In der fünften Jahreszeit scheiden sich die Geister: Die eine Hälfte fiebert dem Karneval entgegen, die andere Hälfte denkt an Flucht und stellt sich alljährlich die gleiche Frage: Wo finde ich narrenfreie Zonen? In diesem Artikel stelle ich schöne Ausflugs- und Reiseziele vor, die Normalität statt Chaos zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch bieten und deshalb perfekt für eine Karnevalsflucht sind.
Wo wird kein Karneval gefeiert?
Es ist gar nicht so einfach, narrenfreie Zonen zu finden. Zwar glauben die Menschen in Köln, Düsseldorf und Mainz der Nabel des europäischen Karnevals zu sein, tatsächlich kommt dem Brauchtum in vielen Regionen eine enorme Bedeutung zu und es wird bunt, laut und fantasievoll gefeiert. Legendär ist beispielsweise der Karneval in Venedig, Nizza und auf Teneriffa. Aber es gibt auch schöne, nicht nur protestantische, Landstriche in denen Karnevalsflüchtlinge sicher sind vor Clowns und Cowboys.
Von den Karnevalshochburgen aufs Land
Die folgenden Tipps richten sich primär, aber natürlich nicht ausschließlich, an Flüchtlinge aus Düsseldorf, Köln und Aachen. Denn aus diesen karnevalistischen Städten sind die empfohlenen Orte schnell zu erreichen und bieten echte Erholung.
Wandern in der Eifel an Weiberfastnacht
Auch in der katholischen Eifel wird der Karneval mit Sitzungen und Umzügen gefeiert, etwa in Pitburg-Prüm, aber die Gefahr im Nationalpark Eifel auf kostümierte Spaßvögel zu treffen, tendiert gegen Null. Deswegen führt mein erster Tipp in den Wilden Kermeter, einen landschaftlich besonders reizvollen Teil des Nationalparks, und zur Abtei Mariawald, die an seinem Rand liegt.
Kostenlose Rangertour an der Abtei Mariawald
Wer bereits am Mittwoch vor Weiberfastnacht anreist, kommt in den Genuss einer kostenlosen Rangertour, die immer mittwochs am Parkplatz der Abtei Mariawald startet und in den Wilden Kermeter führen. Schön und günstig übernachten können Karnevalsflüchtlinge in der Jugendherberge Gemünd Vogelsang. Und es ist natürlich auch möglich, an Weiberfastnacht oder Rosenmontag einen spontanen Ausflug zu machen und auf eigene Faust den Rundwanderweg „Abtei Mariawald“ zu erkunden.
- Dauer der Tour: drei Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Extratipp: Einkehr zur Erbsensuppe in die Klosterschänke der Abtei Mariawald
- Hoteltipp: Neugrad Eifel – perfekt für Ruhesuchende*
Narrenfreier Mullerthal-Trail in Luxemburg
Direkt an der deutschen Grenze liegt die Kleine Luxemburger Schweiz – ein Wanderparadies. Die schönste Tour in der Region ist der Mullerthal-Wanderweg, der mit seinen bizarren Fels- und Bachlandschaften märchenhaft anmutet und perfekt für eine Karnevalsflucht ist.
- Länge: 112 km, eingeteilt in 3 Schleifen, plus vier Extratouren
- Schwierigkeitsgrad: für geübte Wanderer, nicht barrierefrei
- Extratipp: Likörverkostung auf Burg Beaufort, wo ein köstlicher Cassero von Hand hergestellt wird
Kostenloser Nahverkehr in Luxemburg
Seit 2020 sind in Luxemburg alle öffentlichen Verkehrsmittel, also Busse, Züge und Straßenbahnen, in der 2. Klasse kostenlos. Wer es clever anstellt, kann mit dem Deutschlandticket bis nach Wasserbillig an der deutsch-luxemburgischen Grenze fahren und da in den in den kostenlosen ÖPNV umsteigen.
Die Wallonie in der närrischen Zeit
Auch in der Wallonie finden traditionell Umzüge und farbenprächtige Veranstaltungen statt – allerdings sind die Feiern auf Ostbelgien begrenzt und lassen sich mit dem Treiben in den rheinländischen Karnevalshochburgen nicht vergleichen. Wer in die altehrwürdigen Städte der Region fährt, entkommt dem närrischen Treiben.
Karnevalsflucht 2024 nach Lüttich
In Lüttich herrscht zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch „Business as usual“. Die Stadt hat deutsche Traditionen, französischen Charme und eine ganz individuelle Identität. Dieser bunte Mix macht den Besuch in Lüttich so interessant. Allein die belgischen Pommes und das für die Wallonie typische Fruchtbier lohnen den Besuch. Foodies schätzen die köstliche Waffeln und Architekturfans die mittelalterlichen Prachtbauten, die rotgolden im Abendlicht strahlen.
- Anreise mit dem Zug von Düsseldorf: ca. 1,5 Stunden
- Anreise mit dem Zug von Köln: ca. 1 Stunde
- Anreise mit dem Zug von Aachen: ca. 30 Minuten
- Einkehrtipp: Die Brasserie C liegt idyllisch und bietet ausgefallene Braukunst
- Hoteltipp: Das Yust Liege* bietet individuellen Charme und eine zentrale Lage
Weiterlesen: Ein überraschender Tagesausflug nach Lüttich
Geheimtipp Namur – Kurzurlaub an Karneval
Dass Lüttich perfekt für eine Karnevalsflucht ist, hat sich im Rheinland mittlerweile herumgesprochen. Mein Tipp für eine Flucht in der närrischen Zeit ist deshalb Namur. Von Lüttich dauert es mit dem Zug nur rund 50 Minuten nach Namur. Die Hauptstadt der Wallonie liegt gleich an zwei Flüssen: an der Maas und der Sambre. Kleine und große Schiffe fahren auf ihnen und lange Flanierwege säumen ihre Ufer. Und auch abseits von Maas und Sambre hat die Stadt viel zu bieten: eine mittelalterliche Zitadelle, zu der eine hochmoderne, vollverglaste Seilbahn fährt. Schöne Schlösser, bedeutende Museen, lauschige Gärten und auch in der Hauptstadt spielt die Kulinarik natürlich eine große Rolle.
- Anreise mit dem Zug über Lüttich: ca. 50 Minuten
- Anreise mit dem Zug über Brüssel: ca. 1:20 Stunden
- Einkehrtipp: Das Restaurant „La Confluence“ liegt am Zusammenfluss von Maas und Sambre
- Hoteltipp: Das B & B Hotel Namur* hat zu Recht fabelhafte Bewertungen
Weiterlesen: Namur, Hauptstadt der Wallonie – Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps
Narrenfreiheit unter Tage in Maastricht
Maastricht gilt als eine der Karnevalshochburgen in Holland. Garantiert narrenfrei sind aber die Grotten von Sint Pietersberg. Unter der Stadt liegt eine versunkene Welt, die nur mit fachkundigen Guides betreten werden darf, denn das gigantische Gängegewirr wurde schon so manchem zum Verhängnis. An den Wänden hängen hunderte Kunstwerke und bereits die alten Römer haben in den Grotten Mergel, eine Art Kalkstein, abgebaut. Im zweiten Weltkrieg dienten sie als Versteck für Widerstandskämpfer und vor ein paar Jahren mal zur Zucht von Champions.
- Führungen: finden täglich statt und dauern ca. 1:10 Stunden
- Extratipp: Die Buchhandlung Dominicanen, Bücher in Kirchenkulisse
- Hoteltipp: Das Fitz Roy Urban Hotel, Bar and Garden ist ein Gesamtkunstwerk*
Weiterlesen: Maastricht – Grotten, Gotteshäuser und Geheimnisse
Geheimtipp Amersfoort in Holland
Das mittelalterliche Amersfoort liegt nur rund 25 Kilometer von Utrecht entfernt. Es bietet die pittoreske Kombination aus Grachten und Giebelhäusern, die Holland-Fans stets in Verzückung versetzt. Foto-Highlight ist das Koopelpoort, das Land und Wassertor der Stadt.
Der berühmteste Sohn der Stadt ist Piet Mondrian. Er wurde 1872 in ärmlichen Verhältnissen geboren. Der widrige Start ins Leben und später die Verheerungen des ersten Weltkrieges prägten den Künstler, der zu den Gründungsmitgliedern von „De Stijl“ zählt. Das Haus der Familie Mondrian liegt unmittelbar an einem Kanal. Was heute pittoresk anmutet, war damals riskant. Bei Hochwasser lief das alte Gebäude regelmäßig voll. Mondrians Geburtshaus ist heute ein Museum und ein Ort, an dem Design-Fans sich über die gelungene Karnevalsflucht freuen.
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