Anzeige – Weinberge mitten in der Stadt. Hippe Szeneviertel. Kulinarische Hotspots und Kultur auf Schritt und Tritt. Wer mir vor ein paar Wochen Stuttgart mit diesen Worten beschrieben hätte, den hätte ich vermutlich ausgelacht. Denn Stuttgart hatte ich bisher als langweilige Autostadt abgespeichert – ihr wahrscheinlich auch. Mit der Realität hat das aber nichts (mehr) zu tun. Ich habe mir die Stadt intensiv angesehen und möchte euch hier ganz persönliche Tipps für euren Stuttgart Citytrip geben.
1.) Jazz Open im Schlosspark
Säulen, die in den Himmel ragen. Plätschernde Springbrunnen und herrschaftliche Bauten – der Stuttgarter Schlossplatz gilt als einer der schönsten in Europa. Und wenn er dann noch zur Bühne für Künstler wie Bob Dylan, Christina Aguilera und Emeli Sandé wird, ist es einfach nur perfekt. Deshalb mein erster Tipp: Merkt euch die Jazz Open 2022 vor.
Amüsante Randnotiz: Erst dachte ich, dass ich mich verguckt hätte. Aber tatsächlich wird bei den Jazz Open Wein in Gläsern ausgeschenkt und nicht, wie sonst auf großen Openair-Konzerten üblich, in Plastikbechern. Dass das geschmacklich einen Unterschied macht, weiß wohl jeder. Und es ist auch symptomatisch für Stuttgart. Die Stadt ist gesittet und kultiviert – ohne langweilig zu sein.
2.) Das Bohnenviertel
Das Bohneviertel könnte es genauso gut in Berlin oder Köln geben. Der originelle Name rührt vom historischen Hauptnahrungsmittel her: an fast jeder Häuserwand rankten damals Bohnenpflanzen und ernährten die Bewohner. Handwerker, Weinbauern und Tagelöhner lebten in dem Viertel. Zusammen mit jüdischen Kaufleuten und Antiquitätenhändler – und noch heute findet sich hier eine bunte Mischung: urige Weinstuben, kleine Trödelläden und begrünte Hinterhöfe.
Das schönste Gebäude im Viertel ist der Schellenturm. „Schellen“ waren Metallfesseln, mit denen Menschen in dem Turm früher festgekettet wurden. Sie mussten damals darben; ihr könnt hier heute schlemmen. Der Turm ist ein Restaurant, das sich über mehrere Etagen erstreckt. Die Küche bietet primär Schwäbisch-Deftiges.
3.) Die Sushi Lounge im Viertel
Stuttgart ist kein billiges Pflaster. Umso mehr habe ich mich über diesen Tipp einer Szenekennerin gefreut. Die QQ Sushi-Lounge liegt am Rand des Bohnenviertels in der Rotebühlstraße. Leuchtend rote Lampions weisen euch den Weg. Auf der Karte findet ihr dann ganz ungewöhnliche Kreationen, die ich noch nirgendwo sonst gesehen habe: Sushi mit gerösteten Zwiebeln, Chips-Sprossen und Oktopus – und das alles zu Preisen, die deutlich unter denen in meiner Heimatstadt Köln liegen. Dazu kommt die originelle Ausstattung der Terrasse: die poppigen Farben und liebevollen Details sorgen gleich für gute Laune.
4.) Die Markthalle – ein Highlight beim Stuttgart Citytrip
Allein das Gebäude ist ein Genuss. Filigrane Reliefs schmücken die Wände. Und mächtige Steinechsen wachen auf den Mauern – bei der Markthalle lohnt nicht nur das Gemüseangebot, sondern auch die Architektur einen zweiten Blick. Das Jugendstilgebäude ist 1911 errichtet worden und steht heute unter Denkmalschutz.
Wenn ihr durch die Halle schlendert, werdet ihr in einen kleinen Rausch verfallen. Erst duftet es würzig nach Antipasti. Dann kommt ein süßer Erdbeergeruch um die Ecke und ein paar Meter weiter liegen intensive Kräuteraromen in der Luft. Die Markthalle ist von einer Galerie umgeben. Hier gibt es ein Restaurant, von dem aus ihr das Marktgeschehen überblicken könnt. Wenigstens kurz solltet ihr dabei auch die freitragende Dachkonstruktion aus Eisen und Glas bewundern. Und vielleicht zum Abschied noch kurz über die Balkone streifen, wo es Inspiration für den heimischen Garten gibt.
5.) Hoppenlau Friedhof und Park
Und jetzt kommen wir zu meinem absoluten Lieblingsort in Stuttgart. Mitten in der Innenstadt liegt dieser verwunschene, märchenhaft anmutende Park, der ursprünglich ein Friedhof war. Eichhörnchen huschen über die Gräber. Dichtes Moos wächst auf den verwitterten Grabsteinen und die Inschriften beschwören dramatische Ereignisse herauf. Der Friedhof ist der älteste Stuttgarts – bereits 1628 wurden hier die ersten Toten bestattet. Für die Bundesgartenschau 1961 wurde die Anlage umgestaltet und so entstand der ungewöhnliche Ort.
Licht fällt wie Regen durch den dichten Blätterwald und beleuchtet einzelne Grabsteine, Kreuze und Pflanzen. Wenn ihr auf der Suche nach geheimnisumwitternden Fotomotiven seid, werdet ihr im Hoppenlaupark fündig. Übrigens: Auf dem Friedhof finden schon seit 1880 keine Erdbestattungen mehr statt. Die Atmosphäre ist immer friedvoll – es duftet nach Laub, Moos und Blumen.
6.) Übernachtungstipp für den Stuttgart Citytrip – das Maritim
Unmittelbar an den verwunschenen Park grenzt das Maritim Hotel Stuttgart. Ich konnte von meinem Zimmer direkt auf den Friedhof blicken. Habe erlebt, wie sich die Stimmung im Laufe des Tages verändert und bin morgens sanft von einem Vogelkonzert geweckt worden. Als Dauerreisende habe ich schon in vielen Hotels übernachtet, aber noch keines hat mir einen solchen Ausblick geboten.
Der Park und das Hotel liegen mitten in der Stadt. Doch davon bekommt ihr nichts mit – es ist extrem ruhig. Für mich ein weiterer Pluspunkt, da ich gerne bei offenem Fenster schlafe. Das entspannte Gefühl setzt sich auf der Hotelterrasse fort: Große Blumenkübel und bequeme Korbsessel sorgen für Atmosphäre und köstliche Gerichte, die mir wie kleine Gedichte erschienen, für Begeisterung.
7.) Die legendäre Piano-Bar
Die Bar des Maritim ist eine Institution in Stuttgart und wird auch von Nicht-Hotelgästen geschätzt. Ab 21 Uhr erklingt hier allabendlich Klaviermusik, live gespielt. Besondere Erwähnung verdient die Cocktailkarte. Ich habe immer Probleme, mich zu entscheiden und war von der Angebotsfülle schlicht überfordert. Daher bin ich dem Tipp von Barchef André Breitkopf gefolgt und habe einen „Jubel-Cocktail“ getrunken. Die Maritim-Hotels haben 2019 ihr 50-Jähriges Bestehen gefeiert und alle Bar-Mitarbeiter des Hauses waren aufgerufen, einen speziellen Cocktail zu kreieren. André Breitkopf konnte mit seiner Kreation überzeugen. Der Jubel-Cocktail ist auf Gin-Basis, dazu kommen Minze, Zitrone und Holunder. Das Ganze wird mit Sekt aufgegossen und schmeckt wirklich köstlich.
Hier seht ihr mich im passenden Cocktailkleid an der Bar des Maritim. Wie ist das bei euch? Geht ihr auf Reisen gerne allein in die Hotelbar? Bei mir hängt das ganz von der Atmosphäre ab. Wenn die Mitarbeiter aufmerksam sind und für ein paar Minuten nett plaudern, fühle ich mich gleich wohl. Und das dürfte ich im Maritim gleich an zwei Abenden erleben.
8.) Stuttgart Citytrip Abstecher: die Outletcity Metzingen
Direkt vor der Tür des Maritim fährt ein Shuttle zum berühmten Outlet-Center Metzingen. Für einige Gäste, die ich im Bus getroffen habe, war das Shopping-Erlebnis sogar das Highlight ihres Stuttgart Citytrip. Der Shuttle verkehrt immer Donnerstag, Freitag und Samstag. Er sammelt die Gäste des Maritims um 10 Uhr morgens ein. Zurück geht es wahlweise um 14 Uhr oder 18 Uhr zum Hotel. Bequemer geht es nicht.
Bei dem Wort „Outletcity“ hatte ich erst an Werbesprech gedacht. Und geglaubt, dass das Outlet einfach eine riesige Mall wie in den USA sei. Doch weit gefehlt: Die Outletcity mutet tatsächlich wie eine kleine Stadt an. Wie eine futuristische Stadt mit langen Alleen, gelenkten Lichteinfällen und Bäumen, die als Skulpturen fungieren. Ich habe mich jedenfalls genauso für die Architektur wie für die Klamotten begeistert. Mein Fazit nach einem Tag in der Outletcity: Wer gerne shoppt und bei Schnäppchenpreisen Glücksgefühle bekommt, ist in Metzingen im Himmel.
Obwohl ich vielen Verlockungen ausgesetzt war, habe ich mir aus Metzgen nur ein einziges Teil mitgebracht: sehr schöne und sehr günstige Sneaker von Hugo Boss. So habe ich einen Grund bei meinem nächsten Stuttgart Citytrip gleich wieder einen Abstecher in die Outletcity Metzingen zu machen.
9.) Scheize, Liebe, Sehnsucht
„Scheize, Liebe, Sehnsucht“ prangt in großer Schrift am Kunstmuseum von Stuttgart. Kultur ist auch ein guter Grund für einen Stuttgart Citytrip. Und wenn ihr Spaß an ungewöhnlichen Ausstellungen habt, wird euch „Scheize, Liebe, Sehnsucht“ sicherlich begeistern. Die Mischung aus Performance, Videokunst und Musik ist das Werk des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson und noch bis zum 20. Oktober 2019 zu sehen.
Mein Tipp: Fahrt mit dem Aufzug im Kunstmuseum nach oben und schaut euch Stuttgart aus der Vogelperspektive an. Der Rundumblick gilt als der beste der Stadt. Dabei erkennt ihr auch die „Kessellage“ Stuttgarts, die für das örtliche Mikroklima verantwortlich ist. In dem Talkessel gibt es nur vergleichbar schwache Windgeschwindigkeiten, die sich wiederum auf den Weinanbau auswirken. Am besten sprecht ihr die Einheimischen auf das Thema an – die Stuttgarter können stundenlang über ihr Wetter „schwätzen.“ 🙂
10.) Kleine Genüsse zwischendurch beim Stuttgart Citytrip
Ich habe bei meinem Stuttgart Citytrip ein neues Lieblingslakritz entdeckt: Es kommt von einem dänischen Startup und heißt „Bülow“ – nach dem jungen Mann, der sein Lakritz mit Schokolade kombinierte. Insgesamt gibt es nur sechs Shops in Deutschland – und in der Stuttgarter Karlspassage findet ihr einen kleinen, feinen Laden, wo ihr erst mal nach Herzenslust probieren dürft. Köstlich! Allerdings haben die kleinen Lakritzkugeln auch einen saftigen Preis. Ich finde allerdings, dass sie den wert sind.
Genauso köstlich wie das dänische Lakritz ist der Kaffee der kleinen Stuttgarter Rösterei „Hochland“. Der Kaffee wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Genießen könnt ihr ihn in der Markthalle und in zwei kleinen Kaffeebars auf der Kirch- bzw. Königstraße. Ich habe hier draußen gesessen und den gut gekleideten Schwaben beim Samstagseinkauf zugesehen und mich dabei ein wenig an unsere Nachbarstadt Düsseldorf erinnert gefühlt.
Weitere spannende Städtetrips
Meine Empfehlungen für euren Stuttgart Citytrip sind eine Kooperation mit den Maritim Hotels. Ich hatte eine ganz wunderbare Zeit in der baden-württembergischen Landeshauptstadt – vielen Dank für die tolle Organisation vor Ort! Ich kehre zu den Jazz Open 2022 zurück.
Travelsanne meint
Liebe Antje,
Was für ein schöner Einblick in unsere Heimatstadt! Das Bohnenviertel mag ich auch sehr. Toll, dass Du ein paar von Stuttgarts Insider-Tipps zeigst. Und das nächste Mal treffen wir uns auf einen Cocktail an der Bar 😉
Viele Grüße von Sanne
Antje meint
Das machen wir! Vielleicht zum Jazz Open 2020 – da freue ich mich schon jetzt drauf! LG Antje
Robert meint
Liebe Antje,
als Reiseleiter bin ich oft mit Gruppen in Stuttgart. Erst habe ich mich gefragt, warum der Veranstalter diese Stadt in seine Tour (München-Neuschwanstein-Stuttgart-Rothenburg/Tauber-Frankfurt/M). aufgenommen hat. Inzwischen bin ich überzeugt, dass es keine schlechte Idee war. Den Friedhof hinter dem Maritim (wo wir mit der Gruppe immer untergebracht sind) habe ich bei einem Spaziergang zufällig entdeckt. In der Abenddämmerung ein magischer Ort, an dem – obwohl Mitten in der Stadt – kaum jemand ist. Manchmal bin ich da ganz alleine. Erstaunlich auch: Das neue Kultur- und Ausgehquartier in den einstigen Industriegebäuden auf dem ehemaligen Bosch-Gelände gleich neben dem Maritim-Hotel und wirklich sehenswert: Die Bauhaus-Siedlung auf dem Killesberg (Weißenhof-Siedlung). Einige der Häuser gehören inzwischen zum Weltkulturerbe,.
Antje meint
Lieber Robert,
du bringst es auf den Punkt: Der Friedhof hat etwas Magisches. Und Stuttgart wird generell unterschätzt…
LG
Antje