Leeds soll eine Reise wert sein? Womöglich sogar eine Alternative zu London darstellen? Ja, denn die Stadt ist so eng mit Musik verknüpft wie Liverpool. Bietet genauso tolle Shopping-Möglichkeiten wie die britische Hauptstadt und hat eine ähnlich spannende Transformation vom Industriestandort zum Kulturmekka durchgemacht wie Manchester. Ich war von meinem Besuch begeistert und möchte euch jetzt 5 Tipps für einen gelungenen Städtetrip Leeds geben. Und bin sicher: die Alternative zu London wird auch euch überraschen.
1.) Die viktorianische Architektur bewundern
Prunkvolle Ziegelbauten reihen sich aneinander. Ihre backsteinfarbenen Fassaden leuchten im Licht der untergehenden Sonne. Und Menschen mit bunten Einkaufstüten schlendern über die großen Plätze. Dass Leeds auf den ersten Blick gefällt, ist auch der Stiftung „Leeds Civic Trust“ zu verdanken. Sie kümmert sich bereits seit 50 Jahren um das Erscheinungsbild der Stadt.
Die Stiftung pflegt historische Gebäude, wandelt ehemalige Industriebauten in Kulturstätten um und pflanzt Bäume in den Stadtparks. Wie erfolgreich „Leeds Civic Trust“ arbeitet und wie hoch die Lebensqualität in der Stadt ist, werdet ihr beim Gang durchs Zentrum sofort merken. Die schönsten Relikte der viktorianischen Epoche sind hier die vielen Arkaden. Und in ihnen könnt ihr shoppen, solange eure Finanzen und Kräfte es erlauben.
2.) Schöner Shoppen in den Kathedralen des Kommerzes
Mosaik schmückt die Böden. Mahagoni die Fensterrahmen. Und große Buntgläser die Decken. Die Kathedralen des Kommerzes sind in Leeds so schön, dass Shoppen zur Nebensache werden könnte. Denn bereits das Kaffeetrinken an diesen Orten ist ein Vergnügen. Aber natürlich kommt die große Mehrzahl der Besucher, um Fashion-Göttern wie Vivienne Westwood oder Calvin Klein zu huldigen: Ihr schönster Tempel ist Victoria Gate. Victoria Gate ist eine preisgekrönte Shoppingmall, die wegen ihres formschönen und zugleich funktionalen Designs ausgezeichnet wurde. In Leeds sind die Verantwortlichen sehr stolz, dass sie so Designer in die Stadt locken konnten, die zuvor nur in London vertreten waren.
Besucher spiegeln sich in den schwarzweißen Marmorböden. Und blicken zu goldenen Lampen auf, die engelsgleich von der zwölf Meter hohen Decke hängen. Mit den vielen Säulen und Bögen erinnert Victoria Gate an einem römischen Monomentalbau. Und fügt sich damit harmonisch in die historische Bausubstanz der Stadt ein. Wem das nötige Kleingeld für die Top-Designer fehlt, wird in Leeds aber auch fündig: beispielsweise in der früheren Getreidebörse.
1864 im viktorianischen Stil erbaut, hat der opulente Rundbau ein gläsernes Dach. Sonnenlicht flutet durch es hindurch und erhellt das Innere. Die spektakuläre Glaskonstruktion diente damals einem ganz speziellen Zweck: Die Händler wollten sicher gehen, dass das angebotene Getreide tatsächlich hochwertig ist. Statt Körnern werden in der Börse heute Kleidungsstücke unter die Lupe genommen. Die früheren Büro- und Lagerräume sind mittlerweile Klamottengeschäfte. Catsuits mit Nadelstreifen, Ponchos mit Fransen, bunte Taschen und hohe Stiefel – die Mode ist ausgefallen und bezahlbar. Vor den Ladentüren wird Kaffee ausgeschenkt. Und Musik dringt aus unsichtbaren Lautsprechern. Shopping ist ein Lebensgefühl in Leeds.
3.) Der ungewöhnlichste Club der Stadt
Nicht nur Shoppen, auch Ausgehen und Feiern sind tief in der DNA der Menschen verankert. Bestes Beispiel dafür ist der Brudenell Social Club. Er bietet ein liebenswertes Durcheinander von Möbeln und Einrichtungsstilen: Vor der Tür ein kleiner Biergarten mit schlichten Holzbänken. Diverse Theken und Billardtische im Inneren. Dazu bequeme Ledersessel, die vom jahrzehntelangen Sitzen blank gescheuert sind. Und Spielflächen für Kleinkinder, die von ihren Müttern regelmäßig in den Club gebracht werden. Der weit verzweigte Flachbau beherbergt auch zwei große Konzertsäle, aus denen täglich Musik dringt.
Nathan Clark managt den ungewöhnlichen Ort. Der ehemalige Fußballprofi hat den Club von seinen Eltern geerbt. Und ist dafür aus New York in seine Heimatstadt zurückgekehrt. New Electronic, Punk und Mainstream – es gibt kaum eine Musikrichtung, die im Brudenell Social Club nicht gespielt wird. Und egal, wie berühmt die Band ist: Die Ticketpreise sind immer moderat. Denn der Brudenell Social Club ist eine non profit Organisation. Die Konzerte sind genauso bezahlbar wie die Drinks und das Essen im Club. Hier solltet ihr unbedingt einmal vorbeischauen. Sei es für einen Gig oder ein Pint.
Auch interessant: Der Städtetrips Leeds hat mich an Glasgow erinnert. Auch die schottische Metropole hat eine industrielle Vergangenheit und beherbergt heute eine große, vibrierende Musik- und Kunstszene. Hier stelle ich die spannende Stadt ausführlich vor.
4.) Die Yorkshire Dales vor den Toren der Stadt
Besonders stolz ist die ehemalige Industriestadt auf ihren hohen „Grünanteil“. In der Leeds gibt es dutzende Parks und vor den Stadttoren beginnt der Nationalpark Yorkshire Dales. Wer gerne „Downton Abbey“ oder Jane-Austin-Filme guckt, wird von der unberührten Yorkshire Landschaft begeistert sein. Sie ist so grün wie in Irland. Und mindestens genauso viele Schafe laufen über die hiesigen Weiden. Dazwischen stehen halb verfallene Abteien, herrschaftliche Anwesen und urige Gasthöfe.
Nach 15 Jahren Reisejournalismus habe ich schon einige schöne Gegenden gesehen. Aber die kleine Wanderung, die ich von der Bolton Abbey nach Appletreewick unternommen habe, war trotzdem etwas Besonderes. Der weiche, federnde Weg führt entlang des Flusses Wharfe, passiert kleine, verschlafene Orte und dichte Wälder. Uralte Eichen wachsen am Flussufer, ihre Äste ragen ins Wasser und giftgrünes Moos überzieht die Steine.
Ich habe permanent überlegt, welche Filme ich hier noch alles drehen könnte. Je nach Tempo seid ihr zwei bis drei Stunden unterwegs und könnt dann in dem urigen Dörfchen Appletreewick ins Craven Arms einkehren. Der rustikale Pub bietet traditionelle Speisen, die aus regionalen Produkten hergestellt werden, und dazu jede Menge Historie, die der Inhaber gerne erzählt.
5.) Hoteltipp für den Städtetrip Leeds
Normalerweise bin ich eher für kleine, individuelle Häuser. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. So kann ich euch guten Gewissens das Radisson Blu in Leeds empfehlen.* Das frühere Industriegebäude steht unter Denkmalschutz, hat einen spannenden Frühstücksbereich, der die Industrie-Architektur mit modernen Elementen verknüpft, und liegt mitten im Geschehen. Zu Victoria Gate und den anderen Shopping-Tempeln sind es nur ein paar Minuten zu Fuß und auch spannende Restaurants und Museen findet ihr unmittelbar vor der Tür.
Die Recherchereise fand auf Einladung von visitbritian statt.
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Markus meint
Hi Antje,
Das liest sich ja richtig gut und hört sich wirklich nach einer (kleinen) Alternative zu London an.
Viele Grüße
Markus
Jutta meint
Wohne seit einem Jahr in Leeds und kann dem allen nur zustimmen. Das Angebot an Theater, Tanz und Konzerten ist auch toll.
Antje meint
Hallo, vielen Dank für den Kommentar. Es freut mich natürlich, dass eine ausgewiesene Kennerin meine Einschätzung teilt. Leeds ist eine tolle Stadt!
Kristina meint
Sehr schöner Beitrag!
Hallo Jutta, wir ziehen dieses Jahr auch nach Leeds! Wie gefällt es dir dort? Kannst du einen Stadtteil zum Wohnen (mit einem Kind empfehlen?