Maastricht rühmt sich, die älteste Stadt der Niederlande zu sein. In Nimwegen sieht man das ein wenig anders, aber auch dort gilt die Hauptstadt der Provinz Limburg als besonders geschichtsträchtig. Denn in Maastricht gibt es uralte Grotten, die dunkle Geheimnisse bergen. Dazu bedeutende Kirchenbauten, die heute moderne Designhotels sind. Und inmitten der historischen Kulisse findet man viele originelle Shops und Cafés. Hier kommen meine Tipps für ein außergewöhnliches Wochenende in Maastricht – Grotten, Gotteshäuser und Geheimnisnisse.
Lebendige und experimentierfreudige Stadt
Maastricht ist zwar nicht sonderlich groß, dafür aber ungeheuer lebendig. Das liegt nicht zuletzt an den 12.000 Studenten, die sich zu den rund 120.000 Einwohnern gesellen. Das hält die Stadt jung und dynamisch. Allein vier Kunsthochschulen gibt es in Maastricht; Kunst und Design sind folglich ein wichtiges Thema. Das zeigt sich überall im Stadtbild. Besonders beeindruckt hat mich die Kombination von historischen Sakralbauten und modernem Design.
Neues Design in alten Kirchen und Klöstern
In Maastricht stehen gut 50 Kirchen, aber wie in vielen anderen Städten fehlen auch hier die Gläubigen. Anders als in anderen Städten waren die Verantwortlichen in Maastrichter aber schon vor Jahrzehnten mutig genug, die leerstehenden Gotteshäuser umzufunktionieren: So ist beispielsweise in einer alten Dominikanerkirche eine gigantische Buchhandlung entstanden. Sie heißt „Dominicanen“ und ist mit den restaurierten Mosaikfenstern und wiederentdeckten Fresken ein besonders stimmungsvoller Ort. Eine große britische Zeitung hat sie sogar zu einer der schönsten Buchhandlungen weltweit gekürt. Auf 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche könnt ihr hier in mindestens ebenso vielen Büchern stöbern. Im ehemaligen Altarbereich ist zudem ein gemütliches kleines Café untergebracht.
Respekt vor den Gotteshäusern gewahrt
Genauso ungewöhnlich wie die Buchhandlung ist das Kruisherenhotel. 2005 ist das vielbeachtete Hotel eröffnet worden. Es besteht aus einem ehemaligen Kloster der Kreuzherren und der dazugehörigen gotischen Kirche. Wie Ufos schweben hier gigantische Lampen unter der Kirchendecke. Zwischen alten Klostermauern gibt es futuristische Lichtinstallation und in den Kleiderschränken einiger Gästezimmer findet man anstelle des erwarteten Stauraumes Plakate von Marilyn Monroe. Dazu ertönt dann die passende Musik. Das Kruisherenhotel ist fraglos ein Gesamtkunstwerk*. Den Respekt vor dem Gotteshaus hat man dennoch stets gewahrt. Wie in der Buchhandlung sind auch in dem Designhotel alle Einbauten mobil und können jederzeit wieder entfernt werden. Das Kruisherenhotel steht auch Nicht-Hotelgäste offen, die sich hier lediglich umsehen oder einen Kaffee trinken wollen.
Maastricht – Grotten dürfen erkundet werden
Das überirdische Maastricht ist voller Überraschungen; mich hat das unterirdische Maastricht aber doch mehr fasziniert. In den Grotten von Sint Pietersberg findet ihr versunkene Welten, jahrtausendealte Spuren und Geschichten, die so unglaublich sind, dass sie ganze Romane füllen könnten.
Betreten dürft ihr die Grotten nur in Begleitung fachkundiger Führer. Denn unter der Erde gibt es ein gigantisches Gewirr von Gängen, in dem sich schon viele Menschen verlaufen haben – und einige statt des Ausgangs den Tod fanden. An den Wänden hängen hier hunderte Kunstwerke aus ganz unterschiedlichen Epochen. Bei den Führungen erfahrt ihr, dass bereits die alten Römer in den Grotten Mergel abgebaut haben. Mergel ist eine Art Kalkstein, der sich hervorragend zum Bauen eignet. Und den nutzten die Römer, und andere Völker nach ihnen, für ihre Städte, sodass unter Maastricht über die Jahrhunderte ein riesiges unterirdisches Labyrinth entstand – mit einer Gesamtlänge von über 220 Kilometer. Aus den Mergelblöcken wurden Häuser, Kirchen und Schlösser gebaut. Den schönen, leicht gelblicher Stein werdet ihr überall in der Region wiedersehen.
Maastricht – Grotten waren Versteck vor den Nazis
Insgesamt soll es in den Grotten mehr als 20.000 Gänge geben. Wenn ihr mit den Grottenführern durch die unterirdische Welt wandert, entdeckt ihr Dutzende Kunstwerke, drei Altäre, Überreste eines Krankenhauses und die Relikte einer Champignonzucht. Und hört emotionale Geschichten, wie sich die Bewohner von Maastricht im Zweiten Weltkrieg hierhin flüchteten. In dieser Zeit gab es in der unterirdischen Welt ein komplettes Krankenhaus, eine Kapelle und eine Bäckerei mit funktionierenden Öfen, die man auch heute noch sehen kann.
Auch dienten die Grotten dem niederländischen Widerstand in der Nazi-Zeit als Versteck. Über das weit verzweigte Tunnel-Labyrinth brachte die Résistance jüdische Flüchtlinge oder alliierte Piloten nach Belgien in Sicherheit. Ein Bauernhaus, das über den Grotten liegt, hatte eine Art Rutsche, die runter in die Grotten führte, ohne dass die Besatzer etwas mitbekamen.
Maastricht – Grotten mit Geheimnissen
Es gibt auch jede Menge vergnügliche Geschichten: So prangt Reklame an den Grottenwänden, weil zeitweise so viele Menschen die Grotten sehen wollten, dass es sich für die Firmen lohnte, hier zu werben. Bestellte Gemälde zeugen zum Ruhme hoher Herren. Bis vor ein paar Jahren gab es sogar noch eine Champignonzucht in den Grotten; Bauern züchteten hier die besten Pilze für Sterne-Restaurants, bevor ausländische Exporte billiger wurden. Noch heute könnt ihr in den Grotten seltene Fledermäuse bewundern.
Regelmäßig werden Führungen durch die Grotten angeboten, auch in deutscher Sprache. Und da in der unterirdischen Welt konstant Temperaturen um die zehn Grad herrschen, ist es hier auch Winter recht angenehm.
Weiterer Holland-Tipp: Wenn ihr Lust auf ungewöhnliche Erlebnisse bei unseren Nachbarn habt, guckt euch doch mal Weihnachten originell in Utrecht an – ihr werdet staunen!
Vrijthof – der historische Freihof
Wenn ihr nach dem Grotten-Trip wieder ein bisschen Tageslicht fürs Gemüt und Stärkung für den Körper braucht, solltet ihr zum Vrijthof gehen. Hier wird flaniert und geschlemmt. Der Vrijthof liegt im Herzen der Maastrichter Altstadt und ist einer der schönsten und zugleich geschichtsträchtigen Plätze der Niederlande. Von den Maastrichtern selbst wird er liebevoll „Wohnzimmer“ genannt, weil die Menschen hier das ganze Jahr über im Freien sitzen und das Leben genießen. Unzählige Cafés und Restaurants reihen sich aneinander und es herrscht ein geradezu südländisches Flair.
Der Vrijthof ist auch ein beliebter Veranstaltungsort. Der in Maastricht geborene André Rieu gibt hier beispielsweise regelmäßig Open-air Konzerte.
Ausgefallener Hotel-Tipp in Maastricht
Am Vrijthof liegt auch eines meiner liebsten Design-Hotels von Maastricht. Das stylische Zenden Design Hotel* ist perfekt gelegen und beherbergt zudem einen großen Swimming-Pool, der auch einem Designobjekt gleicht. Schaut es euch einfach einmal an. Ich finde das es perfekt zum Programm: Maastricht – Grotten, Gotteshäuser und Geheimnisse passt.
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