bucht bis zum niederländischen Den Helder – eine wilde, von menschlichen Einflüssen noch weitgehend verschonte Landschaft. Ein Lebensraum, der die eine Hälfte des Tages zum Land und die andere Hälfte zum Meer gehört. Seit 2009 zählt das Wattenmeer zum Weltnaturerbe der UNESCO. Jahrzehnte zuvor hatten bereits Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg ihre Gebietsanteile zum Nationalpark erklärt.
Millionen Zugvögel
Das Wattenmeer ist eine der größten unberührten Naturlandschaften, die wir heute in Mitteleuropa noch haben. Es ist ein reich gedeckter Tisch für zehn bis zwölf Millionen Zugvögel, die hier Rast machen auf ihren Wanderungen. Es ist ein Lebensraum für unzählige Muscheln, Krebse, Kleintiere. Viele bekannte und beliebte touristische Orte, wie Sylt oder Norderney, liegen im Nationalpark Wattenmeer. Ich möchte hier aber eine Region empfehlen, die perfekt mit der einzigartigen Schönheit des Watts verschmelzt: Husum und die vorgelagerten Halligen.
Farbenfrohe Stadt am Meer
Husum gilt als grau und rau. Mit der Realität hat das aber nur wenig zu tun. Denn die Stadt ist ausgesprochen farbenfroh und oft auch freundlich. Kleine Giebelhäuser in gelb, rosa und blau schmiegen sich in den engen Gassen aneinander. Und der Hafen von Husum mutet in seiner Farbenpracht fast karibisch an. Windgeschützt sitzen Urlauber hier in der Sonne und genießen die frische Seeluft. Direkt im Hafen liegt das „Nationalpark Haus Husum“ – in Zusammenarbeit mit dem WWF organisiert das Zentrum spannende Exkursionen, Wanderungen und Ausstellungen.
Und sogar ein Traumstrand liegt nur wenige Minuten vom Husumer Stadtzentrum entfernt: der grüne Badestrand Dockhoog. Noch ein echter Geheimtipp.
Husum – das Tor zu den Halligen
Husum ist „das Tor zu den Halligen“. Die Halligen sind kleine weitgehend ungeschützte Marschinseln, die bei Sturm häufig überflutet werden. Der in Husum geborene Dichter Theodor Storm, der die berühmte „Schimmelreiter“ Novelle geschrieben hat, bezeichnete diese Marschinseln einmal als „schwimmende Träume“. Und genau das sind sie! Auf deutschem Hoheitsgebiet gibt es heute noch zehn Halligen und in ihrer Mitte liegt die bewohnte Insel Pellworm. Einer der schönsten Orte, um den Nationalpark Wattenmeer zu erkunden.
Weiterlesen: Wie unglaublich schön Husum und Pellworm sind, könnt ihr hier im Detail sehen.
Deutschlands schönste Nationalparks – Bayerischer Wald
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist der älteste Nationalpark Deutschlands. Gegründet am 7. Oktober 1970 wird er dieses Jahr 50 Jahre alt. Zusammen mit dem angrenzenden Nationalpark auf tschechischer Seite bildet der Nationalpark Bayerischer Wald das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Europas – die sogenannte „Grüne Lunge Europas“. 98 Prozent der Fläche des Nationalparks Bayerischer Wald sind mit Bäumen aller Altersstufen bedeckt.
Für Romantiker: Die älteste Tanne im Nationalpark ist über 500 Jahre alt – in ihrem Schatten lassen sich Brautpaare gerne trauen. Insgesamt sind die Tannen im Nationalpark Bayerischer Wald mit nur drei Prozent aber stark in der Minderzahl, es dominieren Fichten, gefolgt von Buchen.
300 Kilometer Wanderwege
Im Park selbst gibt es rund 300 Kilometer ausgewiesene Wanderwege für die ein Wegegebot gilt. Das bedeutet, dass die eingezeichneten Wege nicht verlassen werden dürfen. Besonders schön sind die Führungen im Nationalpark, die zu jahreszeitlichen Themen angeboten werden, wie etwa die „Hirschbrunftwanderung“ Ende September.
Der Nationalpark Bayerischer Wald gilt als besonders artenreich. Auch der Luchs ist im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet wieder heimisch geworden ist. Auch Elche und Wölfe werden gelegentlich in der Region gesichtet. Es gilt sogar als wahrscheinlich, dass Elche in Bayern wieder heimisch werden – und wir nicht mehr nach Kanada oder Skandinavien reisen müssen, um diese majestätischen Tiere zu bewundern.
Das Haus der Wildnis
Wer sich über den Nationalpark und seine besondere Fauna und Flora informieren möchte, kann das im Nationalparkzentrum Falkenstein, dem sogenannten „Haus der Wildnis“, tun. Mit neuester Technik, wie beispielsweise einem 3D Kino, werden den Besuchern hier die Geheimnisse des Waldes nahegebracht. So kann man beispielsweise die explosionsartige Vermehrung des Borkenkäfers oder das Innenleben einer 300 Jahre alten Baumwurzel kennenlernen. Zu dem Nationalparkzentrum gehört auch ein Tierfreigelände, in dem Luchse, Wölfe, Wildpferde und Urrinder in Freigehegen leben.
Deutschlands schönste Nationalparks – Sächsische Schweiz
Deutschlands schönste Nationalparks finden sich natürlich auch im Osten der Republik. Das Elbsandsteingebirge ist eines der spektakulärsten Mittelgebirge Deutschlands, wenn nicht Europas. Mit seinen durch Erosion entstandenen Felsformationen, den canonähnlichen Tälern und mächtigen Tafelgebirgen erinnert es viele Betrachter an die USA. Die ungewöhnliche Landschaft ist sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite durch einen Nationalpark geschützt – zumindest größtenteils.
Heute werden die Begriffe „Sächsische Schweiz“ und „Elbsandsteingebirge“ häufig als Synonyme gebraucht, auch wenn sie geographisch nicht identisch sind.
Märchenhaft – der Basteifelsen
Wer kennt ihn nicht? Der Basteifelsen ist die meist besuchte touristische Attraktion in der Sächsischen Schweiz. Die Bastei selbst liegt auf rund 200 Meter über der Elbe und gehörte zum historischen Verteidigungsring der Felsenburg Neurathen. Heute können Besucher hier in einem Restaurant mit großer Terrasse einkehren oder auch in einem sensationell gelegenen Hotel übernachten*, das bereits zu DDR-Zeiten errichtet wurde. Wer über Nacht vor Ort bleibt, kann den märchenhaften Felsen auch frühmorgens oder am späten Abend erleben – ganz ohne Tagestouristen.
Übrigens: Die Brücke aus Elbsandstein wurde bereits 1851 erbaut, um es Besuchern zu ermöglichen den vorgelagerten Felsen zu erreichen. Das spektakuläre Bauwerk liegt gut 40 Meter über einer Schlucht und bietet einen imposanten Anblick.
Ausgezeichneter Malerweg
Hier der besondere Tipp für den Nationalpark Sächsische Schweiz: Ein spektakulärer Wanderweg, der im Elbsandsteingebirge den Spuren berühmter Maler folgt. Der „Malerweg“ führt zu den spektakulärsten Aussichtspunkten der Region. Darunter ist auch der Ort, von dem Caspar David Friedrich, der berühmte Maler derdeutschen Früh-Romantik, zu seinem weltbekannten Werk „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ inspiriert wurde. Der Malerweg verläuft über 112 wildromantische Kilometer – grob gesehen von Pirna bis an die tschechische Grenze.
Extra-Tipp: Ein weiterer spannender Nationalpark, der zugleich UNESCO Welterbe ist, liegt in Thüringen: Wanderempfehlungen in Hainich vom Happy Hiker.
Deutschlands schönste Nationalparks – der Schwarzwald
Im Winter zeigt sich der Schwarzwald von seiner mystischen Seite. Nebel hüllt die Landschaft ein. Dichter, pulvriger Schnee liegt auf den Wegen. Und Eisblumen schmücken die Tannen. Ich möchte einen Winterbesuch im tannenreichsten Nationalpark Deutschlands empfehlen, weil hier – mit ein wenig Glück – noch echte Winter zu erleben sind. Die Betonung liegt auf „noch“, denn natürlich hat der Klimawandel auch Auswirkungen auf Deutschlands schönste Nationalparks.
Schneeschuhtouren im Nationalpark
Schon einmal Eisblumen gesehen? Sie entstehen an besonders nebligen Tagen durch Reif, der sich an den Ästen kristallisiert.Eine besonders schöne Möglichkeit, die winterliche Landschaft im Nationalpark Schwarzwald kennenzulernen, sind Schneeschuhtouren. Je nach Schneebeschaffenheit wandern die Gruppen auf unterschiedlichen Wegen durch den Nationalpark. Ohne Schneeschuhe würden die Wanderer im 40 cm tiefen Schnee einsinken; mit ihnen geht es federleicht durch die Winterwelt. Ich habe es selbst ausprobiert.
Vom Nutzwald zum Urwald
Durch die lange Nutzung ist der Schwarzwald aufgeräumt, geradezu ordentlich. Doch das wird sich bald ändern. Denn eines der Grundprinzipien der Nationalparks lautet ja: Natur wieder sich selbst zu überlassen. Und Bäume dürfen jetzt so lange leben, bis sie von selbst absterben. Dadurch entsteht ein Urwald mit jahrhundertealten Bäumen und neuen Arten, die sich ansiedeln.
*Bei den Werbe-Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Das sind Partnerprogramme mit Unternehmen – wenn ihr über den Link auf meiner Seite ein Hotel bucht oder ein Buch kauft, bekomme ich eine kleine Provision. Für euch ist es keinen Cent teurer, aber für Blogger sind diese Einnahmen wichtig, um den Blog überhaupt betreiben zu können.
Stefan Kuhn meint
Hallo Antje, besten Dank für den Link zu unserer Wanderung auf dem Hainichlandweg. Gut gefallen hat uns übrigens auch der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, wo wir dieses Jahr eigentlich zum Trekkig hin wollten. Mal schauen, ob daraus noch was wird… LG Stefan / Happyhiker
Eddy meint
Whow, was für tolle Inspirationen für einen Kurzurlaub! Einige Destinationen kenne ich bereits (z.B. den Malerweg), andere werde ich jetzt sofort auf meine „To-Discover-Liste“ setzen: Danke für die Tipps und die tollen Bilder!