London ist fraglos faszinierend. Aber genauso fraglos ist die Metropole überlaufen und überteuert. Wer Mode und Musik, Pubs und schräge Typen mag, findet sie auch in anderen englischen Städten. Und dazu eine authentische Atmosphäre, die weniger touristisch geprägt ist. Hier kommen drei Vorschläge für einen Städtetrip nach England, der alles bietet, was wir an der Insel lieben.
1 – Städtetrip nach England: Geheimtipp Leeds
Leeds ist so eng mit Musik verknüpft wie Liverpool. Bietet ähnlich ausgefallene Shopping-Möglichkeiten wie London und begeistert mit einer spektakulären Architektur: Prachtbauten reihen sich in der Stadt aneinander, ihre backsteinfarbenen Fassaden leuchten im Abendlicht und sämtliche Gebäude sind in einem hervorragenden Zustand. Zur architektonischen Schönheit kommen freundliche Bewohner und erschwingliche Preise. Das vielleicht größte Vergnügen in Leeds ist Shopping – denn die Einkaufscenter gleichen hier Palästen.
Schöner Shoppen
Mosaik schmückt die Böden. Mahagoni die Fensterrahmen. Und große Buntgläser die Decken. Die Kathedralen des Kommerzes sind in Leeds nahezu anbetungswürdig. Bereits das Kaffeetrinken an diesen Orten ist ein Vergnügen. Aber natürlich kommt die große Mehrzahl der Besucher, um Fashion-Göttern wie Vivienne Westwood oder Calvin Klein zu huldigen: Ihr schönster Tempel ist die preisgekrönte Shoppingmall Victoria Gate.
Nicht minder beeindruckend ist die historische Getreidebörse, die heute ebenfalls als Einkaufszentrum dient. 1864 im viktorianischen Stil erbaut, hat der opulente Rundbau ein gläsernes Dach. Sonnenlicht flutet durch es hindurch und erhellt das Innere. Die spektakuläre Glaskonstruktion diente einem ganz speziellen Zweck: die Händler sollten auf den ersten Blick sehen, wie es um die Qualität des Getreides steht.
Leeds ist ein Lebensgefühl
Statt Körnern werden in der Börse heute Kleidungsstücke unter die Lupe genommen. Die früheren Büro- und Lagerräume sind mittlerweile Kleidergeschäfte. Catsuits mit Nadelstreifen, Ponchos mit Fransen, bunte Taschen und hohe Stiefel – die Mode ist ausgefallen und bezahlbar. Vor den Ladentüren wird Kaffee ausgeschenkt. Und Musik dringt aus unsichtbaren Lautsprechern. Shopping ist in Leeds ein Erlebnis!
Hoteltipp für Leeds
Das Radisson Blu in Leeds* ist ein früheres Fabrikgebäude und steht unter Denkmalschutz. Das Hotel hat einen sensationellen Frühstücksbereich, der Industrie-Architektur mit modernen Design-Elementen verknüpft, und liegt mitten im Geschehen. Zu Victoria Gate ist es nur ein Katzensprung und auch spannende Restaurants und Museen befinden sich unmittelbar vor der Hoteltür.
Weiterlesen: Ein ausführliches Portrait von Leeds, das einen Städtetrip nach England rund ums Jahr lohnt, gibt es hier.
2 – Städtetrip nach England: Brighton by the sea
Das Seebad Brighton wird von seinen Bewohnern liebevoll „London by the sea“ genannt. Wer die Stadt besucht, wird von einer maritimen Geräuschkulisse begrüßt. Hunderte Möwen schreien. Untermalt vom Wellenschlag der Nordsee und dem Lachen fröhlicher Menschen. Brighton ist nicht nur schön, sondern auch lebendig. Die Stadt rühmt sich, genauso viele Theater, Restaurants, Clubs und Museen wie London zu besitzen. Was ihr den Spitznamen „London by the sea“ eingebracht hat. Und weil im überschaubaren Seebad alles nah beieinander liegt, muss sich auch niemand in überfüllte Busse oder Bahnen zwängen.
Flanieren und inhalieren
Brighton lässt sich mühelos zu Fuß erkunden – und anfangen sollte man an der kilometerlangen Seepromenade. Hier flanieren Einheimische und Urlauber, genießen die frische Seeluft und einen warmen Tee. Absoluter Hingucker ist der letzte verbliebene Pier von Brighton – wobei er auf Distanz am schönsten ist. Je näher man kommt, desto lauter und voller wird es. Entlang der endlosen Promenade gibt es aber auch viele ruhige und gemütliche Einkehrmöglichkeiten.
Spannender Mix beim Städtetrip nach England
Deutsche Touristen haben Brighton in den letzten Jahren zu schätzen gelernt. Neben der Bäderarchitektur fasziniert die Vielfalt der Stadt: windschiefe Fish & Chips Buden liegen neben hippen Edelrestaurants. Einfache Unterkünfte wechseln sich mit Luxus-Herbergen ab: etwa das geschichtsträchtige Grand Hotel*, das 1984 zum Ziel eines Bombenattentats der IRA wurde. Letztlich ist es die Mischung aus historischen und modernen Elementen, die in Brighton begeistert.
Hoteltipp für Brighton
Im Grand Hotel lässt es sich wunderbar nächtigen* – umrauscht von Wellen und Möwen. Der Prachtbau liegt unmittelbar an der Seepromenade. 1864 im viktorianischen Stil errichtet, residierte hier jahrzehntelang die britische Upper Class. Heute ist das Luxus-Hotel auch für Normalverdiener erschwinglich.
Bollywood in Brighton
Eine perfekte Kombination aus historischem Ambiente und modernem Lebensgefühl bietet der Royal Palace mit seinen Gärten. Hier picknicken die Bewohner, Jongleure zeigen ihre Kunst und Musiker ihr Können. Der Palast selbst ist ein imposantes Fantasieschloss. Geschaffen wurde es von König Georg IV. Der Monarch lebte von 1762 – 1830 und hatte zwei Spitznamen: „Partykönig“ und „Playboykönig“. Er war ein großer Mäzen der Künste, für Politik zeigte er hingegen nicht das geringste Interesse, was seine Zeitgenossen gegen ihn aufbrachte.
Weiterlesen: Nicht in England, aber in Schottland gibt es eine weitere Stadt, die sträflich unterschätzt wird: Glasgow bietet Musik, Architektur und Kultur.
3- Städtetrip nach England: Manchester
Manchester ist für drei Dinge berühmt: Fußball, Musik und Shopping. Und zusätzlich hält die Stadt für deutsche Besucher noch ein paar Überraschungen parat. Wer kein Fan von Manchester United ist, hat sich womöglich noch nie Gedanken über Manchester gemacht. Was eindeutig ein Fehler ist. Denn die ehemals schmuddelige Industriestadt ist ein Architektur- und Kulturmekka. Auch und gerade fernab der touristischen Flaniermeilen.
Wenig erwarten, viel bekommen beim Städtetrip nach England
Ein Ort, an dem Besucher den typischen Geist der Stadt finden, ist das Kaufhaus „Afflecks.“ Das ehemalige Lagerhaus bietet auf fünf Etagen alte Plattenläden, skurrile Präsente und provokante Mode, die es origineller selbst in London nicht gibt. Designer verkaufen hier ihre Entwürfe, mit denen sich Promis auf Premieren und Hausfrauen auf Hochzeiten schmücken. Das verrückt-liebenswerte „Afflecks“ liegt im Northern Quarter von Manchester.
Erlebnis „Northern Quarter“
In dem Viertel herrscht ein chaotisches Durcheinander von unterschiedlichen Baustilen und -epochen. Da es in Großbritannien kaum Beschränkungen für Grundbesitzer gibt, werden im Northern Quarter alte Fabrikgebäude mit modernen Designelementen verschönt. Neben Neubauten stehen abbruchreife Baracken. Und gigantische Wandgemälde zieren die Fronten ehemaliger Lagerhäuser. Wer gut und günstig ausgehen möchte, ist in dem kreativen Viertel richtig.
Deutsche Spuren in Manchester
Überraschenderweise stoßen Urlauber in Manchester an vielen Orten auf deutsche Spuren. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieg hatte die Stadt eine große deutsche Gemeinschaft, die sich besonders in der Musik, Medizin und an den Universitäten hervortat. Es gibt sogar spezielle Touren, die sich diesem Thema widmen. Im Mittelpunkt der Führung stehen Deutsche, die in Manchester gewirkt haben. Allen voran Friedrich Engels.
Friedrich Engels in Manchester
Engels Vater hatte ihn nach Manchester geschickt, damit er in der dortigen Dependance der Firma arbeitete. Aber der großbürgerliche Vater hätte den kritischen Denker an keinem unpassenderen Ort schicken können: Manchester galt Mitte des 19. Jahrhunderts als Zentrum des Frühkapitalismus. Abertausende Arbeiter schufteten hier unter schrecklichen Bedingungen und hausten in Slums. Die katastrophalen Lebensumstände der Textilarbeiter sollten Engels Weltanschauung für immer prägen. Die Touren führen auch nach Chetham’s – einer wunderschönen alten Bibliothek. Zwischen jahrhundertealten Büchern pflegte Engels hier in einer Nische zu sitzen und zu arbeiten – oft zusammen mit Marx. Engels Wirkungsort kann heute kostenlos besichtigt werden und gleicht einer nostalgischen Zeitreise.
Hoteltipp für Manchester
In Manchester wurden die früheren Industriegebäude auch in stilvolle Hotels umgewandelt. Ich habe im „ABode Manchester“ übernachtet und war von der früheren Textilfabrik* aus dem 19. Jahrhundert begeistert. Die Zimmer sind ausgesprochen stylisch, das hoteleigene Restaurant ist hervorragend und gleich vor der Haustür liegen trendige Shops.
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