2021 wurden von der UNESCO elf europäische Heilbäder zum Weltkulturerbe erklärt. Darunter so berühmte Orte wie Karlsbad, Spa und Vichy, aber auch das kleine Bad Ems in Rheinland-Pfalz. Anderthalb Jahrhunderte kurte alles, was in Europa Rang und Namen hatte in Bad Ems: deutsche Kaiser, russische Zaren und Berühmtheiten wie Richard Wagner und Fjodor Dostojewski. Dann geriet das Städtchen an der Lahn in Vergessenheit. Und die mondänen Prachtbauten wirken heute manchmal ein wenig verlassen. Durch den Welterbestatus soll sich das jetzt ändern…
In historischer Pracht schwelgen
Pastellfarbene Fassaden mit üppigen Ornamenten und gusseisernen Balkonen – wenn ein Kurgast des 19. Jahrhunderts heute noch einmal in das Heilbad käme, könnte er sich sofort orientieren. Lediglich die Autos, die heute anstelle von Kutschen fahren, würden die Menschen furchtbar erschrecken. Dass sich das Stadtbild von Bad Ems in den letzten Jahrhunderten nicht verändert hat, war für die Anerkennung als Welterbe ausschlaggebend.
Prototyp eines europäischen Kurortes
Bad Ems gilt als Prototyp eines europäischen Kurortes: sie alle haben sich rund um eine Heilquelle entwickelt. Die kleinen, ländlichen Orte bauten im 18. und 19. Jahrhundert prunkvolle Trinkhallen, herrschaftliche Grand Hotels und lange Promenaden. Alles, was Rang und Namen hatte, flanierte entlang der Lahn: Adlige, Politiker und Künstler wollten sehen und gesehen werden – zwischen alten Bäumen, blühenden Beeten und verwunschenen Pavillons. Und alle babbelten Französisch; die Sprache der gebildeten Klassen jener Zeit.
Legendäre Quellen im Kurort
Heute schwer vorstellbar, aber damals schwor ganz Europa auf Trinkkuren. Die Menschen waren überzeugt, dass gegen jede Krankheit ein Wässerchen floss. Die beiden wichtigsten Quellen im Ort waren (und sind) der Kränchen- und Kesselbrunnen. Der Andrang an den Quellen war in den Sommermonaten des 19. Jahrhunderts gigantisch. Manchmal drängten sich hunderte Kurgäste gleichzeitig an den Quellen. Brunnenmädchen reichten ihren damals die Trinkbecher – gefüllt mit einem ganz speziellen Trunk: ein mineralisches Wasser mit Chlorit und Natrium, das als einzigartig in Europa gilt.
Den Andrang auf die Heilquellen gibt es nicht mehr. Genauso wenig wie adrette Brunnenmädchen. Doch noch immer sprudelt das gleiche Wässerchen aus goldenen Hähnen in einen Marmorbrunnen. Und wer mag, kann sein Glas darunter halten.
Hoteltipp: Das spektakuläre Grand Hotel Bad Ems
Aus dem historischen Kurhaus, das im 18. Jahrhundert als zweiflügelige Schlossanlage über den Quellen von Bad Ems erbaut wurde, ist ein modernes Hotel geworden: das Häcker Grand Hotel*.
Das Kaiserlich-Opulente ist geblieben. Dazu gehört auch der jahrhundertealte, glänzende Lahnmarmor, der überall verarbeitet wurde. Gelegentlich klopfen Besucher aus den arabischen Emiraten gegen die glänzenden Säulen und wundern sich, dass alles echt ist – Hotel-Chef Sascha Häcker erzählt gerne derlei amüsante Geschichten über das geschichtsträchtige Haus.
Bad Ems – Sehenswürdigkeiten
Die Auswahl an schönen, historischen Gebäuden in dem Städtchen ist gigantisch. Deshalb möchte ich euch hier nur eine Auswahl besonders schöner und überraschender Bauten vorstellen, die perfekte Fotospots abgeben. Denn eines ist garantiert: die Instagramability von Bad Ems. 🙂
Die russisch-orthodoxe Kirche von Bad Ems
Unmittelbar an der Lahn steht steht ein auffälliger Kuppelbau mit golden schimmernden Doppelkreuzen: die russisch-orthodoxe Kirche von Bad Ems. Dass es sie in dem Städtchen gibt, liegt an den vielen russischen Gästen, die früher hier kurten. Allen voran die Zarenfamilie – und auf deren Spuren kommen heute immer noch russische Besucher an die Lahn. Für sie, und russischstämmige Bewohner von Bad Ems, finden in der Kirche regelmäßig Gottesdienste statt.
Der russisch-orthodoxe Priester lebt gleich nebenan und ist regelmäßig im Ort unterwegs. Er trägt ein bodenlanges, schwarzes Gewand mit großem Kruzifix auf der Brust. Damit passt er wunderbar zur historischen Bausubstanz.
Schloss Balmoral
Nur einen Katzensprung von der Kirche entfernt thront ein weißes Schlösschen am Hang über der Lahn. Heute ist Schloss Balmoral ein Künstlerhaus, das Stipendien an Künstler aus aller Welt vergibt. Früher – so verkündet eine auffällige Plakette am Eingang – verbrachte Richard Wagner hier die Sommerfrische. Er arbeitete 1877 auf Schloss Balmoral an seiner Oper Parsifal. Und war damit in bester Gesellschaft. Auch der berühmte russische Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski, der insgesamt vier Mal in Bad Ems kurte, schrieb hier an seinem bedeutendsten Werk: die Brüder Karamasow.
Der Marmorsaal
Der Marmorsaal ist, wie der Name schon sagt, aus Marmor. Genau genommen aus Lahnmarmor, der unweit von Bad Ems an der Lahn gewonnen wird. Überall in dem großen Saal glänzt und glitzert es. Der Marmorsaal war damals – und ist es heute noch – das kulturelle Zentrum von Bad Ems, wo viele Aufführungen stattgefunden haben. Kaiser und Könige haben sich hier bei Kunst und Kultur vergnügt. Jacques Offenbach diente hier einige Jahre als Konzertmeister und hat hier einige seiner Werke uraufgeführt. Der Marmorsaal ist ein weiterer schöner Fotospot, wie ich finde.
Mit der Kurwaldbahn zur Bismarckhöhe
Allein die Fahrt ist bereits ein Vergnügen, denn die Seilbahn ist eine der steilsten weltweit. Während der kurzen, nur zweiminütigen Fahrt eröffnen sich spektakuläre Ausblicke auf den Kurort – und oben angekommen, bietet sich ein perfektes Panorama. Der Talblick ist mein nächster Tipp für ein instagramtaugliches Foto.
Geheimtipp: Ayurveda- und Lahntalklinik in Bad Ems
Das Thema Gesundheit spielt natürlich noch heute im Kurort eine große Rolle. Nur ganz anders als es die Kurgäste früherer Tage kannten. Unmittelbar am Grand Hotel schließt sich heute eine Ayurvedaklinik an – wer es sich leisten kann, checkt in der Privatklinik ein und macht eine sogenannte Panchakarma-Kur zur Entgiftung und Revitalisierung. Kassenpatienten finden sich in der Lahntalklinik wieder, die stationäre Reha- und Anschlussmaßnahmen anbietet. Orthopädische Erkrankungen sind der Schwerpunkt der Klinik – und wer wieder auf die Beine kommt, kann auf schönen, einfachen Wegen im Kurpark und der angrenzenden Flusslandschaft wandern.
Weiterlesen – die Region erkunden….
Nur wenige Kilometer von dem neuen Welterbe entfernt liegt eine der schönsten deutschen Regionen: der Romantische Rhein – die 7 schönsten Orte erleben.
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