Ihr mögt keine überlaufenen Orte? Ärgert euch über Spitzenpreise in den Hotels? Und möchtet die schönen, deutschen Landschaften lieber ungestört genießen? Dann reist doch einfach antizyklisch – wenn sich die Städte und Strände leeren, wird Deutschland erst richtig schön. Mir sind ein paar Wolken und gelegentliche Schneeflocken jedenfalls deutlich lieber als Besuchermassen, die in Bussen angekarrt werden. Wenn es euch auch so geht, kommen hier meine Tipps, wo ihr 5 x Winterzauber in Deutschland erleben könnt.
1.) Bayerns Bester – der Tegernsee
Eine dichte Schneedecke liegt über den Dächern. Äste biegen sich unter der weißen Pracht. Und als kleiner Farbklecks schaut ein gelber Kirchturm aus dem ganzen Weiß hervor. Die Winterzeit am Tegernsee ist deutlich ruhiger und deshalb – zumindest meiner Meinung nach – wesentlich genussvoller. Am verlassenen Seeufer spazieren gehen, die frische Luft einatmen und den dichten Nebel bewundern – dieses Wintervergnügen gibt es kostenlos am Tegernsee.
Während des Spaziergangs beginne ich zu sinnieren, wo ich mir das nächste Heißgetränk gönne. Der Tegernsee hat sich als „Genussregion“ etabliert: es gibt viele Gourmet-Restaurants, aber auch einige Betriebe, die deftige, regionale Kost anbieten. Obwohl der Tegernsee nur 50 Kilometer von München entfernt liegt, ist die Region noch sehr landwirtschaftlich geprägt.
Genuss in der Naturkäserei
Die Naturkäserei Tegernseerland bietet alles unter einem Dach: Herstellung, Verkauf und Gastronomie. Bei Führungen lernt ihr mehr über die Kunst der Käseherstellung. Im urigen Gastraum könnt ihr euch durchs Sortiment futtern. Und an der Theke gleich noch für zuhause eindecken. Das Genuss-Erlebnis in der Naturkäserei gibt es zu durchweg moderaten Preisen. Der Betrieb ist genossenschaftlich organisiert und um eine ökologische, sozialverträgliche Landwirtschaft bemüht.
Mein Tipp: probiert einmal den würzigen „Tegernseer Bergkas“.
Winterzauber in Deutschland am Tegernsee
Am Tegernsee gibt es viele ansprechende Hotels auf vier oder fünf Sterne-Niveau. Doch wenige sind so schön gelegen und haben eine so spannende Geschichte wie der Leeberghof.* Allein das historische Gebäude mit den vielen Malereien und Verzierungen hat mich begeistert. Dazu der unverstellte Seeblick und die urig-bayrische Atmosphäre. Mir ist es immer wichtig, dass ein Hotel „stimmig“ ist. Dass es den Geist der jeweiligen Region atmet. Natürlich ist die Übernachtung in dem schönen Haus nicht ganz günstig. Hier könnt ihr die Preise checken und weitere Details sehen*.
2.) Willingen – das höchste Hochsauerland
Rund um Willingen liegen gleich elf Achthunderter. Es ist also nicht übertrieben, wenn die Willinger von Ihrem Ort als dem „höchsten Hochsauerland“ sprechen. Und mit dieser Topographie ist Willingen natürlich wie geschaffen für den Deutschen Winterwandertag, der hier 2015 zum ersten Mal stattgefunden hat. Vom 17.-21. Januar 2019 gibt es wieder winterliche Wandertage in der Region: Mit sieben geführten Touren, die durch die (hoffentlich) tief verschneite Landschaft führen.
Wandern im Winter
In Willingen gibt es 40 Kilometer präparierte Winterwanderwege, die durch die malerischen Berge und Täler der Region führen. In richtigen Wintern herrschen in der Region geradezu skandinavische Verhältnisse. Deshalb gilt Willingen vielen Naturfreunden als einer der schönsten Mittelgebirgsorte Deutschlands. Die Winterluft ist hier klar und frisch und sorgt zudem für eine phantastische Fernsicht.
Diesen Anblick findet ihr beim Hochheideturm von Willingen. Bereits die Seilbahnfahrt auf den Berg ist ein Vergnügen. Oben auf dem Berg könnt ihr dann den Winter in seiner ganzen Pracht genießen.
Wichtige Info: Willingen ist nicht nur ein Natur-, sondern auch ein Partymekka. Auf den vielen Wanderwegen werdet ihr den Feierwütigen sicherlich nicht begegnen, aber im Ort und im Hotel kann das passieren. Deshalb informiert euch im Vorfeld genau über das örtliche Veranstaltungsprogramm, wenn ihr keine Lust auf Rambazamba habt.
3.) Winterzauber in Deutschland – Potsdam
Selbst an verhangenen Wintertagen strahlt Schloss Sanssouci noch in einem fröhlichen Gelb. Umrahmt von gepflegten Gärten und alten Bäumen gilt Sanssouci vielen Menschen als wichtigste Hinterlassenschaft von Friedrich dem Großen. Das Schloss war für den König ein wichtiges Refugium, in das er sich regelmäßig zurückzog, begleitet von seinen geliebten Hunden.
Friedrich liebte den Ort so sehr, dass er hier auch begraben werden wollte – doch den Wunsch erfüllten seine Zeitgenossen ihm nicht. Erst nach einer langen Odyssee wurde der Preußenkönig 1991 hier begraben. Und auf der Grabplatte liegen seither lauter Kartoffeln. Bewunderer des „Alten Fritz“ bringen so ihre Verehrung zum Ausdruck.
Der Kartoffel-König
Friedrich galt seiner Nachwelt mal als Aufklärer, mal als Tyrann. Zum Kriegshelden wurde er genauso stilisiert wie zum Kulturschaffenden. Aus zwei Gründen können ihm aber auch kritische Geister Respekt zollen: wegen der vielen schönen Bauwerke, die er hinterlassen hat und wegen seiner Verdienste um die Kartoffel. Dank ihrer wurden die Menschen nach dem siebenjährigen Krieg vor einer Hungersnot bewahrt. Selbst gegessen hat der frankophile König die hässlichen Knollen deshalb aber noch lange nicht.
Schöne Stadt voller Überraschungen
Auch wenn Sanssouci – das Schloss ohne Sorge – Friedrichs Lieblingsort war, ließ er auch viele andere Gebäude in Potsdam errichten bzw. verschönern. Dabei holte er sich überall auf der Welt Inspiration. So soll das Stadttor beispielsweise von einem schottischen Schloss inspiriert sein. Auch um das charmante holländische Viertel der Stadt hat er sich verdient gemacht. Wo früher niederländische Handwerker und Kaufleute lebten, finden sich heute kleine Geschäfte und Cafés. All das könnt ihr – wie ich – in den untouristischen Wintermonaten in Ruhe besuchen und bewundern.
4.) Winter-Wohlfühlmomente auf Sylt
Zugegeben: Menschenleer ist Sylt auch im Winter nicht. Aber außerhalb der Weihnachtszeit habt ihr in diesen Monaten sehr viel mehr von der Inselnatur. Könnt euch an Wind und Wellen. Sonne, Regen und sogar gelegentlichen Eisschollen am Strand erfreuen.
Winterzauber in Deutschland – Sylter Strand-Schauspiele
Wart ihr schon mal im Januar auf Sylt? Ich konnte mich gar nicht satt sehen an den Winterfarben der Nordsee. Denn erst wenn die Urlauber-Heerscharen verschwinden, kommt die ganze Schönheit der Insel zu Tage. Ich habe in dieser Woche jedenfalls deutlich mehr Schafe als Menschen am Ellenbogen angetroffen, was ich ganz wunderbar fand.
Weiterlesen: Mehr zu Winter Wellness auf Sylt findet ihr hier.
Besonders schön ist, dass die Hotelpreise in den Wintermonaten günstiger werden. Und sogar luxuriöse Wellness-Hotels wie das A-Rosa Sylt* in den Bereich des Bezahlbaren kommen. Das Haus liegt in List – ganz an der Nordspitze der Insel. Nur ein paar Dünen trennen den voll verglasten Wellnessbereich von der Nordsee. Und noch näher kommt ihr dem Meer im Hotelschwimmbad. Der 31 Meter lange Pool endet mitten in den Dünen. Die Luft riecht salzig. Und das Meerwasser prickelt angenehm auf der Haut. Ich war selten so entspannt wie in dem Hotel in den Dünen*.
Info: Die günstigen Winterpreise gelten natürlich nicht für Weihnachten und Silvester! 🙂
5.) Unterirdisches Märchenschlosses im Bilsteintal
Diese Veranstaltung heißt sogar „Winterzauber“. Deshalb möchte ich sie euch nicht vorenthalten. Sie führt in ein verwunschenes Tal und eine geheimnisvolle Höhle. Zu Beginn der abendlichen Exkursion bekommt jeder Teilnehmer eine leuchtende Laterne in die Hand; dann marschiert die Gruppe als wanderndes Lichtermeer durch den Wald. Bereits diesen Spaziergang im Dunklen habe ich als sehr stimmungsvoll empfunden.
Ziel und Höhepunkt der Führung ist die Bilsteinhöhle – ein weit verzweigtes Höhlensystem, in dem Aufsehen erregende Funde gemacht wurden. Bereits in der Steinzeit haben hier Menschen gelebt und in späteren Jahrhunderten hielten Bären in der Höhle ihren Winterschlaf. Mit ein wenig Fantasie erkennt ihr in den skurrilen Felsformationen Zwerge, Mütter mit ihren Kindern oder sogar ganze Städte. Es gibt klaustrophobisch enge Gänge, durch die ihr gebückt laufen müsst, um dann unverhofft wieder in großen Räumen zu stehen.
Winterzauber in Deutschland im Sauerland
In den größten der unterirdischen Räume sind lange Treppen hineingebaut worden. Dadurch wirkt er wie die Empfangshalle eines Märchenschlosses. Links und rechts der Treppen stehen Kunstwerke – gebildet aus Stalaktiten und Stalagmiten. Der märchenhafte Eindruck wird durch dezentes Licht verstärkt und lässt die Steine in vielen verschiedenen Farben schimmern. Zum Abschluss der Höhlentour wird Glühwein zusammen mit Plätzchen serviert. Ein winterliches Vergnügen, das einen ganz besonderen Zauber entfaltet.
* Bei den Werbe-Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Das sind Partnerprogramme mit Unternehmen – wenn ihr über den Link auf meiner Seite ein Hotel bucht oder ein Buch kauft, bekomme ich eine kleine Provision. Für euch ist es keinen Cent teurer, aber für Blogger sind diese Einnahmen wichtig, um den Blog überhaupt betreiben zu können.
Tanja meint
Liebe Antje,
ich lese hier grad rein und du sprichst mir aus dem Herzen.
Ich beschäftige mich seit gut 2-3 Jahren bewußt mit dem Thema Overtourism und antizyklisch Reisen.
Unterbewußt reise ich schon sehr lange so… wie gesagt unterbewußt.
Denn mich haben die „Hotspots“ auch schon früher nicht so wirklich gereizt.
Schöne Tipps hast du hier gelistet… 🙂
Es gibt so viele tolle Winterziele in Deutschland – die viele gar nicht so auf dem Zettel haben. 🙂
Viele Grüße
Tanja
Antje meint
Liebe Tanja,
du bringst es auf den Punkt! Vielen Dank für deinen Kommentar.
LG
Antje